Kein Blick zurück

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Evalynn
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Kein Blick zurück

Beitrag von Evalynn »

Kapitel 1

Wald und Wiesen

In einem weitläufigen, grünen Tal, umgeben von hohen Bergen und dichten Wäldern, lebte eine junge Frau namens Evalynn Steingreif. Ihr Name mag für viele nach adeliger Herkunft klingen, doch das war weit gefehlt. Die Steingreifs waren eine Familie von einfachen Leuten – Bauern, Handwerkern und sogar ein paar Diebe hatten in ihrer Ahnenreihe Platz gefunden. Doch trotz dieser bescheidenen Wurzeln war Evalynn anders als Ihre Ahnen, nur wusste sie es noch nicht.

Von klein auf war sie ein aufgewecktes, neugieriges und achtsames Kind. Ihre Heimat war eine kleine, rustikale Hütte aus Stein und Holz, die ihr Vater, Sadeus Steingreif, mit seinen eigenen Händen erbaut hatte. Sie lebten weit entfernt von den belebten Dörfern und Städten, umgeben von unberührter Natur. Die Isolation machte Evalynn nichts aus, denn sie kannte es nicht anders. Die Wälder und Wiesen waren ihr Spielplatz, und die Tiere darin waren Freund und Feind.
Besonders zu einer Wildkatze hatte Evalynn eine enge Bindung. Tia, wie sie die Katze nannte, war ein ebenso neugieriges Wesen wie sie selbst. Sie hatte sanfte, braune Augen, die im Sonnenlicht funkelten, und ein weiches, schwarzes Fell. Tia war immer an Evalynns Seite, wenn sie durch die Wälder streifte, und die beiden erlebten zusammen die aufregendsten Abenteuer.

Sadeus, ihr Vater, verbrachte die meiste Zeit in der gemeinsamen Hütte. Tag und Nacht war er in seinem improvisierten Labor mit Experimenten beschäftigt. Wenn er mal rausging, dann nur zum Sammeln von Reagenzien, Gesteins- und Pflanzenmaterialien sowie der Beschaffung von Nahrung. Evalynn beobachtete fasziniert, wie ihr Vater an seinen Forschungen arbeitete. Er hegte die Hoffnung, eines Tages einen Trank zu kreieren, der in der Lage wäre, selbst die stärksten, gefrusteten und aggressivsten Lebewesen in nur kurzer Zeit zu besänftigen und Ihnen Frieden, Wärme, Verständnis ,Weitsicht und Wohlwollen zu bescheren. Da dieser Trank aus der tiefsten Dunkelheit und einem gebrochenen Herzen entstehen würde, war er überzeugt, gar kriegstreibende Könige und Heeresführer von seiner Macht zu beeinflussen und der Welt ewigen Frieden zu offenbaren.

Grund seiner unermüdlichen Arbeit war seine verstorbene Frau. Er erzählte Evalynn, sie sei Krank gewesen und hätte die Geburt nicht überstanden. Doch Die Wahrheit war dunkel und abscheulich, so grausam das er gezwungen war sein Liebstes zu belügen. Seine Tochter soll es nie erfahren, die Wahrheit für immer verborgen sein. Er musste mit jener Lüge Leben und schenkte seiner Tochter dafür eine unbeschwerte Kindheit, aber nur für bestimmte Zeit. Denn die Welt war ein dunkler und feindseliger Ort geworden. In der ferne brauten sich Kriege zusammen und die Fratze des Todes schwebte wie ein eisiger Vorhang über Länder hinweg. Er wusste das der Tag kommen wird, wo er seine liebste Tochter nicht mehr schützen kann, um so energischer arbeitete er an seiner Lösung....

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Evalynn
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Re: Kein Blick zurück

Beitrag von Evalynn »

