Die Expedition in die Tiefen des Trollberges!
Ihr Gespür hatte sie nicht getäuscht, -etwas- hatte sich verändert, auch wenn sie nicht so richtig sagen konnte, was es war, neben dem offensichtlichen, dass auch die Trolle darauf reagiert hatten? Schon beim Ankunft der doch recht großen Gruppe am Trollberg wurden sie von Palisaden begrüßt, die den Eingang blockierten, jedoch war Davind zügig in der Lage, nach einem abschätzenden Blick der Schwachstellen, diese zu beseitigen. Bei der neuen Blockierung blieb es jedoch nicht, denn der Anblick, der den Abenteuern dann geboten wurde, war schon ein wenig seltsam anmutend. Da saßen Trolle, um ein Feuer... mit Trommeln, Fleisch und Alkohol und feierten.
Der Vorschlag, die Feier in Ruhe zu lassen, konnte nicht einmal diskutiert werden, so schnell wurden die Trolle auf die Anwesenden aufmerksam und offensichtlich sahen sie in jenen weniger Gäste, sondern eher... Fleisch, Futter und Eindringlinge. Ohne Möglichkeit, mit diesen darüber zu reden, stürmten sie auf die Gruppe zu. Vielleicht war es der Alkohol, vielleicht die Veränderungen, die auch Shira gespürt hatte, aber irgendetwas an diesen Trollen war auch anders. Sie setzen der Gruppe teils erheblich zu und drängten sie bis vor den Fort zurück, bis sie den letzten Troll von der Feuerfeier erledigen konnte. Natürlich blieb es aber nicht dabei. Immer weiter drangen sie vor, mit dem Ziel die Höhle zu erreichen und auf dem Weg trafen sie immer mehr betrunkene und feiernde Trolle, die allesamt wenig begeistert schienen, ob ihrer Anwesenheit. Vor dem Eingang der Höhle wartete ein nahezu gigantischer dunkler Troll auf sie, der sich selber Rabax nannte. Anders als seine Vorgänger griff jener nicht sofort an, allerdings war er auch alles andere als Verhandlungsfreudig. Er war wütend, offensichtlich wütend, darüber, dass die Expeditionsteilnehmer die Krönung des Trollkönigs stören würden und nach den weniger erfolgreichen Verhandlungsansätzen der Anwesenden ging auch Rabax in den Kampf über, bis er bewusstlos zu Boden sackte.
Auch innerhalb der Höhle waren weitere feiernde Trolle, aber vermutlich verstanden die Expeditionsteilnehmer nach und nach, was Shira an diesem Ort zu interessant fand. Je tiefer man in die Höhle vordrang, so grüner wurde sie. Untypisch, Unnormal. Auch das Schienensystem, wie von einer alten Mine, die kaputten Loren und vereinzelten braunen Kristalle waren Hinweise, dass hier mal etwas anderes als Trolle am Werk gewesen sein mussten. Die menschliche Statue und die vereinzelten Ruinenstrukturen, die noch zu sehen waren, waren weitere Hinweise. Nach und nach drangen sie jedoch weiter vor, bis sie sich vor der Leibgarde des Königs der Trolle befanden!
Die Leibgarde vor dem Gemäuer war weniger angriffslustig als seine Vorgänger und so konnte der kleine Kristalldrache tatsächlich mit diesem verhandeln. Die Leibwache wollte etwas von den Anwesenden, damit er sie in Ruhe lassen würde. Zum Glück hatte Ivy ihr zuvor Himbeeren zugesteckt, aber die Himbeeren schienen die Leibwache nicht zu begeistern. Er forderte Fleisch! Ein Glück, dass Shira immer eine Flasche Elfenwein dabei hatte, Besänftigung für Livius, wie Zitronenkuchen für Ba'thal. Bei den beiden wusste man immerhin nie. Sie bot der Leibwache also den Elfenwein an und diese war nahezu begeistert! So begeistert, dass die Leibwache hinter ihr von dem Elfenwein spitz bekam und vortrat, um ebenso Wein einzufordern. Noch mehr hatte die Gruppe aber nicht. Die Lösung war denkbar einfach und böse Zungen würden dem kleinen Kristalldrachen eine List unterstellen, aber eigentlich steckte auch Wahrheit in ihrem Vorschlag. Sie schlug den beiden Leibwachen vor, sie an einen Ort bringen zu können, wo es noch viel mehr Wein gab, viel, viel mehr. So viel, wie sie gar nicht allein trinken könnten. Die beiden Trolle waren begeistert und auf die Nachfrage, ob es dort auch Fleisch geben würde, nickte Shira zuversichtlich. Manchmal würde das Fleisch dort in Dosen herumrennen, aber dann sollten sie nur kräftig draufkloppen, bei ihrer Stärke, würden sie das schon schaffen! Und so... wurden die begeisterten Leibwachen von Livius durch ein Portal nach Surom geleitet. Dort würde es bestimmt viel Wein geben.
