Eine Nachricht an "Nessel" von Gryff

[Gryff]

An der Nebelhafener Bank wird eine Nachricht hinterlassen für eine gewisse "Nessel" - geschrieben von Herren Gansbar. Wer auch immer die Nachricht abholt wird daneben auch eine Brezel erhalten. Je nachdem wie früh die Nachricht abgeholt wird umso weicher ist sie noch.

Meine liebe Nessel,

Es ist nun schon ein paar Tage her, dass wir einander zum ersten Mal begegnet sind. Vielleicht könnt ihr euch an mich erinnern? Ich habe euch etwas Tabak und Fischküchlein gegeben. Außerdem habe ich euch - wie es so meine Art manchmal ist - mit allerlei Unsinn zugeschüttet. Ihr wart mir gegenüber aber freundlich und ich mochte unseren Austausch sehr.

Wie laufen eure Geschäfte? Seid ihr bereits Advokatin des Königs? Wobei, dafür braucht es dann vielleicht einen König.

Der Grund weshalb ich euch schreibe ist, weil ich euch gerne wieder treffen wollen würde. Gerne bringe ich Tabak mit, ich hoffe ihr habt inzwischen eine Pfeife und wir können uns wieder austauschen. Ich habe da ein Angebot für euch, das euch vielleicht interessieren könnte. Ihr seid genau die richtige Person dafür.

Falls ihr Interesse habt, so schreibt mir doch oder tretet telepathisch mit mir in Kontakt.

Gryff Gansbar

Die Brezel ist für euch. Ich hoffe ihr bekommt sie noch, ehe sie verfault ist.

[Mailin]

Es ist ja nicht so, dass Nessel für Wochen in den Wäldern verschwindet und vom alltäglichen Geschehen in Nebelhafen, oder anderen Orts, nichts mitbekommt. Aber ihre ausgewachsene Scheu gegenüber den meisten Menschen, lässt sie meist im Hintergrund agieren.
Aber der Bankier in Nebelhafen ist pfiffig genug, Nessel heran zu pfeifen, wenn etwas ist. Und heute war etwas. Nessel bekam einen Brief. Nessel bekommt nie Post, von daher war dies ein Tag, den sie sich merken würde.
Der Bankier hatte seine wahre Freude, als er die Frau beim Lesen ihres eigenen Briefes betrachtete und lies sich auch sehr bereitwillig ein Pergament und einen feinen Kohlestift aus dem Kreuz leiern.
Und so saß Nessel einige Zeit in der Taverne vor dem leeren Blatt. Sinnierte und verfing sich in Träumereien, das Blatt blieb eine geraume Zeit leer. Dann aber sprudelte es aus ihr heraus und viel später übergab sie dem Bankier, mit einem gewissen wichtigen Blick, ihren Brief an Gryff.

Gryff, altes Leder,
ich bin es natürlich gewohnt ständig Briefe zu beantwortn, und ich hab' da auch noch nen Stapel zu liegn, darum nur kurz.

Ich finds Kacke, dass du meinst - welcher Arsch hat dir das neben nem platzendn Schädel - eingepflanzt, ich könnt dich vergessn? 
Typen wie dich vergisst man nich. Und wenn, hat man echt selbst Schuld. Unter viel Dreck, glänzt es güldner als bei den meistn.

Aber Typen wie dir, muss man auch von Anfang an klar sagn:
1. wir küssn nich
2. Pfoten behälste bei dir
3. Nur weil ich auf der Straße wohn gerad/kurzfristig, geh ich nich mit dir ins Heu, bei Notstand also Hübschlerin fragn. Aber nett. Aber das biste, das weiß ich.
4. Ich teil aber sonst alles mit dir...außer siehe oben.
5. Dein Feind is mein Feind.

Ich guck heute Abend nach dir.

Nessel

 

[Gryff]

Meine liebe Nessel,

Nehmt ja nicht an, dass ich euch vergessen hätte!

