Auf schmalem Grat

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Tlabardrar
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Auf schmalem Grat

Beitrag von Tlabardrar »

Es ist die Angst, die alle anderen Völker fundamental von den Ilythiiri unterscheidet. Jenes Gefühl einer herannahenden Bedrohung, des Ausgesetztseins, der Hoffnungslosigkeit, das die Nackenhaare aufstellt und zu überstürzten Handlungen führt, die häufig genug in den unabwendbaren Niedergang münden. Angst kann sowohl die alleinige Sorge um das eigene Wohl als auch das anderer umfassen, somit zutiefst egoistisch oder altruistisch sein. In der Regel ist es eine Mixtur beider Empfindungen.
Ilythiiri besitzen den Makel des Altruismus nicht, jedenfalls dann nicht, wenn sie tatkräftig im blutig-chaotischen Ränkespiel der Spinnengöttin mitmischen. Jede Entscheidung ist selbstzentriert und dient dazu, das eigene Fortkommen zu sichern.
Je höher die streng hierarchische Leiter erklommen wird, umso gnadenloser fällt die Reaktion auf jede sich anbahnende Bedrohung aus.


Der Waffenmeister Filifars verspürte folglich keinerlei Furcht um seine Existenz, obgleich er darauf gefasst war, dass Messer gegen ihn im Dunkeln gewetzt wurden. Was ihn umtrieb, war die Ungewissheit, ob seine Stellung im ersten Haus gefährdet war.
Er hatte die Hohepriesterin der Arach-Tinilith zum zweiten Mal herausgefordert und die gespannte Erwartung ihrer Reaktion hatte ihm einen ungeahnten Nervenkitzel bereitet, wenigstens für eine Weile. In gewissem Sinne war es der Reiz des Verbotenen gewesen, die unerreichbare Frucht eines verbotenen Baumes, der letztendlich dazu geführt hatte, dass er eine Schwelle überschritten hatte, die gut und gerne mit einem tiefen Fall enden mochte. Alles hing von seinem nächsten Zug ab, gleich einer Partie Sava, die sich unerbittlich dem Höhepunkt näherte.
Die Yathallar argwöhnte bereits, dass seine gegenüber der Ilharess Mizrae vorgetragene Idee, eine schwache Priesterin für die Weihe des Tempels zu opfern, mehr als eine unbedachte Kühnheit gewesen war. Sie hatte ihn vermutlich durchschaut und bemerkt, dass seine Sorge um das Wohlwollen der Spinnengöttin als Verschleierung der eigentlichen, sinistreren Absicht diente. Ohnehin erschien es ihm so, als habe die Hohepriesterin ihm gegenüber nie etwas anderes als kalkuliertes Misstrauen empfunden. Aber wer konnte es ihr verdenken?
Wenigstens hatte er sich dieses mit der tolldreisten Forderung nach der Melee-Magthere redlich verdient. Und doch... als seine Arme sich um ihren zierlichen Leib geschlungenen hatten, war ihm aufgefallen, dass sie beide mehr Gemeinsamkeiten hatten, als er sich eingestehen wollte. Das Spiel gegenseitiger Bissigkeiten hatte in diesen Moment gemündet, weil beide sich etwas vom jeweils anderen versprachen, das schwer zu bekommen war: Unterwerfung, Loyalität... Intimität? Es war der Höhepunkt, um das Bild der Sava-Partie erneut zu bemühen, und sie beide legten ihre Hoffnung auf den jeweils einmaligen Einsatz der Würfel. Doch während die Yathallar die Spinnengöttin auf ihrer Seite wusste, sah dies für den Waffenmeister anders aus. Göttlichen Beistand konnte er sich nur von Ihm erwarten und dies war eine Wette darauf, dass Er sich in seinem Wahn noch an den Soldaten erinnerte, welcher alleinig der Höhle der Verdauung entkommen und Sein Artefakt in diese Welt gerettet hatte.
Jetzt gab es also nur noch den Weg nach vorne. Es gefiel ihm, auf denkbar sonderbare Weise, dass der hauchdünne Faden, an dem sein Schicksal baumelte, fortan so sehr von Unwägbarkeiten bestimmt wurde. Ein Schritt zu viel und er mochte reißen.
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Yez'na
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Auf schmalem Grat

Beitrag von Yez'na »

Part 1

Die Gesellschaft der Ilythiiri war unbarmherzig. Individuen zählten als reines Verbrauchsmaterial, der Wert nur gemessen an dem Nutzen für denjenigen, aus dessen Perspektive es jeweils betrachtet wurden. Macht und das Streben nach selbiger waren Faktor und Indikator zugleich in diesem Ränkespiel – aber nicht das Ziel. 

