Beim Eintritt in Surom musste Aru kurz innehalten, um mal wieder die Architektur der Gebäude zu bewundern. Dabei lief ihr ein Schauer über den Rücken. Die Atmosphäre in Surom hatte schon etwas Atemberaubendes.
,,Komm, Aru, wir müssen weiter." Golga drängte sie weiterzugehen. Mal wieder erwarteten ihn wichtige Angelegenheiten, die es nicht aufzuschieben galt.
,,Ich bin ja schon unterwegs."
Es blieb ein merkwürdiges Gefühl, als sie nun zum erneuten Mal durch die Tore trat und das geschäftige Treiben in der Stadt beobachtete. Sie versuchte sich einen Moment daran zu erinnern, als ihr Ehemann Golga Teil der DdN gewesen war und den Weg des Namenlosen beschritten hatte. Seitdem waren viele Zyklen vergangen und unzählige Ereignisse hatten stattgefunden. Sie betrachtete ihren Ehemann mit all seinen Veränderungen und versuchte anschließend, den jungen Mann vor ihrem geistigen Auge zu rekonstruieren, der er einst gewesen war. Trotz seines der Magie zu verdankenden jungen Aussehens sah man ihm die Reife der vergangenen Zeit deutlich an. Er strahlte sie geradezu aus.
Manchmal fiel es Aru schwer zu glauben, dass es eine Zeit gab, ehe sie mit vielen anderen Menschen auf Schiffen der Greifen hier gelandet war. Die Vergangenheit schien zu verschwimmen.... Und nun führten erneut Geschehnisse diese Familie unweigerlich auf einen anderen Weg. Noch immer spürte sie eine deutliche Verunsicherung, versuchte aber zuversichtlich zu sein. Ihr fortgeschrittenes Alter nahm ihr alle jugendlichen Ängste. Sie konnte trotz der Unsicherheit mit einem ruhigen Blick in die Zukunft schauen.
Vor der Bank hielt Golga kurz inne. Er schien etwas in seiner Tasche zu suchen. In dem Moment erinnerte sich Aru an die ersten Zusammentreffen in Surom wie z.B. mit dem mächtigen Magier Balthasar mit seiner faszinierenden Aura von Blitzen, die ihn geradezu umspielten. Er hat sie mit einem Glas Wein willkommen geheißen. Eine Investition in die Zukunft, hallten die Worte in ihrer Erinnerung nach.
Oder auch das freundliche Willkommen von Sorsha von Schwarzfels. Endlich war Aru eine offizielle Bürgerin Suroms. Die Bedenken, die sich immer wieder unterschwellig in ihr formten, zerstreuten sich ein wenig bei diesen Gedanken.
,,Ich muss jetzt zu dem Treffen, Aru. Wartest du hier auf mich? Dann gehen wir danach gemeinsam in die Taverne." Golga war gedanklich schon beim Treffen, wartete aber noch die Antwort ab.
,,Das ist kein Problem für mich. Lass dir Zeit. Ich wollte sowieso ein neues Lied einüben, das ich vor kurzem geschrieben habe."
Sobald Golga unterwegs war, suchte sich Aru ein ruhiges Plätzchen auf einer Bank und überprüfte zunächst ihre Harfe, die sie von ihrem Freund Armon erhalten hatte. Als die mittlerweile ältere Frau soweit zufrieden war, begann sie zu spielen.
Eine Tatsache war Aru im Laufe der Zyklen deutlich geworden - waren die Menschen auf dieser Welt doch noch so verschieden, so gab es etwas, das sie doch alle vereinte: Die Liebe zur Musik. Es dauerte nicht lange, ehe sich einige Bürger um sie herum sammelten, um den Melodien zu lauschen. Und nach kurzer Zeit fanden angeregte Gespräche um sie herum statt. Immer wieder kam Gelächter auf. Aru genoss diese Momente sehr, denn diese gaben ihr erneut Zuversicht für eine gute Zukunft auf einem neuen Weg.
Neue Wege
- Aru von Assuan
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