Endlich konnten sie die Höhle erreichen, wo sie sich dem amtierenden König der Trolle gegenüber sahen und erneut mussten Verhandlungen geführt werden. Diverse Angebote und versteckte Drohungen wurden nicht wahrgenommen und letztendlich wurde einfach ein Zweikampf vorgeschlagen, für den der kleine Kristalldrache einfach den Orchaldor in den Ring warf. Wer wäre besser dafür geeignet, um sich mit dem König der Trolle zu messen? Ba'thal wirkte weniger begeistert, aber er ließ sich darauf ein. Der Kampf dauerte ein wenig, die Schläge des wütenden Trollkönigs setzen dem Lichtelfen doch schon ein wenig zu, aber jener war geschickt und wusste, wo er den viel größeren Gegner zu treffen hatte, damit jener in die Knie gezwungen werden konnte. Nachdem der König der Trolle gefallen war, rief Ba'thal sich als neuen Trollkönig aus, allerdings dauerte seine Herrschaft keine zwei Minutenläufe, bis die restlichen Trolle sich auf ihn stürzten. Es sollte wohl nicht so sein.
Endlich kehrte nach dem letzten Kampf Ruhe in der Höhle ein, sodass die Anwesenden sich dem Auskundschaften widmen konnten. Der kleine Kristalldrache, wie auch Livius, konnten es spüren, da war etwas anderes, etwas, was entfernt an die Macht von Brutdrachen erinnerte, die sie zuvor in diversen Aufeinandertreffen mit diesen spüren konnten. Auch die Waldelfen schienen etwas zu bemerken, etwas anderes. Varyariel war es, die Shira mitteilte, dass es sich entfernt wie Heimat hier anfühlen würde, aber komisch, nicht genau definiert. Sie bezeichnete das Gefühl wie die Rückkehr in die Sala, aber auch wieder nicht. Somit war es aber wohl klar, dass hier etwas sein musste, was, warum auch immer jetzt, erwacht oder präsenter geworden war. Etwas, das Drachenmagier, wie auch Waldelfen spüren konnten. Die Kristalle waren keine Angole, noch schienen sie eine besondere eigene Kraft zu besitzen, der Baum im Zentrum strahlte etwas undefinierbares aus - letztendlich nahmen die feinen Sinne des kleinen Drachens jedoch wahr, dass das, was sie suchten, viel tiefer liegen musste. Es musste einen Weg geben, oder? Zusammen wurden diverse Möglichkeiten in der kleinen Höhle abgesucht, bis im Norden heruntergefallenes Gestein und Geröll näher untersucht wurde. Die Hohepriesterin der Amazonen, Samira, verwandelte sich in ein winzig kleines Wesen, um sich zwischen die Steine zu quetschen und als sie zurückkehrte, bestätigte sie die Vermutung. Ein Abgang! Noch verschüttet durch das Geröll.
Unter Anleitung der Hohepriesterin, die sich bestens mit dem Element der Erde auskannte, wurde das Geröll zur Seite geschafft, bis der Abgang freigelegt wurde. Natürlich zögerte man nicht lange und auch dieser neue Pfad wurde in Angriff genommen, was dazu führte, dass die Gruppe sich schnell in einer viel größeren Höhle befand. Auch hier waren Hinterlassenschaften alter Architektur zu erkennen, unzählige kleine Kristalle, die schwach schimmerten, Falter, die flatterten und viel zu viel Grün für einen solchen Ort. An einigen Stellen wirkte die Höhle wie verschüttet und von der Natur zurückerobert, aber das war gewiss nicht das Wichtigste an dieser Höhle und der Anblick verschlug wohl einigen die Sprache. Schon beim Passieren der zerfallenen Torbögen überkam ein drückendes Gefühl die Anwesenden, eine mächtige Präsenz, die etwas Überwältigendes vermittelte. Dort, am anderen Ende der Höhle lag ein uralter, zerfurchter und in Ketten gelegter Lindwurm. Wie die Höhle teils überwuchert von der Natur, ausgestattet mit einem Hornkranz der an ein Geweih erinnerte, doch vollkommen übersät von verwelkten Blüten und Blättern, als würde dem Wesen jegliche Kraft fehlen. Er war dennoch nicht tot, er schien... zu schlafen? Trotz des offensichtlich schlechten Zustandes des Brutdrachens, war seine Präsenz einschüchternd, eindringlich... ja urgewaltig. Der kleine Kristalldrache wusste es sofort, sie spürte es, es war nicht irgendein Brutdrache, nein es musste ein Götterdrache sein!
Schnell war unter den Anwesenden klar, dem Lindwurm musste geholfen werden und die dunklen, pechschwarzen Ketten, die um ihn lagen, waren das erste Ziel der Abenteuergruppe. Zuerst war der Handwerksmeister
Davind es, der sich die Ketten genauer anschauen wollte, allerdings teilte er der Gruppe mit, dass diese Ketten aus einem gänzlich unbekannten Material waren, dunkler als jedes Material, was man kennen würde und so schwer, wie der Anker der Echidna selber.