Yez‘na hatte irgendwann für sich erkannt, was es war, das alle antrieb in diesem matriachal gewachsenen System, in dem die Priesterinnen stets die Wahrheit für sich beanspruchten und alle  gesellschaftliche wie politische Gewalt in sich vereinten und den Rest stets lehrten, dass es die Willkürlichkeiten und Launen einer Göttin waren, die all dies determinierten.

Kontrolle.

Lloth war eine Göttin der Willkür, die von ihren Anhängerinnen und Anhängern Chaos und Unheil forderte. Die Ilythiiri begegneten diesem Naturell mit einer geradezu versessenen Struktur, die sich aus strengen Hierachien und zahllosen Regeln und Normen zusammensetzte und damit, oberflächlich betrachtet, das Wirken und Sein der Spinnengöttin geradezu konterkarierten. 
Die meisten Dunkelelfen nahmen diesen Widerspruch offenbar klaglos hin, bemerkten ihn vielleicht nicht einmal – und wenn doch - waren sie es von dem Anbeginn ihrer Leben heraus gewohnt, dem zu folgen, was die Priesterinnen als Leitlinien ausriefen.

Kontrolle. 

Sie gewährleistete das Fortbestehen des Status Quo und war wahrscheinlich zeitgleich ein Schutzschild, was es den Dunkelelfen ermöglichte, in diesen, dem Leben widrigen Bedingungen zu existieren, sich dagegen zu behaupten und daraus sogar Stärke zu gewinnen. 

Andere mochten nach Macht streben durch brachiale Gewalt, körperliche Überlegenheit oder adlige Herkunft - Ihre Waffe war stets eine andere gewesen: Niemals diese Kontrolle zu verlieren, sie stets in den Händen zu halten und immer die daraus gewonnene Überlegenheit demonstrieren. Um dieses Ziel zu verfolgen, hielt sie sich stets an Prinzipien, die ihr schon seit frühen Tagen dienlich waren: 


Machtausübung ist nur Mittel zum Zweck.

Wiege dein Gegenüber stets in Unsicherheit. 

Erkenne, wer oder was dir gefährlich werden könnte und bereinige diese Gefahr, egal auf welche Art und Weise.



Dies hatte ihr seit Jahrhunderten schon den Weg geebnet.
 
Zuletzt geändert von Yez'na am 22 Mai 2024, 20:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Tlabardrar
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Auf schmalem Grat

Beitrag von Tlabardrar »

“Eine Gunsterweisung für die dunkle Mutter. Sowie ein Schwur auf das Wirken und Sein der Akademien. Wenn Sie dies annimmt, wer bin ich dann, dem Wirken der beiden höchsten Streiter Filifars im Wege zu stehen... ?”

Wut. Widerwillige Anerkennung. Unbändiges Verlangen. 

