Erik, der noch des Nachts Winterberg verlassen hatte, trat den langen und beschwerlichen Weg in den Süden an. Er hatte eine grobe Wegbeschreibung erhalten und so war er zuversichtlich sein Ziel zu erreichen. Der schlanke Soeker lief in einem stampfenden Dauerlauf, der ihm anscheinend keine große Anstrengung abverlangte, die ganze Nacht durch. Des Morgens hatte er Ansilon in einem großen Bogen umlaufen und lief am Ufer der Meeresbucht entlang, um einen seichten Übergang zu finden. Er hatte den Befehl, die häufig benutzten Wege zu meiden und so auch notgedrungen Umwege in Kauf zu nehmen. Er setzte dann mit einem zufällig den Flussarm hinab schwimmenden Baumstamm zur anderen Seite hinüber. Aber schon nach kurzer Strecke erreichte er einen weiteren Flussarm, der beinah doppelt so breit war als der Erste. Er wusste, dass unweit des einzigen Übergangs ein Orkhandelsposten war. Es war noch immer unklar, wie die Orks und sein eigenes Volk zueinander standen. Erik hatte schon als er aufbrach beschlossen, dass falls er keinen Weg über den Flussarm fand, er diesem folgen würde und die Brücke umgehen würde. Sein Weg führte ihn schließlich zu den Ausläufern eines zerklüfteten Berges. Sein Volk war anstrengende Märsche gewohnt und Erik war jung und auch wenn ihm die Erfahrung fehlte, fand er schnell einen Weg über den Berg hinweg. Die einfache Wegkarte, die man ihm mitgegeben hatte, zeigte einen Übergang und tatsächlich fand er den Fluss träge und mit seichtem Wasser vor. Es koste ihn wenig Mühe zur anderen Seite zu gelangen und so verfiel er beinah direkt wieder in seinen Dauerlauf. Das Karge steppen Land, das er nun erreichte, wirkte leer und verlassen auf Erik und er scherte sich auch nicht weiter darum. Ihm machte eher das unstete Wetter zu schaffen und auch wenn er Hagel und Schnee gewohnt war, so war es in diesem Landstrich doch eher eine Seltenheit. Auch wenn er ausdauernd war, so forderte die Anstrengung langsam seinen Tribut. Ihm kam es vor, als wäre er schon Tage unterwegs, als er endlich die Ausläufer eines dichten Waldes erblickte. Kurz machte er halt und trank etwas aus einer schlichten Kürbisflasche, aß ein Stück, das aussah wie trockenes Brot und eilte dann wieder weiter. Der Schneesturm ließ langsam nach und er erkannte, dass die zweite Hälfte des Tages längst angebrochen war. Er hatte viel Zeit verloren und so beschloss er, jetzt, da das schlechte Wetter nachließ, etwas an Geschwindigkeit zuzulegen. Der urtümliche und dichte Wald kam schnell näher und als er ihn endlich erreicht hatte, war er sichtlich erleichtert. Einige Stunden Tageslicht verblieben ihm noch, er machte kurz halt um nochmals zu Trinken und die Karte zu studieren. Während er mit dem Finger über die Karte fuhr, von seinem Standort, seinem Zielpunkt entgegen war ihm klar, dass er sein Ziel vermutlich nicht erreichen würde.
"Womöglich ist das aber nicht nötig"
Murmelte Erik vor sich hin und tippte mit dem Finger auf eine Stelle, die etwa auf halbem Weg zu seinem Ziel war und er war sich sicher, dass er diesen Ort erreichen konnte. Er rollte die Karte zusammen und nahm seinen Weg wieder auf. Der Dschungel war kein Terrain, das er gewohnt war, aber er wusste sich in der Wildnis zu bewegen und er fand sich schnell zurecht und lag seinem Gefühl nach gut in der Zeit. Das Wasser spritzte, als er mit schnellen Schritten die vielen Flüsse überwand. Der dichte Wald war schon bei seinem Betreten dunkel gewesen, aber das Licht war noch mehr geschwunden. Ihm war klar, dass bald die Nacht hereinbrach und er dann irgendwo rasten müsste. Ein kleiner Lichtschimmer weckte aber seine Aufmerksamkeit und er nähere sich diesem zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch. Der Fluss zu seiner rechten wies ihm den Weg, auch wenn er diesen eher hörte als sah. Dann stolperte er auf eine kleine Lichtung, überall waren Kerzen und kleine Opfergaben und eine große goldene Katzenstatuette. Die Dämmerung hatte eingesetzt und ob er nun die Priesterin, die diesen Ort als Gebetsort nutzte, hier antreffen würde oder nicht, er konnte zumindest hier rasten. In Gedanken ging er seine Nachricht durch...
"Je bin Erik, Rashka schickt mich da ihr wohl ein Treffen wünscht. Je soll ausrichten das er ein Treffen ebenso wünscht. Allerdings sind die Tage zu unsicher und die Wege zu weit für eine Reise in den Süden. Wenn ihr ein baldiges Treffen wünscht, schlägt er einen Ort vor, der etwa in der Hälfte des Weges liegt. Die Trinkhalle, die sich Niemandsland nennt und am Ufer des Drachenflusses liegt. Er bittet euch zu verstehen, dass er bei der unsicheren Lage und den nicht funktionierenden Reisetoren keine zu weiten Strecken auf sich nehmen möchte."
Erwartungsvoll sah er sich am Gebetsort, um in der Hoffnung dort auf die Priesterin Samira anzutreffen oder am Folgetag weiterzureisen und seine Nachricht direkt zur Goldenen Stadt zu bringen.