Ein Schreiben an Evalynn Steingreif.

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Nighean
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Ein Schreiben an Evalynn Steingreif.

Beitrag von Nighean »

Die Abenddämmerung legte sich wie ein sanfter Schleier über Surom, als Nighean, die Maga des Nordwinds, in ihrem Schreibzimmer saß. Der vertraute Geruch von altem Pergament und brennendem Zedernholz erfüllte den Raum, während das leise Kratzen ihrer Feder auf dem Papier die Stille durchbrach.

Das Treffen mit Evalynn war nun einige Tage her. Die junge Frau hatte nicht nur mit ihrem Wissen, sondern auch mit ihrer Bescheidenheit und ihrem unerschütterlichen Eifer, die Wahrheit zu suchen, beeindruckt. Nighean war sich sicher, dass Evalynn bereit war, den nächsten Schritt zu gehen, den Weg der Dienerschaft, der Hingabe und des Lernens.

Mit diesen Gedanken vollendete Nighean das Schreiben und las es noch einmal leise vor sich hin:
An Evalynn Steingreif,
Barchmon Suchende,


Euer Wissen und Eure Hingabe haben mich tief beeindruckt. Ihr habt gezeigt, dass Ihr würdig seid, einen weiteren Schritt auf dem Weg der Erkenntnis zu gehen. Aus diesem Grunde lade ich Euch ein, Euch mir erneut anzuschließen.

Lasst uns am elften Tage dieses Mondlaufs bei der achten Abendstunde im inneren Tempelkreis von Surom zusammentreffen, um die Einzelheiten zu besprechen. Dort werdet Ihr mehr über den großen Weg erfahren, der Euch erwartet.

Bereitet Euch darauf vor, am zwölften Tage des Mondlaufs der Dienerschaft gegenüberzutreten. Dies wird Euer erster Schritt in eine größere Gemeinschaft sein, in der Ihr nicht nur Wissen, sondern auch Bestimmung finden werdet.

Ser B´scheino.

In Hochachtung, Treue und Unterwerfung dem EINEN,
Nighean, Maga des Nordwinds, Chronistin und Dienerin des Namenlosen.

 
Zufrieden legte sie das Schreiben zur Seite und griff zur kleinen Glocke auf ihrem Tisch. Das leise Läuten hallte kaum merklich im Raum wider, doch es dauerte nicht lange, bis sich die schwere Holztür nahezu lautlos öffnete.

Ein alter Mann trat ein. Sein kahlgeschorener Kopf war bedeckt mit filigranen, dunklen Runen, die sich bis über seinen Hals und seine Hände zogen. Trotz seines hohen Alters bewegte er sich mit einer Würde, die nichts von seiner Vergangenheit als Diener des EINEN verriet.

„Alfonso,“ sagte Nighean und erhob sich, um ihm mit einer leichten Verneigung Respekt zu zollen.

Der Mönch erwiderte ihren Gruß stumm. Seit er sich in einem Akt der Selbstaufopferung die Zunge genommen hatte, sprach er nicht mehr. Doch die Augen, die tief in ihrem Runennetz lagen, waren lebendig und voller Ausdruck.

Nighean reichte ihm das Pergament. „Dies ist für Evalynn Steingreif. Sie ist eine Suchende, Alfonso. Bringe ihr dies, und achte darauf, dass sie es persönlich erhält.“

Alfonso nickte langsam, nahm das Schreiben entgegen und hielt es in seinen von Runen bedeckten Händen, als wäre es ein heiliger Gegenstand. Bevor er ging, richtete er seinen Blick auf Nighean, und für einen Augenblick schien es, als läge unausgesprochene Zustimmung in seinen Augen, eine stille Bestätigung, dass er ihre Wahl verstand und unterstützte.

Während Alfonso zur Tür schritt, hob Nighean unwillkürlich ihre Hand und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über die unteren Augenlider, wo die Runen des Belial einst von Alfonso selbst in ihre Haut tätowiert worden waren. Die Berührung erinnerte sie an die Hingabe und das Opfer, das sie gemeinsam mit dem Mönch vollbracht hatte.

