Wissen und Weisheit mit Euch, Suchende
Eure Aushänge fielen mir bereits in Vergangenheit auf und weckten mein Interesse. Nun möchte auch ich meine Ergänzungen und-oder Gedankengänge mitteilen.
Ihr fragt Euch, wie die Wahl des Pfades aussehen würde. Eine genaue Antwort darauf lässt sich nur im Nachhinein geben, können die Gründe für eine Wahl doch vielfältig sein. Wo ein Kleinkind durch ein besonderes Erlebnis geprägt wird und zu einem Retter in der Not aufblickt und dessen Taten und Auftreten als Vorbild nimmt selbst die Kampfeskunst zu erlernen, um ein nobler Ritter zu werden, können ähnliche Momente auch für angehende Magier Grund sein, sich für eines der Pfade zu entscheiden. Schlüsselmomente. Diese können auch unscheinbar wirken und wie ihr es beschreibt am Frühstückstisch stattfinden, bei dem man glaubt "aus einer Laune heraus" eine Entscheidung zu treffen. Oder aber man fühlte sich schon immer zu einem der Pfade hingezogen, sei es durch Interessen, die sich damit decken oder einem Ruf, den man zu folgen glaubt.
Sie alle haben allerdings eine Gemeinsamkeit, von der ich überzeugt bin, dass sie uns alle beeinflusst: Bestimmung. Das mag für manche nicht ausreichend sein, für andere unbefriedigend oder zu einengend. Die Geschehnisse unserer Welt zeigen uns jedoch allen auf, dass wir eine vergleichsweise kleine Rolle in einem astronomisch grossen Schauspiel einnehmen. Was nicht heisst, dass diese unbedeutend ist! Mitnichten. Wir sind nach wie vor freie Wesen und können Einfluss auf unsere Umwelt nehmen. Doch manche Dinge sind eben festgelegt. Sie sind fest in der Sternenenergie - dem Mana, wie es umgangssprachlich genannt wird und unser aller Sein ausmacht - als Information verwoben.
Was Eure Zweifel an der Daseinsberechtigung als offiziellen Pfad der Magie betrifft, möchte ich Euch mitteilen, dass die verschiedene Richtungen nicht allein über ihre Reagenzien definiert werden. Sie sind ein wichtiger Bestandteil deren Magie, das stimmt! Ebenfalls stimmt es, dass es diese besonderen Kraftquellen braucht, um wirklich tief in spezifische Bereiche der Magie einzutauchen. Immerhin entwickeln sie ihr volles Potential erst mit den Reagenzien zur Gänze. Dennoch beweisen die alten Lehren der Astralmagier, gemeinhin als der Generalist bekannt, dass man auch ohne deren Hilfe dazu in der Lage ist, Magie so zu weben, dass sie Nuancen aus den verschiedenen Pfaden nutzen.
Dabei bleibt es aber: Nuancen. Weshalb ich selbst immer der Meinung war, dass der Weg des Generalisten keine Zukunft bietet. Meine Studien begannen schon vor einigen Jahresläufen, doch durch den Wandel des astralen Gefüges und den damit neu entdeckten Möglichkeiten, haben sich "uns" neue Türen geöffnet. Ich empfehle jedem die alte Lehren abzulegen und sich gänzlich dem Astralen zuzuwenden und dessen Zusammensetzung zu erforschen. Die Manipulation des astralen Gefüges ist ein mächtiges Werkzeug und kann in den richtigen Händen Grosses bewirken, aber auch unheilvolle Zerstörung bringen. Wer weiss, was Sternenenergie ist und aus welchen Bauteilen diese zusammengesetzt ist, dem steht die ganze Welt offen. All das, ohne auf die Notwendigkeit einer besonderen Reagenzie angewiesen zu sein. Denn das Zusammenspiel der vorhandenen Reagenzien und
das Verständnis für das Mana selbst ist der einzige Schlüssel, den wir brauchen.
Lasst Euch somit nicht beirren von Menschen, die Euch sagen, dass wir unsere Fühler in allen Richtungen ausstrecken würden. Das mag einst so gewesen sein, doch jeder Magier, der etwas von sich selbst hält wird eines Tages zu der Erkenntnis kommen, dass nur diejenigen es weit bringen werden, die ihren Fokus auf einem Themengebiet verankern, statt ihre Aufmerksamkeit aufzuteilen.
So ihr interessiert seid, mehr über die einzelnen Zauber dieses Pfades zu lernen, lade ich Euch zu einem offenen Gespräch ein, in dem ich Eure Fragen nach bestem Willen beantworten werde.
Auch wenn ich selbst niemand bin, der das Druidentum mit lobenden Worten schmückt, muss ich mir eingestehen, dass es ein mächtiger, altertümlicher Magiepfad ist. Unser Talent zu Wirken entspringt der Natur und somit bezeichnet man diesen Pfad zurecht als älteste Denkschule oder Ursprung der Magie, wie wir sie kennen.
Auch hier mag eine tiefliegende Verbindung zur Natur ausschlaggebend dafür sein, diese Magie überhaupt erst greifen und weben zu können. Doch anders, wie manch einer von Druiden zu glauben weiss, bedarf es keiner guten Seele, um sich der Macht der Natur zu bedienen. Gerade Waldschrate, wie ich sie nenne, können zu radikaleren Mittel greifen, um das, wofür sie einstehen - den Schutz der Natur - zu gewährleisten. All das setzt nur voraus, dass das Leben und Handeln eines Druiden im Einklang mit der Natur steht. Ein kleiner, ergänzender Punkt.