Der nächste Versuch etwas herauszufinden ging von
Cillian auf, der von Livius dazu aufgefordert wurde, sich die Ketten mit einem Analysezauber anzusehen, jener wurde dabei von der Waldelfe
Nanthaliene unterstützt, die selbigen Zauber zu beherrschen schien. Die Reaktion auf die Zauber fiel ganz und gar nicht wie erwartet auf. Schimmernd zog der Zauber über die Ketten und dann... bekamen beide Wirker einen Schlag mit, der sie nach hinten schleuderte. Schwärze, nichts als Schwärze, konnten sie sehen.
Auch die Hohepriesterin
Samira versuchte sich nun an einem Analysezauber ihres Pfades, wohl in der Hoffnung zumindest ein Hinweis auf elementarer Ebene ausmachen zu können - doch es war die gleiche Reaktion wie bei den beiden Illusionisten zuvor. Nicht nur das, auch löste es diesmal einen fast wimmernden Laut beim Lindwurm aus, als würde jener Schmerzen spüren, die erste Reaktion des Wesens überhaupt und gleichsam eine, die jedem Anwesenden mitteilte, dass man hier wohl nicht mit Magie ans Werk gehen sollte.
Ba'thal sprach die Götterklinge Nymas von
Niriel an. Vielleicht brauchte es diese Art der Macht? Vielleicht konnte sie etwas ausrichten? Vielleicht richtete sich der Sog nur gegen arkane Kräfte? Nach einem Austausch auf Amargi zwischen Samira und Niriel, näherten jene sich dem Lindwurm. Die Hohepriesterin schien zu beten, was genau, das konnte der kleine Kristalldrache nicht verstehen, doch als Niriel das Schwert zog, löste es die bekannte Reaktion aus, als die Kraft Nyames sie umgab. Die Absicht der Kaiserin war es, ein Stück der Kraft Nyames auf den Lindwurm zu übertragen, in der Hoffnung seinen Schmerz zu lindern oder ihm irgendwie zu helfen. Vorsichtig führte sie von Nyames Macht erfüllt eine Hand näher zum Lindwurm, aber es sollte anders passieren, als geplant. Auch diese Kraft schienen die Ketten aufzusaugen, deutlich, zehrend, beraubten sie der Kaiserin nach und nach ihrer göttlichen Aura, bis jene sich losreißen musste um erschöpft zurück zu treten. Wieder war es ein fürchterliches Wimmern, das vom Lindwurm ausging, ein Geräusch so herzzerreißend, das es dem ein oder anderen die Nässe in die Augen trieb.
Man war sich einig, man würde keinerlei Magie mehr hier anwenden und es wurden verschiedene Möglichkeiten oder Ideen genannt. Ein Gegenstück zum Material aus dem die Ketten waren? Aber man wusste nicht aus -was- sie waren. Ein violetter Angolquarz? Einfach nur Säure, Feilen und Dietriche? Was ist wenn der Lindwurm die Quelle selber war? Was war wenn die Kristalle die Quelle waren? Vielleicht konnte man die Ketten aushungern? Aber wären sie das nach all der Zeit nicht schon? Hätte der Lindwurm sie nicht selber zersprengt, wenn physische Gewalt ausreichen würde? So viele Fragen ohne Antworten.
Die letzte Möglichkeit für diesen Abend war einen Blick aus das Abbild des Drachen zu werfen, denn anders wie jedes andere Lebewesen was existierte, so waren Drachen wie auch Drachenmagier Dualwesen in dieser Welt. Während jedes Lebewesen und jeder Gegenstand nur ein kleiner Energieknoten, ein schimmernder Punkt, ein undefinierbarer Stern im unendlichen Netz des Astralgefüges war, so hatten Drachen, wie auch ihre Drachenmagier, ein wahrhaftiges Abbild in der Form eines Drachens dort. Zerstörte man dieses Abbild, zerstörte man auch den materiellen Körper. Ein Segen und ein Fluch zugleich.
Tatsächlich brachte der Einsatz der Astralsicht weitere Informationen, wichtige Informationen. Zu einem, das die eigene, schöpferische Drachenmagie im Lindwurm nur noch kümmerlich vorhanden war, als würde er auf dem Sterbebett liegen und zum anderen wirkte sein Astralabbild unvollständig, fehlerhaft, als hätte man dort Dinge entfernt oder herausgerissen. Wichtige Informationen, aber auch Hinweise, mit denen sie an diesem Abend nichts mehr anfangen konnten. Man entschloss sich zurückzukehren und die Höhle wieder zu verschließen, bis eine Lösung gefunden wurde und ein neuer Versuch gestartet werden könnte. Vielleicht, so dachte der kleine Kristalldrache, würde der Lindwurm in der Meditation mit ihr kommunizieren, so wie es Eostycal damals aus seinem Sternenei heraus getan hatte, doch erstmal... hieß es Nachdenken und Ausruhen.