Alfonso verschwand lautlos, und Nighean blieb noch einen Moment stehen, bevor sie sich zurück an ihren Tisch setzte. Sie war sich sicher, dass Evalynn das Schreiben bald erhalten würde und dass der nächste Schritt auf ihrem Weg beginnen konnte.
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Evalynn
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Re: Ein Schreiben an Evalynn Steingreif.

Beitrag von Evalynn »

Von der Jagd nach Einäugigen Riesen zurückgekehrt, trab Evalynn auf Schattenfell durch die Gassen von Surom in Richtung Taverne. Ihre Rüstung und Kleidung war vom Blut der Riesen verschmiert und Ihr Blick war Müde aber zufrieden. Mit einem ledrigen Lappen und etwas Wasser aus der Tränke, befreite sie sich grob von Blut und Dreck und kehrte in die Taverne ein. Ein großer Kelch Wein sollte es sein und ein Stück Brot mit Schinken sollte Ihren Hunger stillen. Sie setzte sich zu Tisch und begann in Ruhe zu speisen als sie aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Alfonso fast lautlos auf sie zuging. Sie tat erst so als würde sie Ihn nicht bemerken, ihre freie Hand legte sich sachte auf ihre Dolchscheide und sie lies sich es weiter schmecken. Der alte Mann kam immer näher und machte dann vor Ihrem Tisch halt. Seine Augen fixieren und mustern Evalynn zugleich. Ein Schreiben, lag knitterfrei und wohlbehütet in seinen Händen. Evalynn stellte Ihr Essen ein und hob den Blick an um den alten Glatzkopf zu mustern. Es verging eine Weile, wo sich beide einfach nur anschauten. Dann senkte sich Ihr Blick kurz auf das Pergament in seinen Händen. " Ist das für mich?" fragte Sie und blickte Ihn wieder an. Doch der Alte schien zu schweigen, er drehte das Schreiben ein wenig in seinen Händen bis über einem Wachsstempel ein kleiner Schriftzug zu lesen war. "An Evalynn Steingreif" las Sie vor. "Das bin ich!" entgegnete Sie Ihm. "Ist es eine Botschaft von der Maga des Nordwindes?" Der Alte schwieg, nickte jedoch zu Ihrer Frage und hielt Ihr das Pergament hin. Sie nahm es dankend entgegen und las die Zeilen mit einem erfreuten lächeln auf den Lippen. "Richtet meiner Mfonisio aus das ich zur genannten Zeit, da sein werde!" Doch Alfonso starrte sie nur an."Was ist, verstehst du mich nicht?" Der Alte griff in die Innentasche seiner Jacke und holte ein leeres Pergament hervor, gefolgt von einer Feder und einem verschließbaren Fässchen Tinte. "Gut, dann werde ich Ihr eine Nachricht schreiben, anscheinend seid ihr zu alt und könnt es euch nicht merken..." sprach Evalynn etwas gefrustet. Worauf sie folgende Zeilen schrieb:




Barchmon werte Mfonisio,

Eure Nachricht hat mich erreicht und Eure Zeilen haben mich geradezu mit stolz beflügelt. Gerne werde ich Euch am 11. Tage im Tempelkreis aufsuchen. Ich kann es kaum erwarten mehrest zu Erfahren und von Euch zu Lernen. Auch dem zwölften Tage Blicke ich vor freudig entgegen. Einige Bürger Suroms habe ich bereits ein wenig kennen gelernt oder zumindest in Natura erlebt oder gesichtet. Natürlich muss ich noch näheres über die Strukturen kennen lernen, über die Säulen, über die vier Winde und noch vieles mehr. Ich werde ein Schwamm sein und alles wichtige aufsaugen. So verbleibe ich mit meinen Zeilen und ersehne unser Wiedersehen.

Hochachtungsvoll und in voller Ehrfurcht
eure Yolufo Evalynn Steingreif






Bevor sie das Schreiben zusammen rollte, drückte sie ihren blutigen Daumenabdruck unterhalb Ihres Namens. Das Pergament selbst wurde darauf abgebunden und Alfonso wieder überreicht. Dieser verstaute es unterhalb seiner Jacke und machte sich wortlos, so wie er kam wieder von dannen. Sie Blickte dem Alten Mann noch eine Weile nach, ehe sie wieder ein Stück Ihres Schinkenbrotes abbiss.
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