Ich schreibe euch mal wieder, weil ich eben an euch gedacht habe und auch daran wie langsam manchmal die Dinge voranschreiten. Wie tote Fische treiben die Ereignisse den Fluß der Zeit herab, mit den Bäuchen nach oben. Faulend. Ich ärgere mich, wie langsam alles voranschreitet, aber es hängt so viel mit unserem Plan zusammen. Ich organisiere nebenher noch etwas Essen und wenn ich Glück habe, finde ich sogar einen Barden. Ich habe von einem Elfen gehört, der Musik macht. Könnt ihr euch das vorstellen? Jedenfalls, ich meine mich erinnern zu können, dass ihr furchtbar viel zu tun habt und ich weiss gar nicht ob ich eure Zeit mit diesem Brief verschwende. Vielleicht. Aber es ist mir gleich, weil ich euch nur sagen wollte, das ich immer noch Eure Unterstützung brauche.

Gryff Gansbar

P.S Das letzte Mal habt ihr gar nicht auf die Brezel reagiert, deshalb versuche ich es nun mit einer Blume. Ich hoffe das Gänseblümchen erreicht euch, ehe es vertrocknet ist. Aber getrocknet ist es sicher auch noch hübsch.

[Mailin]

Mit unbändiger Freude wird eine Antwort aufs Papier gekritzelt und beim Bankier in Nebelhafen für Gryff abgegeben.

Grüff, Grüff, Grüff,
weißt du warum mir die Blume besser als die wenig beachtete Brezel gefällt?
Weil wir uns nu auf einer Höhe in die Augn guckn könn'n.
Darum sag ich auch nich danke, wenn du mir zu Essen gibst, damit es nicht total schief wird zwischn uns. Du bist nämlich nich der Typ, der schief lange aushält. Ich auch nich.
Aber wenn die Zeit faulig wird, hält man das auch nich gut aus. Ärgern lohnt sich nich, geh lieber paar Schafe die Wolle über die Ohrn ziehn. Da merkste nämlich, dass das nich so leicht is. 
Oder du kommst mich am Hafn besuchn, Bretter aufn Steg repariern, da stinkt die Zeit nich, aber die Knie werdn wund.
Bring Melkfett mit. Frag Davind, der weiß immer wo man alles herkriegt.

Was macht dein platzender Schädel?

Gedacht für die Ewigkeit
Nessel
 

[Gryff]

Meine liebe Nessel,

Ihr habt mir meinen Schlaf geraubt!

Lange habe ich überlegt, wie ich euch auf euren letzten Brief antworten soll. Erst dachte ich, dass hier eine Geheimbotschaft verborgen sei und dann habe ich mich dabei erwischt, wie ich bis ins Morgengrauen jeden zweiten, jeden Dritten Buchstaben markiert habe, um verschlüsselte Texte herauszulesen. Oder die Worte anders an zuordnen. Von Hinten nach Vorne zu lesen.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mein Verstand nicht ausgereicht hat um zu erkennen, was sich hinter euren Worten tatsächlich verbirgt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das Melkfett nicht ein Symbol sein soll. Falls es dann ein versteckter Hinweis auf eure Gebärfähigkeit sein soll, muss ich euch enttäuschen. Gerade wenn es um Körperlichkeit geht, setzt mein Verstand vollends aus.

Weiter frage ich mich was hat es dann mit den Tier-Vergleichen auf sich hat? Bin ich das Schaf? Seid ihr es? Ist die Welt ein Schaf, oder ist das Schafsfell dann nur Sinnbild für potentielle Wärme, die man sich erst verdienen muss.

Jedenfalls - Dinge bewegen sich und ich habe nun einen konkreten Tag, an dem ich eure Hilfe brauch. Den 21. dann, fünf Tage nachdem ich euch diesen Brief schreibe. Könnt ihr dann zur siebeneinhalbten Stunde in Nebelhafen sein?

Gryff Gansbar

P.S Diesmal habe ich nichts für euch draufgepackt, entschuldigt. Ich wollte euch eine schöne Zeichnung dazufügen, aber habe sie mit Bier übergossen und nun taugt sie nichts mehr.

[Mailin]

Langsam könnte man sich an das Bild in der Nebelhafener Bank gewöhnen, wie eine junge Frau, mit der Zungenspitze zwischen die Lippen geklemmt, tief über dem Papier hängt und angestrengt einen weiteren Brief an Gryff verfasst und wie immer, beim Bankier abgeben wird.