Der Pfad der Elementarmagie ist ein wirklich besonderer, wenngleich oftmals einseitig betrachtet. Das ist auf deren Anhänger zurückzuführen. Wenngleich die Elementarmagie viele Möglichkeiten bietet, ihre Kräfte zu entfalten, wird gerade in Akademien ein sehr destruktiver Pfad gelehrt. Die Vergangenheit, wie auch manche der Lehrzauber, zeigen aber, dass sie auch zu Gutem fähig ist. Die Wettermaschine, ein Konstrukt des alten Kontinents, ist mitunter ein bekanntes Beispiel dafür. Zwar wurde diese auch missbraucht, um Ungehörige zu strafen, aber auch um sie zu belohnen - in Form von erwirkten Regenfällen oder erblühender Natur.
Es bleibt abzuwarten, ob sich noch ein grosser Elementarist hervorbringen wird, dessen Fokus nicht auf der Zerstörung, sondern auf die Schaffung von Hilfsmittel durch Arkanogenese und anderen Hilfsmittel liegen wird.
Wo wir uns vermutlich alle einig sind, ist, dass dieser Pfad sich mit Abstand am deutlichsten in den Gemütern der Wirkenden spiegelt. Temperamentvolle, von Gefühlen getriebene Magier, die meist erst ihre Zauber wirken, ehe sie sich dazu entschliessen, den Grund für ihre Probleme zu ergründen. Manch einem fällt es eben schwer, über vier hinweg zu zählen.
Der Pfad der Illusionisten ist wahrlich geschwängert von Lug und Trug. Illusionisten sind Meister der Illusion - nicht nur auf die Magie bezogen, sondern auch im Alltag. Sie besitzen Persönlichkeiten, die sie alles andere als vertrauenswürdig wirken lassen. Sie denken anders, wie die normalen Menschen - denn ihr Handeln ist nicht auf die nahe Zukunft bezogen, sondern sie folgen zumeist einem Plan, der sich über viele Etappen und einen längeren Zeitraum erstrecken. Sie versuchen andere hinters Licht zu führen und etwas vorzugeben, dass nicht ist, um die Geschicke zu ihren Gunsten zu lenken.
Ich selbst wurde Opfer dieser Denkweise. Einst ein einfacher Krieger, hatte mich eine Illusionistin unter einem Vorwand der Unterstützung zu einem Ritual bewegt, mithilfe derer sie die in mir inne ruhende Gabe, Magie zu weben, aus ihrem schlafenden Zustand weckte. Auch wenn ich ihr inzwischen zu grossem Dank verpflichtet bin und ich sie als meine Mentorin annahm, war dies für mich Grund genug, diesen Pfad nicht in Erwägung zu ziehen. Zu intrigant, für einen direkten Menschen wie mir keine Option. Bestimmung, ihr versteht sicherlich.
Wie ihr vermutet spielen die Charakterzüge, wie auch die Illusionsmagie eine grosse Rolle darin, wie sie dazu in der Lage sind, mächtigere Wesen zu beschwören. Manipulation und Unterdrückung als Schlüssel zum Erfolg. Ich würde ierbei, auch wenn das Reagenz des Molchauges eher für ihre illusionistische Rolle bekannt ist, nicht gänzlich ausschliessen, dass in ihr auch eine Kraft liegt, die einem ermöglicht, Beschwörungen leichter aus den verschiedenen Ebenen zu rufen - wenngleich dies mit einer grossen Portion Skepsis zu betrachten ist.
Der Gedanke, den Tod zu überwinden und unsterblich zu sein, ist für viele ein verlockender. Ich selbst gestehe, nach Wegen und Mittel geforscht zu haben, die dies bewerkstelligen. Jeder Mensch, der bei Verstand ist, sollte früher oder später jedoch realisieren, dass diese Pervertierung der natürlichen Ordnung nicht gut enden kann.
Die Zerstörung des alten Kontinents durch den Erzlichen sollte uns allen eine Warnung sein, was geschieht, wenn man sich auf diese widernatürliche Art der Magie einlässt. Niemand wird von dessen Konsequenzen unberührt bleiben, selbst jemand, der glaubt, den Tod überwunden zu haben. Denn wie im Handel mit einem Faewesen oder einem Teufelswesen, bleiben die negativen Seiten dieser Magie oftmals unausgesprochen. Früher oder später wird alles ein Ende nehmen, selbst jene die glauben, den Tod überwunden zu haben. Die natürliche Ordnung obsiegt und so, wie sie einst als erste Magieform durch den schöpferischen Atem der Weltenschlange in unser Universum fand, so wird sie am Ende auch das Widernatürliche wieder zurückdrängen und alles damit verbundene vernichten.
Gänzlich verloren sind all jene, die die Grenze der Seelenbeschwörung überschritten haben. Ein Vergehen an die Schöpfung. Wer sich dazu verleiten lässt, die Totenwelt ihrer Seelen zu berauben wird eines Tages selbst keine Ruhe mehr finden und auf ewig für ihre Gier nach Macht büssen müssen.
Ihr habt am gestrigen Abend bewiesen, in interessanten Mustern zu denken. Ich wäre daher interessiert, Gespräche dieser Natur auch auf andere Themen auszuweiten. So ihr dieses Interesse teilt, zögert nicht, mich über den Bänker in Solgard zu kontaktieren.
Mögen die Sterne in Euren Gunsten stehen
Livius Quintus
Oberster Hüter der Bewahrer