Der bekannte Dreiklang in seinem Kopf begann ihn zu irritieren. Was geschah mit ihm? Während die Folterung des Waldelfen Serafein in vollem Gang war, ertappte er sich dabei, wie sein Blick die feingliedrige Gestalt der Hohepriesterin immer wieder taxierte. Ihre Forderung stand seiner in Nichts nach und doch war ihm klar geworden, dass Yez’na erneut eine seiner Figuren vom Brett gefegt hatte.
Schlimmer noch. Er wusste, dass sie es wusste.
Die Gunst selbst, gleich welche es sein mochte, war nebensächlich. Die Hohepriesterin wollte, dass sein Innerstes nach Außen gekehrt und einer göttlichen Prüfung unterzogen wurde. Möglich, dass die Spinnengöttin selbst aus der immerwährenden Schwärze der Dämonennetzgruben zu ihm herabsah. Ihrem Blick konnte nicht entgehen, was den Waffenmeister antrieb, was er in diese, Ihre Welt gebracht hatte, als er nur knapp einem sehr endgültigen Schicksal entkommen war. Niemand wusste das, es war sein Geheimnis.
***
Als Yez’na den Kerker verließ und allein in Richtung des höchsten Turms des Viertels entschwand, hatte er realisiert, dass eine sorgsam errichtete Maskerade allein nicht mehr ausreichen würde.
Halte jene nah, die dir gefährlich werden können. Ein Streich, keine Zeugen.
Man hatte es ihm immer wieder eingeprügelt. 
Der Waffenmeister erklomm die ausgetretenen Stufen des Turms und folgte, wie ein Raubtier, dem noch schwach in der Luft liegenden Geruch, welcher ihm nur zu gut bekannt war. Sie war nah.
In einer der oberen Kammern angelangt, von der aus ein Gang mit einem Balkon abzweigte, hielt er inne. Durch ein Fenster gewahrte er die Silhouette der Hohepriesterin, die sich scharf gegen das fahle Leuchten des sterbenden Narbondel abzeichnete. Abwartend... lauernd?
Gleichgültig. Zeit zu handeln.
Mit einem entschlossenen Schritt trat er hinaus, eine Hand auf dem Dolchgriff an seinem Waffengurt. Ein kühler Luftzug strich über sein Gesicht, während er fast lautlos die Distanz zu Yez'na überwand. Die Hohepriesterin der Arach-Tinilith stand an der kunstvoll gearbeiteten Balustrade, den Blick in die Ferne gerichtet, als ob sie die endlosen Schatten des gewaltigen Raumes durchdringen wollte.
Tief unter ihr ragte ein Meer spitzer Stalagmiten auf.
Ein Stoß. So verlockend. So töricht.
Als er schließlich hinter ihr stand, befand sich jedoch nicht die geschwungene Klinge in seiner Hand und auch der Stoß in den tödlichen Abgrund blieb aus. 
Was geschah mit ihm?
Sie hatte ihn unlängst bemerkt, spannte sich unweigerlich an. Ein gepanzerter Arm legte sich beinahe sanft um ihre Taille, seine Lippen näherten sich ihrem linken Ohr, doch sie machte keine Anstalten, ihn abzuwehren. Stattdessen lehnte sie ihren Kopf leicht zurück, hin zu ihm. Der zierliche Körper schmiegte sich an seinen.

„Es wäre Euer Ende gewesen, wenn ich dies gewollt hätte.“

„Was würde ich dir tot nützen?“

 „Nichts."

„Wirst du meine Forderungen erfüllen?“

Das Glühen des Narbondel verblasste endgültig und ließ beide zu einem Schatten verschmelzen. Er hörte sich Worte sagen, die nicht zu ihm zu gehören schienen.
 
„Es war ein kluger Zug. Nichts sollte leicht von der Hand gehen. Ich wäre enttäuscht gewesen.“

Bild
 
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Yez'na
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Beitrag von Yez'na »

Part 2 

Der Titel des Qu'el'saruks (Waffenmeister) eines Qu'ellars war in der Hierarchie der Ilythiiri einer der höchsten auch von Jaluken erreichbaren Ränge. Er oder sie bestimmte die taktische Ausrichtung, hielt die Moral aufrecht, hatte Überblick über Ausrüstung und Stärke der ihm unterstellten Streitkräfte und war somit nicht weniger als der Kopf der Exekutive eines Adelshauses. So lag es in den Interessen der jeweiligen Ilharess, den schmalen Grat zu beschreiten, dort einerseits eine fähige Personalie zu installieren, die dem Wohle des Hauses diente, die aber gleichzeitig führ- und damit kalkulierbar blieb. Diese Gratwanderung war nicht zuletzt maßgeblich mitbestimmend darüber, wie erfolgreich und langfristig die Amtszeit einer Mutteroberin dauerte.

Unter genau diesen Voraussetzungen hatte Yez'na Tlabadrar seit ihrer ersten Begegnung stets gesehen - Mit ausreichender Distanz und einer gewissen, seinem Rang adäquaten "Gnade der Höflichkeit" - Hatte sie doch andere Grabenkämpfe auszustehen, als solche auf Basis gekränkter Eitelkeiten eines zur Tötungsmaschine ausgebildeten Jaluken. 

Machtausübung ist nur Mittel zum Zweck.

In den Zielen, die sie verfolgte, spielte er eine vernachlässigbare Rolle. Er waren andere, deren Wohlwollen, Unterordnung oder im besten Falle beides es zu sichern galt, um ihren eigenen Rang zu festigen: Priesterinnen. Dazu gehörten fähige Schülerinnen mit aufstrebenden Ambitionen wie die Yathrin Belszerion und mächtigere Priesterinnen – Wie die Ilharess del Filifar, Mizrae. 


*** 


Es ist die ewige Schlacht der Ilythiiri untereinander, um die höchste Gunst der Spinnengöttin, die Lloth erfreut hat. Doch diese Welt liegt hinter uns. (…) Wir können der Spinnengöttin den ewigen Kampf um ihre Gunst derzeit nicht in vollem Maße darbieten, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Es fehlen Priesterinnen, die im Kampf der Häuser gemeuchelt werden. Dieses Blut ist das reinste Blut.