Schatten der Bekenntnis

"Reiche mir mal das Glas mit den Nachtschattenblüten" forderte Sadeus seine Tochter auf, der gerade dabei war einen weiteren Trank Final zusammen zu fügen.
Evalynn schaute Ihrem Vater bei seiner Arbeit gerne zu und half auch immer ein wenig mit, die Reagenzien und Komponenten für ihn vorzubereiten. Sie lernte dadurch auch die verschiedensten Pflanzen kennen und wusste welche Eigenschaften Ihr nachgesagt wurden. "Und jetzt noch die Molchaugen, zwei oder drei sollten reichen. Zerstoße sie in einem Mörser und gib sie mir." Evalynn durchsuchte das Reagenzregal, doch keine Molchaugen waren weit und breit zu finden." Wir haben keine Vater, ich glaube erst gestern hattest du die letzten verbraucht." stellte Sie fest. "Wie , keine Molchaugen mehr?" raunte Er. "Und das erzählst du mir erst jetzt? Aber ohne sie wird der Trank nicht fertig und dann wird die gesamte Charge nutzlos sein!" sprach Ihr Vater schon fast verzweifelt. "Beruhige dich Vater, ich ziehe los und besorge dir deine Molchaugen, ich weiß genau wo noch welche zu finden sind." Sadeus blickte seine Tochter erschrocken an und sagte "Evalynn, ich kann dich nicht alleine an einem so gefährlichen Ort gehen lassen, du weisst welche Kreaturen dort lauern und nur darauf warten, das sich jemand wie du dorthin verirrt." Seine Tochter blickte Ihn hoffnungsvoll an und schüttelte den Kopf. "Aber Vater, es wäre nicht das erste mal und ich kenne mich schon sehr gut aus und die Kreaturen von denen du immer sprichst, sind mir noch nie begegnet. Hab ein wenig vertrauen in deiner Tochter, ich bringe dir was du brauchst und bin vor der Abendsonne wieder heim." Sadeus schnaufte einmal durch und blickte seine Tochter nachdenklich an. "Nun gut, aber vor der Dunkelheit bist du wieder zurück , mit oder ohne Molchaugen, hörst du!" Evalynn nickte mit einem aufmunterten Lächeln und begab sich sofort auf die Reise.

So lief sie über Wiesen und durch Wälder, es war ein weiter Weg, doch Evalynn kannte die eine oder andere Abkürzung. Für Ihr Alter hatte sie bereits eine hervorragende Orientierung und Ihre Schritte waren lautlos und behutsam. Natürlich war auch Ihre Katze Tia wieder mit von der Partie, was Evalynn zusätzlich Mut versprach. Dann kamen sie an einem Bach vorbei, dieser war einige Meter breit, aber Evalynn wusste genau wo sich entlang des Baches ein kleiner Furt befand um jenen zu überqueren. Doch diesmal stand der Überquerung etwas im Wege. Aus der ferne sah sie einen riesigen Bären im Furt stehen , der gerade dabei war nach Fischen zu jagen. Vorsichtig und vom Gestrüpp getarnt, näherte sie sich dem Bären um Ihn eine Weile zu beobachten. Seine dicken Tatzen schossen in das kühle Nass und peitschten direkt in den Lachsschwarm. Worauf er einen erwischte und ihn aus dem Wasser schleuderte und jener dann auf die kalten Steine flog. Sofort machte sich der Bär über seine Beute her. Erst biss er dem Tier den Kopf ab und hielt es dann zwischen beiden Vordertatzen fest. Dann verzehrte er in Ruhe seinen Fang. Evalynn nutzte die Gelegenheit und schlich gekonnt um den Bären herum, als hätte sie in Ihrem Leben nichts anderes getan. Der Bär kaute genüsslich sein Mahl und bekam nichts von Ihrer kurzen Anwesenheit mit. Auch Tia, die Wildkatze hüpfte von Stein zu Stein hinter Ihr her, blickte noch einst zum Bären zurück und beide verkrochen im Dickicht auf der anderen Seite.

Nach etwa einer Stunde weiteren Fußmarsches, kamen die beiden an einem Bergpass an. Ein Glück mussten sie nicht den Berg erklimmen, denn unten am Hang des Berges war ein Zutritt zu einem Höhlensystem. Dort mussten sie rein, um an die Molchaugen zu gelangen, die dort in der ewigen Dunkelheit wuchsen. Ausgerüstet mit einer Fackel betraten sie die Höhle. "So, zwei mal links und dann nur noch dem Geräusch des Wassers folgen, dann haben wir unser Ziel erreicht Tia" sprach Evalynn zur Wildkatze, die Evalynn mit ihren braunen Augen verträumt anstarrte. Doch bis auf ein leises Miau hatte Tia dem nichts weiter hinzuzufügen.

Sie gingen los....
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Evalynn
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Re: Kein Blick zurück

Beitrag von Evalynn »

Sie durchquerten dunkle Gänge aus Gestein und Geröll und teilweise zierten Kristalle wie ein Netz aus Adern das Berginnere. "Komm Tia, es ist nicht mehr weit, ich kann die Molchaugen schon gedanklich riechen und hörst du? Das rauschen der Quelle kommt immer näher!" Entschlossen und ohne jeglicher Furcht, kletterten, sprangen und krochen beide durch das verlassene Minensystem. Dann kamen sie zur besagten Stelle an. Ein riesiger See mitten im Berg machte sich vor Ihrem Sichtfeld breit und am Ufer entlang in einem Gemisch aus Sand, Feuchtigkeit und Gestein wuchsen die orangefarbenen kleinen Pilze in Massen. Evalynn platzierte Ihre Fackel an einer geeigneten Stelle um eine Große Fläche auszuleuchten. Dann zog sie Ihre ledrigen Handschuhe an und schnappte sich ebenfalls eine kleine Sichel. Behutsam trennte sie die Pilze vom Boden und legte sie vorsichtig in einen Bundsack...

