Die Kinder der Dunkelelfen lernen schnell. Sie lernen zu gehorchen, den Peitschen der Priesterinnen auszuweichen, dafür zu sorgen, dass sie andere Rücken treffen. Und so lernen sie auch, Lloth zu gefallen, der fleischformenden dunklen Mutter, dem vielbeinigen Monster, dem zu Ehren die Dunkelelfen am Abgrund tanzen.
Die Stadt, in die Lya'nyrae geboren wurde, war klein. Drei Häuser kämpften um die Vorherrschaft über einen lukrativen Handelsposten, der den Kern der Siedlung bildete. Edle Metalle aus den Minen der Zwerge wurden hier von kunstfertigen Händen in Schmuck und Waffen verwandelt und um teure Münze weiter verkauft.
Als Tochter einer Sargtlin wurde sie in das dritte Haus geworfen und hier hatte man keine Energie übrig, um sie auf jemanden am Ende der Nahrungskette zu verschwenden.
Aber sie war eine Jalil und das war gut. Sie verstand rasch warum, wenn sie beobachtete, welches Leben ihre Brüder führten.
Lya lernte zu laufen. Sich zu verstecken. Und zuzuschlagen, wenn es notwendig war. Denn der Machtkampf des Nachwuchs um die wenige Aufmerksamkeit und die Ressourcen, die dem Haus zur Verfügung standen, war hart. Es war bei einer dieser Gelegenheiten, dass sie noch etwas lernte: Es kam darauf an, wen man schlug, und vor allem wer dabei zusah.
Sie hatte eine hochgeborene Schwester verprügelt und sich erwischen lassen. Die Strafe dafür war hart, aber sie war auch ihr Weg aus der Bedeutungslosigkeit.
Man gab sie dem Waffenmeister des Hauses.
Sie sollte Disziplin lernen. Eine Weile lernte sie vor allem einzustecken, nicht jeder Provokation zu folgen. Und als sie ihren blinden Zorn und das beißende Gefühl der Machtlosigkeit in den Griff bekam, begann der Waffenmeister sie wirklich zu lehren.
Es war wie ein Erwachen. Ihr Körper glühte im Tanz der Klingen. Sie liebte die Herausforderung, die völlige Erschöpfung der Muskeln, das wilde Mobilisieren der letzten Reserven.
Und sie liebte den Waffenmeister - seinen Körper und seine geschmeidige Weigerung, ihre Überlegenheit als Jalil anzuerkennen. Liebe unter Dunkelelfen war natürlich eine lächerliche Vorstellung. Loyalität war sinnvoll, solange es allen Beteiligten Nutzen versprach. Gemeinsame Ziele hielten die Gesellschaft aufrecht und natürlich ein wenig gemeinsamer Genuss. Heißer, gieriger Genuss, der umso herrlicher war, weil er einem immerwährenden Spiel um die Oberhand folgte.
Und Lya war noch jung genug, um den Genuss des Moments dem langfristigen Plan vorzuziehen.
Aber Stabilität und Stillstand waren nicht, was der dunklen Mutter Lloth gefiel. Und hinter den Kulissen hatte die Ilharess des dritten Hauses einen Plan geschmiedet. Sie hatte etwas in ihrem Besitz, dass ihr das Ohr des Anführers eines Söldnertrupps sicherte und damit auch die Klingen, die unter seinem Befehl standen.
Und sie hatte genug davon, die Letzte zu sein. Das zweite Haus war wohlhabend und fett geworden, die Ilharess nachlässig.
Es wurde Zeit, das Chaos zu entfesseln.
(tbc)
L'ssinjin malar - Der süße Kampf
Re: L'ssinjin malar - Der süße Kampf
Das zweite Haus war nicht mehr, sein Name schon aus dem Gedächtnis der Stadt gelöscht.
Lya atmete schwer, das wilde Feuer des Kampfes noch in ihren Gliedern, die Hitze der Flammen auf der schweißbedeckten Haut. Selbst das Brennen des Schnittes an ihrer Wange war willkommen, schmeckte süß wie der Sieg.