Yez‘na verschlug es für den Bruchteil eines Momentes den Atem, als sie jene wohlformulierten Worte aus Tlabardrars Munde vernahm. Was er dort so lapidar sprach, war ein offenes Geheimnis, das für gewöhnlich die Convente der höher gestellten Priesterinnen nicht verließ und was sich die männlichen Sargtlinen höchstens sehnsuchtsvoll in ihren Kasematten bei vergorenen Pilzsuden zuraunten. Es offen vor Publikum und gar in Anwesenheit Hausloser zu formulieren glich einer Kampfansage oder - Rebellion. 

Doch - das jahrzehntelange Üben der Unterdrückung der eigenen Emotionen ließ sie schnell die Fassung zurückgewinnen. Sie wartete die Reaktion der Ilharess ab.

Ausgerechnet Priesterinnen, hm?

Mizrae wirkte unaufgeregt analytisch und Yez’na erkannte schnell, dass sie es als Taktik wählte, um den Fokus von der Brisanz seiner Äußerung zu nehmen, ihr nicht noch mehr Raum zu geben und bei anderen Anwesenden möglicherweise unwillkommene Gedanken zu schüren. Yez’na wusste, dass dies der richtige Weg war, aber das gesprochene Wort änderte von einem Moment auf den anderen alles. 
Und so wendete sie den Blick nicht mehr von ihm ab. Ihm, den stets voll Gerüsteten, der wirkte, als sei er in jedem Moment seines Daseins bereit, in den offenen oder verdeckten Kampf zu ziehen. 

Dürstet es dich nach Priesterinnenblut... Dich - Oder deine Waffen?

Es ist die Furcht die mich antreibt, Yathallar. Die Furcht, dass wir versagen könnten. Unter dem wachsamen Blick der Spinnengöttin.

Furcht wird nicht durch Blut getilgt (…) wenn du meinst, nach deinen Vorstellungen ihren Willen zu erfüllen. Das wäre auch ein wenig zu einfach... Oder?

Ich weiß, dass die Ilythiiri dieser Stadt vernichtet wurden. (…) Allein deshalb halte ich es für ratsam, das erste Opfer in diesem Tempel... Nicht von minderwertiger Natur sein zu lassen.



Er gab nicht klein bei, ließ von seiner Provokation nicht ab. Vielmehr noch: Er mutmaßte, den Willen von Lloth deuten zu können.
Diese Provokation glich einer, nein, war eine offene Herausforderung.

Ein Blick in seine glimmenden Augen genügte ihr. 

Sie nahm die Herausforderung an.

 
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Mizrae
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Beitrag von Mizrae »

Qu’el’velguk und Qu’el’saruk des Hauses Filifar forderten, auf eigene Initiative, mittels provokanter Maßnahmen die Verwaltung der Melee-Magthere ein. Mizrae traf diese Aktion überrascht. Aber auch Yez’na, als Hohepriesterin der Arach-Tinilith, reagierte für Mizrae merkbar ungehalten bei der Konfrontation mit dieser Tatsache. Ihre Reaktion auf den Anwesenden Meuchelmeister Bhargos war bissig, ganz so wie es Mizrae von ihr kannte - ein zufriedenstellendes Echo gegenüber Männchen, die ihre Kompetenzen überschritten. Die Yathrin der Arach-Tinilith, Belszerion, vermochte Yez’na wohl jedoch deutlich zu machen, dass die Führungsübernahme der beiden Meister alternativlos war. Und so trat Yez’na gegenüber Tlabardrar.

Eine Gunsterweisung für die dunkle Mutter. (...) Sowie ein Schwur auf das Wirken und Sein der Akademien. 

Beide Forderungen an Qu’el’saruk und Qu’el’velguk waren für Mizrae hinnehmbar - aber irgendetwas irritierte sie daran trotzdem. So harsch sie Bhargos gegenüber aufgetreten war, so vermeintlich diplomatisch stand Yez’na vor dem Waffenmeister. Doch - es war bedeutsam, dass trotz der scheinbaren Alternativlosigkeit das Wort einer Priesterin und damit von Lloth das letzte war. 
Die Übertragung von Autoritäten auf die Tier Breche musste mit Argwohn betrachtet werden. Von beiden Seiten. 
 