Grundgütiger (wie gefällt dir mein neues Wort?) Grüff,
jetzt krieg ich echt Schiss, dass dir der Schädel platzt. Lass das doch sein.

Ich bins, deine Nessel, das einzige Geheimnis was ich hab, is die Härte meiner Ausscheidungen. 'S reicht, wenn du dir Rosenblütn vorstellst.

Also hör auf, Buchstabn zu zähln. Schafe sind Schafe. Ich kenn auch sonst niemandn, der Schafe nich für Schafe hält.

Aber wenn dir die Birne wirklich durchglüht, sag Bescheid, dann komm ich vorm 21. zu dir. Aber am 21. komm ich auch. Auf jedn Fall.

Nicht zähln, nich zwischn den Zeilen lesn, nimm nen gutn Schluck!

Freundschaft!

Deine dich anbetende Nessel


 

[Gryff]

Meine liebe Nessel,

Jetzt muss ich allerdings zugeben, dass mich die Enttäuschung eingeholt hat. Sie war mir immer schon eine Weggefährtin - zumindest so lange ich denken kann - doch zumeist hält sie sich im Hintergrund, oder ich kann sie mit ein paar Schlücken abwehren. Kann es wirklich sein, dass euer Schreiben keine Geheimbotschaft beinhaltet? Das wäre ordentlich tragisch und ich werde für heute ein Kissen benötigen in das ich bittere Tränen weine. Weiter möchte ich allerdings nicht auf meine Schlafgewohnheiten eingehen, sie gehen euch nichts an.

Immer öfter höre ich dieser Tage und Abende euren Namen und nun beginne ich neidisch zu werden. Es scheint, als hättet ihr einen großen Eindruck auch bei anderen hinterlassen und ich möchte nun wütend aufstampfen und an euch ziehen, damit euch niemand mir wegnimmt. Dann bemerke ich allerdings, dass ich nun schon 23 Sommer zähle und außerdem das ihr es verdient habt erfolgreich zu werden. Ich würde euch gerne jemanden vorstellen, den ich gut leiden kann.

"Wen?" werdet ihr jetzt fragen, oder auch "Hat Gryff beim Schreiben getrunken?". Die Antwort auf beide Fragen ist "Ja".

Damit es etwas lustiger ist, gebe ich euch ein kleines Rätsel mit

Wenn der Hahn kräht in der Frühe
ist sein Tagwerk schon vollbracht.
Dann schaut er auf die große Mühe,
Laibe duften in voller Pracht!

Trefft mich doch bitte dieser Tage in Nebelhafen, wo ich euch alles erzählen werde.

Gryff Gansbar

P.S Außerdem wollte ich euch noch etwas mitgeben, aber unglücklicherweise ist es von einer angetrunkenen Person beim Schreiben dieser Zeilen gegessen worden.

[Mailin]

Nessel war die letzten Tage ziellos umher gestrichen, die alte Bekannte 'Unruh' ', hatte sich zu ihr gesellt und so verweilte Nessel immer nur kurz an einem Ort. Unbequeme Nächte auf ranzig riechendem Heu, führten ebenso nicht zu ihrem Wohlbefinden und manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie sehnsüchtig auf den Horizont des Meeres starrte, ohne zu wissen, wonach sie sich eigentlich sehnte. Auch das war weder neu für sie, noch besonders besorgniserregend, es war einfach so. Immerhin hatte sie, für ihre Verhältnisse, gutes Gold gemacht und hatte nun vor, dies in der charmanten Lustmolch-Taverne auf den Kopf zu hauen. Kaum in Nebelhafen angekommen, übergab der Bankmann ihr den Brief. Tatsächlich war dieser Moment der erste seit Tagen, an dem sie sich einfach nur freute. Manchmal sah sie sich selbst in Gryff widergespiegelt, sie spürte die selbe getriebene Unruhe in ihm, das selbe Bemühen, das eigene Leben halbwegs im Griff zu behalten.
Der Bankmann reichte ihr lächelnd und vor allem wortlos, ungefragt Schreibfeder und sauberes Papier und so sah man Nessel, mit der heraus ragenden  Zungenspitze zwischen den gepressten Lippen, einen Brief zu schreiben, welcher nach Vollendung beim Bankmann landete.