Teile des Komplexes brannten, andere waren eingestürzt. Hier, im großen Saal, war es zu Ende gegangen. Die Ilharess war tot, verbrannt von den Faern. Und die letzten beiden Priesterinnen waren fluchend und vergeblich nach Lloth rufend, unter den Säbeln des Waffenmeisters gestorben.
Szordrin stand über ihren Leichen, gab Befehle an eine Gruppe Sargtlin aus, die die Gemächer des Hausadels nach Überlebenden durchkämmen sollten. Als er ihren Blick auffing, lächelte er träge. Lya wusste, was der Ausdruck in seinen rot glühenden Augen bedeutete und die Vorfreude pulsierte intensiv in ihr.
Da betrat die Ilharess den Saal.
Alle außer ihren beiden Leibwachen sanken ehrfürchtig auf ein Knie, Köpfe neigten sich. Lya spähte in ihre Richtung. Klein und feingliedrig wie das Oberhaupt des nunmehr zweiten Hauses war, wäre es einfach gewesen, sie zu unterschätzen. Aber auch die Mutter Oberin hatte gekämpft, wie das Blut an ihrer eleganten, spinnenseidenleichten Rüstung verriet.
Die Ilharess ließ den intensiv purpur glimmenden Blick anerkennend über ihre Krieger gleiten, bedachte jeden einzeln.
Dann schlenderte sie auf Szordrin zu. "Du hast mir gut gedient, Waffenmeister. Ich werde deinen Anteil am Sieg nicht vergessen."
Sie neigte sich zu ihm hinab und wisperte etwas an seinem Ohr. Ein feines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Und Lya wusste, dass er in dieser Nacht nicht zu ihr kommen würde.
Eifersucht war ähnlich nutzlos wie Liebe, redete sie sich ein, und nach einer blutigen Schlacht wie dieser, waren Partner im süßen Tanz der Kissen einfach zu finden. Aber der Stich saß dennoch tief.
Sie war nicht die Einzige, die still beobachtete. Der Anführer der Söldner, ein ungewöhnlich großer, eleganter Jaluk namens Zvar, verzog das Gesicht. In seinen Augen glomm ein Funke. Lya sah es und speicherte diesen Blick ab. Sie war nicht die Einzige, der die Verbindung zwischen der Ilharess und dem Waffenmeister missfiel.
Eine kurze Zeit der Stabilität folgte.
Ihr Haus absorbierte die Reichtümer des besiegten Feindes, die Sklaven und Handwerker. Und der Söldnertrupp blieb, gut bezahlt, um für Abschreckung zu sorgen. Denn das erste Haus wurde unruhig. Zu Recht.
Lya wurde zunehmend nervös. Etwas stimmte nicht, aber sie fand keine handfesten Belege dafür. Szordrin kam nicht mehr in ihr Bett und schlimmer für sie - er hörte nicht mehr zu. Seine Zeit wurde von der Mutter Oberin absorbiert, von Plänen und Intrigen, von denen nur Gewisper an ihr Ohr drang.
Das wenige, was sie hörte, gefiel ihr nicht. Es waren abgehobene Ideen, alle auf die Loyalität des Söldnertrupps gestützt, dessen Anführer beständig lächelte.
Misstrauisch geworden, verfolgte sie dessen Schritte. Aber bei aller aufgesetzter Höflichkeit war er ein geschmeidiger Schatten, der immer wieder aus ihrem Blickfeld glitt. All ihre Instinkte schrien Alarm. Sie musste jemanden warnen.
"Szordrin." Der breitschultrige Waffenmeister tat, als hätte er sie nicht gehört, schritt weiter zielstrebig den leeren Gang entlang. "Szordrin!" Lya war mit zwei Schritten bei ihm und hielt ihn am Unterarm fest.