 ____________________________________________________________________


Die Dunkelelfen hatten einen Gast im Unterreich empfangen. Die Forderung nach der Auslieferung von Serafein wurde zur Überraschung der Ilythiiri von den Darthiiri des Waldes vollzogen - zwar mit Trotz und Widerstand, aber letztenendes dem erwünschten Resultat. 
Mizrae versammelte sich mit Kriegern und Priesterinnen in einem Folterkeller, der seit ihrer Ankunft nun erstmals wieder in Gebrauch genommen wurde. 
Scheinbar ahnte Serafein, dass man als Ilythiir dem Netz der Spinne nicht entkommen konnte, jedes Zapplen ließ ihn sich nur mehr darin verfangen. Der sterbende Narbodelzyklus war nur der Auftakt einer schmerzhaften Willkommenskultur, die sich über viele weiteren Zyklen hinziehen würde. Der Schmerzensschreie überdrüssig, löste sich die Versammlung um den leidenden Serafein irgendwann auf, allein Qual’noa blieb zurück, um sich ihrer Passion zu widmen.

Yez’na und Mizrae verließen gemeinsam den Kerker, noch bevor sich Yez’na zum Turm der Sorcere aufmachte. 
 
Aluvé - Lloth schütze dich.
...
Du weißt, wo du mich findest... Sollte dir der Sinn nach Meditation stehen…
...
Ich folge gleich..


Nach einem kurzen Spaziergang, um die vom stundenlangen Stehen steifen Glieder ein wenig zu lockern, suchte Mizrae den zweckmäßigen Gemeinschaftsbereich der ansässigen Häuser auf, das “K'lar d'Qu'ellaren", um dann der Einladung von Yez’na zur Meditation zu folgen. Sie erwartete, dass die Yathallar dort aufzufinden war, wo sie ein Refugium bezogen hatte - im Turm vom Tempel der Lloth, dessen Weihung noch ausstand. Mizrae betrat den Raum, der jedoch leer war. Das war… Unerwartet. Eine Falle? Paranoid fuhr sie herum, um die Tür in Augenschein zu nehmen, durch die sie eben noch den Raum betrat. Die Erzpriesterin riss dann schon reflexartig ihre Hände empor, um ein Gebet zu sprechen: 

 Lloth, forme mein Fleisch,
 Spinne meine Arterien und Venen in ein neues Netz! 

 Izznarg Har’dro Thir’ku Faer! 

Der schlanke Körper begann daraufhin zu schrumpfen - in eine zeitweise groteske Form, die sich zu etwas Neuem bildete. Klein, unscheinbar und doch Lloth so nah - Eine Spinne. Nirgendwo sonst konnte sich ein Wesen dieser Art so sicher fühlen wie in einer Dunkelelfenstadt. Das kleine Wesen, von der Gattung einer Springspinne, sah sich mit den phänotypischen großen und vielen Augen orientierend um. Mit einem Satz landete es an einem der bleigläsernen Fenster und schlüpfte durch einen Spalt hindurch nach draußen. Es machte sich auf die Suche nach Yez’na. 
Der große Saal des Tempels war leer, ebenso der andere Turm. So nahm sie das nächste Ziel in Augenschein: Die Sorcere. Der Turm wurde von dem Wesen ohne Mühen von außen erklommen. Hier und da sahen die acht Punktaugen in die Fenster hinein. Keine Spur. Doch dann, als das Spinnenwesen sich um den Turm herum hochspiralierte, sah es auf einem Balkon die Konturen zweier Dunkelelfen wie zu einem Schatten verschmolzen. Die Formwandlerin krabbelte näher - doch nicht zu nah, denn im Augenblick würde das Erblicken einer Spinne tatsächlich in einer Dunkelelfenstadt Aufmerksamkeit erregen. 
Mizrae konnte nun erkennen, dass es sich um den Waffenmeister und die Hohepriesterin Yez’na handelte. Die Distanz war zu groß, um Inhalte des Gespräches wahrzunehmen - die wenigen Worte, die beide Gestalten sprachen, waren nur ein Flüstern. 
Die Sinneseindrücke ließen die formgewandelte Mizrae an der Wand wie paralysiert verweilen. Acht Augen starrten in die Leere und die Gedanken ratterten unermüdlich. 

Warum diese Nähe zueinander… ? 
War es von Yez’na beabsichtigt, Mizrae dies mit ansehen zu lassen?
Über was sprachen die beiden… ?

Etwas, das im Auge behalten werden sollte, vielleicht sogar in den vielen Augen einer Spinne. 
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