Grüff?
du bist der einzige Mensch, der nich in Rätsel für mich spricht, den ich immer versteh und ausgerechnet du, willst nu Rätsel?
Nee, mein Freund, is nich. Mit dir red ich Klartext. Und dein bescheuertes Rätsel, kannste den Gör'n in den Gassen stelln, selbst die werdns schneller lösen, als du ausgeredet hast. Du musst nu auch nich so tun, als wärest du waidwund geschossn. Ich weiß, dass du oft heulst. Tu ich auch. Und wir ham mehr Grund dazu, als fehlende Rätsel. Is was passiert?

Mein größter Erfolg war, das ich dich getroffn hab. Isso. Bleibt so. Weißte auch, wenn du wieder nüchtern bist. 
Muss noch paar Sachn erledign, aber Ende der Woche bin ich da.

Finde dich. Immer. Lustig hm?
Nessel

 

[Gryff]

Geschätzte Frau Nessel,
Dritte Vorkosterin eines verstorbenen Königs,
Advokatin des geprügelten Mannes,

Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass ihr dann nicht zum vereinbarten Termin erschienen seid. Ich hatte ganze dreissig Minuten mit Untoten im Zentrum Nebelhafens getanzt und versucht den Geistlosen etwas Spannendes zu entlocken. Zugegeben, manchmal haben Geräusche ihren Mund verlassen, aber ich würde nicht soweit gehen zu behaupten, dass sie etwas gesagt haben.

Jedenfalls - wo wart ihr denn? Hat euch ein Wal auf seinem Rücken fort getragen und seid ihr nun auf einer Insel gestrandet, von der man euch erst retten muss? Falls ja, dann werde ich ohne Umschweife eine Crew anheuern und eure Rettung organisieren. Falls ihr dann aber nur verschlafen habt, dann bin ich wirklich böse und ich werde meinen Unmut äußern indem ich ganz wild auf den Boden stampfe. Ihr könnt das vermutlich nun nicht sehen, aber stellt es euch ganz furchtbar vor.

Ich versuche weiterhin euch zu beschwören, aber mir fehlen eingelegte Alraunen und so ist das einzige, das ich herbei hole, schlechte Gedanken.

Gryff Gansbar

[Mailin]

In freudiger Erwartung war Nessel am Freiungstag nach Nebelhafen zurückgekehrt und hatte sich demonstrativ vor der Bank herum getrieben. Sie hielt hier und dort ein Schwätzchen, aber den, auf den sie wartete, der tauchte nicht auf. Und als Nessel schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, traf heute ein Brief von ihm ein. Den folgenden Ablauf konnte man schon getrost als routiniert bezeichnen. Und so wird Gryff ein Brief überreicht werden, sobald er die Bank in Nebelhafen betreten wird.

Grüff,
wo zum Henker warst du?
Ich hab auf dich gewartet, frach Schnuck, der hat mir noch die Trän'n getrocknet, weil du nicht aufgetaucht bist. 
Ich hab gebrüllt, getobt, mit beidn Füssn um mich getretn, aufgestampft und geheult wie'n Wolf. Hat mir aber auch nix genützt.
Probiers ruhich aus, wirst sehn...

Ich da, du dort. Scheiße. Ändert das was? Nee. Tuts nich.
Hab mich da in sone Sache verstrickt, wo ich vielleicht wirklich bald deine Hilfe brauchn könnt. Aber ich sachs dann.

Ich such dich einfach weiter, is grad nich möglich, dass ich dir sach, wann ich wo bin. Aber ich guck nach dir. Und in zwei drei Wochn is der Spuk vorbei, dann bin ich wieder da und bei dir.
Darfst mich dann anschrein, wenns hilft.

Lieber wärs mir anders und hör auf mit den schlechtn Gedanken, sonst muss ich dich anschrein.

Geliebt wirste einzich, wo du schwach dich zeign darfst, ohne Stärke zu provoziern. 
Hab ich mal wo gehört. Wie findste das?
Nessel