Er wandte sich unwillig um. Rot glimmende Augen musterten sie. "Sargtlin. Ich habe es eilig", sagte er von oben herab. "Die Mutter Oberin wartet."
Den impulsiven Zorn über diese Herablassung schluckte sie mühsam. Das hier war wichtiger. "Hör mir zu. Der große Bastard plant etwas."
"Zvar? Der Söldner?" Er schnaubte. "Natürlich plant er etwas."
"Ich weiß, dass ihr das erste Haus angreifen wollt", sagte sie scharf. "Aber er wird uns verraten."
Da wurden seine Augen schmal. "Ich habe ihn unter Kontrolle, Lya. Du nimmst dir zu viel heraus. Du gehorchst und hältst ansonsten den Mund. Verstanden?"
Ihr Zorn gewann.
Sie rammte die Schulter gegen seine Brust, schob ihn auf die Wand zu. Kam Nase an Nase mit ihm. "Darf ich reden, wenn er die Mutter Oberin und dich umgebracht hat?", fauchte sie.
Seine Augen blitzten zornig, aber nun sah er sie an. Sah sie wirklich. Für einen Moment stieg Hoffnung in ihr auf. Aber dann kam einer der anderen Sargtlin um die Ecke und musterte die beiden mit interessiert gehobenen Brauen.
Szordrin stieß sie so grob von sich, dass sie strauchelte.
"Abtreten, Sargtlin", befahl er.
Für einen Moment zögerte sie. Dann senkte sie grollend den Kopf und überkreuzte die Arme im militärischen Salut vor der Brust.
"Waffenmeister."
Mit harten Schritten eilte sie davon, spürte seinen stechenden Blick in ihrem Rücken. Nun hatte sie nicht nur dabei versagt, ihn zu warnen. Sie hatte ihn sich zum Feind gemacht.
Dumm. So dumm.
Verrat und Wandel lagen in der Luft. Und Lya würde nicht wegen der Dummheit anderer sterben.
Lya atmete schwer, das wilde Feuer des Kampfes noch in ihren Gliedern, die Hitze der Flammen auf der schweißbedeckten Haut. Selbst das Brennen des Schnittes an ihrer Wange war willkommen, schmeckte süß wie der Sieg.
Teile des Komplexes brannten, andere waren eingestürzt. Hier, im großen Saal, war es zu Ende gegangen. Die Ilharess war tot, verbrannt von den Faern. Und die letzten beiden Priesterinnen waren fluchend und vergeblich nach Lloth rufend, unter den Säbeln des Waffenmeisters gestorben.
Szordrin stand über ihren Leichen, gab Befehle an eine Gruppe Sargtlin aus, die die Gemächer des Hausadels nach Überlebenden durchkämmen sollten. Als er ihren Blick auffing, lächelte er träge. Lya wusste, was der Ausdruck in seinen rot glühenden Augen bedeutete und die Vorfreude pulsierte intensiv in ihr.
Da betrat die Ilharess den Saal.
Alle außer ihren beiden Leibwachen sanken ehrfürchtig auf ein Knie, Köpfe neigten sich. Lya spähte in ihre Richtung. Klein und feingliedrig wie das Oberhaupt des nunmehr zweiten Hauses war, wäre es einfach gewesen, sie zu unterschätzen. Aber auch die Mutter Oberin hatte gekämpft, wie das Blut an ihrer eleganten, spinnenseidenleichten Rüstung verriet.
Die Ilharess ließ den intensiv purpur glimmenden Blick anerkennend über ihre Krieger gleiten, bedachte jeden einzeln.
Dann schlenderte sie auf Szordrin zu. "Du hast mir gut gedient, Waffenmeister. Ich werde deinen Anteil am Sieg nicht vergessen."
Sie neigte sich zu ihm hinab und wisperte etwas an seinem Ohr. Ein feines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Und Lya wusste, dass er in dieser Nacht nicht zu ihr kommen würde.