Vater Sadeus war inzwischen mit dem Hacken von Brennholz beschäftigt. Er liebte diese Arbeit, sie verschaffte seinen Gedanken ruhe. Es tat gut mal nicht zu denken oder zu forschen oder sich gar den Kopf über Formeln und Wirkungen zu zerbrechen. So flog das Beil wieder und immer wieder auf einen Scheidt und trennte Ihn in Zwei. Plötzlich hörte Er etwas in weiter Ferne. War es ein Schrei oder gar Schreie? Er war sich nicht Sicher und stellte seine Arbeit ein und ging in jene Richtung, um sich zu vergewissern. Die Geräusche wurden lauter, nein sie kamen regelrecht auf Ihn zu. Sadeus versteckte sich im Gebüsch und wartete die Situation ab. Dann erkannte er das die Geräusche weiblicher Natur waren, die wiederum von mehren dunklen Stimmen verfolgt wurden. Evalynn?

Er war sich nicht sicher und rangelte zwischen sitzen bleiben oder Ihr entgegen zu kommen. Doch gerade als er sich erheben wollte, um zu Ihr zu rennen, erblickte er in der Ferne eine junge Frau, es war jedoch nicht Evalynn! Die junge Dame war zu Fuß und sah sehr verzweifelt aus, völlig außer Atem und nahezu vom Tode gehetzt worden. Panisch blickte sie sich um, währenddessen die rauen Töne Ihrer Verfolger auftönten. Sadeus gab sich einen Ruck und versuchte der Frau ein lautloses Zeichen zu geben, ein hektisches Winken mit beiden Armen, auf das sie sich bei Ihm verstecken solle. Die verzweifelte Frau bemerkte Ihn und war sich erst uneins mit seinem Angebot. Doch nahm sie es schließlich an und rannte auf Ihn zu. Nur noch wenige Meter trennten die Beiden, doch plötzlich weiteten sich die Augen der jungen Frau.

Es war ein Moment den Sadeus nicht mehr vergessen sollte. Ein brennendes Geschoss preschte aus dem Hinterhalt auf sie zu und zerschellte in einer feurigen Explosion an Ihrem Rücken. Blut lief aus Ihrem Mund und Ihr Körper verließ das Gleichgewicht. Sie krachte zu Boden und Ihr Rücken war gezeichnet vom Feuer und des wuchtigen Aufpralls. Sadeus reagierte schnell und versteckte sich rasch wieder im Gebüsch. Er begann vor Aufregung zu zittern und auch die Angst nahm Ihn komplett ein. Wer kümmere sich dann um Evalynn, wenn sie von Pilzsuche zurück kehrte, wenn er jetzt erwischt werden sollte. Sadeus musste sich nun einmal mehr zusammen reißen, um nicht entdeckt zu werden. Er blinzelte aus dem Gebüsch und erkannte in der Ferne umrisse von Reitern. Wie Felsen standen sie an Ort und Stelle und man mochte keine Regung wahrnehmen. Doch dann setzte sich einer der Reiter in Bewegung und trabte langsam auf Ihn zu.

Der Umriss wurde immer mehr erkennbarer . Er war riesig und mit schwarzen Metall gerüstet. In der Hand hielt er eine riesige Streitaxt und er trug einen Kopfschutz, der einem Dämonenkopf glich. Letzte Atemzüge machten sich bei der jungen Frau bemerkbar. Mit Trauer und Wehmut blickte Sie in Sadeus Richtung, der fast starr vor Angst war. Dann für einen kurzen Augenblick, hob sich ein Mundwinkel der Frau, um ein letztes mal Trost zu finden. Man hörte den schwarzen Reiter absatteln und zugleich schwang er seine riesige Axt. Ein Moment der Unendlichkeit, ein Gesicht was Sadeus nicht vergessen wird, ebenso das Geräusch, was den Kopf von Ihrem Körper trennte. Er packte sie am Schopfe, und legte den abgetrennten Kopf in eine Tasche. Kurz mochte er die Umgebung noch einmal mustern, ehe er wieder aufsattelte und sich in Richtung Verbündete aufmachte. Dann verschwanden Sie, doch Sadeus Schock überdauerte noch einige Zeit...
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