In der Dämmerung des milden Sommerabends saß Van de Mork in seiner Werkstatt. Sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht, weshalb er sich gemächlich einen Zopf band. Die Werkstatt selbst war in ein sanftes, goldenes Licht der kleinen Öllampe getaucht, das von der flackernden Flamme auf dem Werkstatttisch ausging. Ein rauchiger Geruch von dem Öl durchzog den Raum und Van stellte den Docht etwas kleiner, um den schwarzen Rußrauch zu mildern.
Vor Van de Mork, auf einem massiven Tisch, der aus sperrigem Holz gezimmert wurde, stand die fertige Statue, eine Darstellung zweier verschlungener Gestalten – Nagron und Nikolas, die Hände ineinander gelegt, die Köpfe leicht geneigt, als lauschten sie einem Flüstern, das nur sie hören konnten. Zusätzlich war ein beweglicher Arm integriert worden, welcher zwei Schalen an filigranen Ketten das Gebilde gleichzeitig zu einer Waage machten. Die Statue war zart und voller Details, jede Falte des Gewandes, jeder Muskel unter der Haut sorgfältig herausgearbeitet. Doch es fehlte noch etwas: die Gravur, die Botschaft der Ewigkeit, die diesen Moment für immer festhalten sollte.
Van de Mork griff nach dem Gravurtool, das er extra im Nebelhafen hatte anfertigen lassen. Es war ein elegantes Instrument, ein Meisterwerk der Handwerkskunst, geschmiedet aus glänzendem Metall und verziert mit feinen Ornamenten, die sich über den Griff schlängelten. Das Werkzeug lag schwer und durchaus vertraut in seiner Hand, wie ein alter Freund, gleichwohl er dies nur selten nutzte. Er hatte lange darauf gewartet, es endlich in Gebrauch zu nehmen.
Mit bedächtiger Präzision führte er das Gravurtool an den Sockel der Statue heran. Er spürte das in seinen Fingern, als die Spitze des Werkzeugs die erste Berührung mit dem Messing aufnahm. Ein sanftes Schaben, wie das Rascheln von Seide, erfüllte die Werkstatt, als das Werkzeug langsam über den dafür vorgesehenen Bereich glitt.
Van de Mork neigte sich näher an die Statue, die Augen konzentriert auf die Stelle gerichtet, an der er die ersten Zeichen eingravierte. Als die Gravurspitze über das Metall glitt und der erste Buchstabe langsam Gestalt annahmen. Er arbeitete vorsichtig, um ja keinen Fehler zu begehen und so nah mit dem Gesicht, dass sein Atem die Oberfläche beschlagen ließ. Geschickt ließ er seine Hand Kreise und Bögen ziehen.
Je tiefer die Gravur wurde, desto mehr füllte sich die Werkstatt mit einem leisen Klingen, wie das ferne Rauschen einer Glocke im Nebel. Es war, als würde das Werkzeug selbst singen, als die Worte in das weicher scheinende Metall geschnitten wurden. Van de Mork spürte eine seltsame Wärme durch seine Hand fließen, wie er so konzentriert und mit absoluter Präzision die Ornamente und Intarsien an die Buchstaben zog.
Er schloss die Augen für einen Moment, fühlte die Energie des Werkzeugs und die Liebe, die er in jede Linie, jede Kurve der Gravur legte. Dies war nicht nur ein Geschenk, sondern ein Werk der Kunst, ein Zeichen seiner Wertschätzung und Achtung zu den beiden Männern, die er durchaus zu schätzen gelernt hat.
Die letzte Linie war gezogen, und mit einem tiefen, zufriedenstellenden Atemzug lehnte sich Van de Mork zurück. Die Gravur war vollendet. Feine Worte glitzerten im Licht der Lampe und schienen fast lebendig zu sein, als ob sie sich im Licht bewegten und tanzten. Die Botschaft war klar und schön, eingefasst in den Sockel der Statue wie ein Schatz.
Mit einem sanften Lächeln strich Van de Mork über die frisch gravierten Worte. Die Nacht war lange hereingebrochen, und es war völlig still in der Werkstatt. Sachte stellte er die Statue vor sich auf dem Tisch und betrachtete sie aus etwas Entfernung. Im flackernden Licht, glänzte die Statue – ein Symbol der Liebe, in Metall geprägte und zeitlose Worte für die Ewigkeit.