Eifersucht war ähnlich nutzlos wie Liebe, redete sie sich ein, und nach einer blutigen Schlacht wie dieser, waren Partner im süßen Tanz der Kissen einfach zu finden. Aber der Stich saß dennoch tief.
Sie war nicht die Einzige, die still beobachtete. Der Anführer der Söldner, ein ungewöhnlich großer, eleganter Jaluk namens Zvar, verzog das Gesicht. In seinen Augen glomm ein Funke. Lya sah es und speicherte diesen Blick ab. Sie war nicht die Einzige, der die Verbindung zwischen der Ilharess und dem Waffenmeister missfiel.
Eine kurze Zeit der Stabilität folgte.
Ihr Haus absorbierte die Reichtümer des besiegten Feindes, die Sklaven und Handwerker. Und der Söldnertrupp blieb, gut bezahlt, um für Abschreckung zu sorgen. Denn das erste Haus wurde unruhig. Zu Recht.
Lya wurde zunehmend nervös. Etwas stimmte nicht, aber sie fand keine handfesten Belege dafür. Szordrin kam nicht mehr in ihr Bett und schlimmer für sie - er hörte nicht mehr zu. Seine Zeit wurde von der Mutter Oberin absorbiert, von Plänen und Intrigen, von denen nur Gewisper an ihr Ohr drang.
Das wenige, was sie hörte, gefiel ihr nicht. Es waren abgehobene Ideen, alle auf die Loyalität des Söldnertrupps gestützt, dessen Anführer beständig lächelte.
Misstrauisch geworden, verfolgte sie dessen Schritte. Aber bei aller aufgesetzter Höflichkeit war er ein geschmeidiger Schatten, der immer wieder aus ihrem Blickfeld glitt. All ihre Instinkte schrien Alarm. Sie musste jemanden warnen.
"Szordrin." Der breitschultrige Waffenmeister tat, als hätte er sie nicht gehört, schritt weiter zielstrebig den leeren Gang entlang. "Szordrin!" Lya war mit zwei Schritten bei ihm und hielt ihn am Unterarm fest.
Er wandte sich unwillig um. Rot glimmende Augen musterten sie. "Sargtlin. Ich habe es eilig", sagte er von oben herab. "Die Mutter Oberin wartet."
Den impulsiven Zorn über diese Herablassung schluckte sie mühsam. Das hier war wichtiger. "Hör mir zu. Der große Bastard plant etwas."
"Zvar? Der Söldner?" Er schnaubte. "Natürlich plant er etwas."
"Ich weiß, dass ihr das erste Haus angreifen wollt", sagte sie scharf. "Aber er wird uns verraten."
Da wurden seine Augen schmal. "Ich habe ihn unter Kontrolle, Lya. Du nimmst dir zu viel heraus. Du gehorchst und hältst ansonsten den Mund. Verstanden?"
Ihr Zorn gewann.
Sie rammte die Schulter gegen seine Brust, schob ihn auf die Wand zu. Kam Nase an Nase mit ihm. "Darf ich reden, wenn er die Mutter Oberin und dich umgebracht hat?", fauchte sie.
Seine Augen blitzten zornig, aber nun sah er sie an. Sah sie wirklich. Für einen Moment stieg Hoffnung in ihr auf. Aber dann kam einer der anderen Sargtlin um die Ecke und musterte die beiden mit interessiert gehobenen Brauen.
Szordrin stieß sie so grob von sich, dass sie strauchelte.
"Abtreten, Sargtlin", befahl er.
Für einen Moment zögerte sie. Dann senkte sie grollend den Kopf und überkreuzte die Arme im militärischen Salut vor der Brust.
"Waffenmeister."
Mit harten Schritten eilte sie davon, spürte seinen stechenden Blick in ihrem Rücken. Nun hatte sie nicht nur dabei versagt, ihn zu warnen. Sie hatte ihn sich zum Feind gemacht.
Dumm. So dumm.
Verrat und Wandel lagen in der Luft. Und Lya würde nicht wegen der Dummheit anderer sterben.