Die Neue Welt
Hier findet ihr alles rund um die RP-Hintergründe der "Neuen Welt".
Hier findet ihr alles rund um die RP-Hintergründe der "Neuen Welt".
Magie nimmt eine zentrale Rolle innerhalb der Spielwelt der neuen Welt ein. Es existieren zahlreiche unterschiedliche Magieformen, die nachfolgend beleuchtet werden sollen.
„Der gemeine, unwissende Bürger fürchtet, was er nicht kennt.“
Magie, einige bezeichnen sie auch als Götterkraft oder Geisterwirken, ist ein Oberbegriff um den Unwissenden das Unerklärliche erklärbar zu machen. Der Begriff Magie steht für die Befähigung oder die Eigenschaft einen Zugriff auf das arkane Gefüge zu haben oder in der Gunst der Götter zu stehen und durch sie diese Fähigkeit verliehen zu bekommen, die den Unwissenden in Staunen versetzen oder ihn sogar verängstigt.
Magie ist somit der Oberbegriff für alle außerdimensionalen Einflüsse auf die neue Welt. Die Magie selbst ist grundlegend neutral und hat keinerlei Ausrichtung. Erst die Nutzung der Magie durch einen Wirker legt fest, ob es sich um einen positiven oder einen negativen Effekt handelt.
Von den magischen Ausprägungen in der neuen Welt:
Arkane Magie
Die wohl am häufigsten vertretene, und auch geläufigste Art der Magieanwendung ist die arkane Magie. Zauberer und Hexen im ganzen Land greifen auf diese Magieform zurück, um damit die unterschiedlichsten Wirkungen zu erzielen. Sie nehmen beim Wirken ihrer Zauber direkten Einfluss auf das sogenannte arkane Geflecht, welches auch „astrales Gefüge“ oder auch „die Astralebene“ genannt wird. Nur über seine starke und unabhängige Verbindung zur Astralebene wird es einem Arkanmagier überhaupt erst möglich Zauber wirken zu können. Um einen Zauber vollständig zu wirken, müssen arkane Magier auf Reagenzien, die Worte der Macht und Mana zurückgreifen. Erst wenn alle drei Komponenten im ausreichenden Maß vorhanden sind tritt die Wirkung des gewählten Zaubers in Kraft.
Dies ist ihnen solange möglich, wie ihr Geist die nötigen mentalen beziehungsweise geistigen Kräfte, das sogenannte Mana, kanalisieren kann. Mit steigendem Rang und steigender Intelligenz kann ein Wirker dieser Magieform mehr Mana kanalisieren und so mehrere oder stärkere Zauber vollführen.
Die Besonderheit der arkanen Magie ist der unabhängige Zugriff auf das arkane Geflecht, das keiner anderen Magieform innewohnt. Obgleich einige Magiepfade sich neben der Astralebene auch anderen Ebenen des Multiversums bedienen, so zum Bespiel den Elementarebenen, so ist ihre Verbindung zur Astralebene immer als Grundpfeiler des Magiewirkens zu begreifen. Zauberer und Hexen sind im Wirken ihrer Magie niemandem Rechenschaft schuldig außer sich selbst und den jeweiligen Credos, denen sie sich unterworfen haben.
Klerikale Magie
Neben der arkanen Magie gibt es spezielle Magieanwender, deren Zugriff auf das arkane Geflecht in Abhängigkeit zu ihrer verehrten Gottheit vollzogen wird. Diese sind vorrangig bei einigen wenigen Völkern, wie den Amazonen (Priesterinnen), Barbaren (Schamanen), Dunkelelfen (Priesterinnen) und teilweise auch unter den Orks (Schamanen) zu finden. Unter den Menschen sind Angehörige der hier beschriebenen Magieform kaum anzutreffen. Anwender der klerikalen Magieform wirken ihre Magie, indem die von ihnen verehrte Gottheit ihnen die Gabe der Magieanwendung zuteil werden lässt, wodurch auch sie Einfluss auf das astrale Gefüge ausüben können. Um diese Verbindung herzustellen und die Einflussnahme des astralen Gewebes zu bewirken, müssen auch sie auf Reagenzien, die Worte der Macht und das Mana zurückgreifen.
Ein wesentlicher Unterschied zum arkanen Wirken ist jedoch Abhängigkeit zu der von ihnen verehrten Gottheit, denn diese entscheidet letztendlich, ob ihnen der Zugriff auf das arkane Geflecht ge- oder verwährt wird.
Am Beispiel der Dunkelelfen zaubert eine Priesterin also nur dann, wenn die Spinnenkönigin Lloth ihr die Gunst erweist und ihr eine ausreichend starke Verbindung zur Astralebene gewährt. Lloth entscheidet letztendlich, ob der zaubernden Priesterin der Zugriff auf das arkane Gefüge gestattet oder verwehrt wird. Der konkrete Unterschied zum arkanen Wirker besteht somit in der alternativlosen Abhängigkeit von der jeweiligen Gottheit und deren Wohlwollen. Aus diesem Grund sind die Angehörigen dieses Magiepfades stets darauf bedacht durch Gebete, Meditationen oder Opfergaben ihres Gottes Gunst zu erwerben. Würden sie schließlich ihre Macht verlieren, wären sie nicht länger in der Lage sich ihrer Feinde zu erwehren.
Göttliche Magie
Neben der arkanen und klerikalen Magie existiert darüber hinaus die göttliche Magie. Sie eine sehr reine, unverfälschte Form der Magie auf der neuen Welt und deswegen eher selten anzutreffen. Durch ihre Reinheit ist sie erheblich schwerer von den übrigen Magieformen aufzuheben oder zu manipulieren. Vereinzelt greifen Rassen der neuen Welt auf einen Bruchteil göttlicher Magie zu. Darunter fallen beispielsweise Vampire und Werwölfe, die diesen ihre übermenschlichen Kräfte verleiht. Die bekannteste Form von göttlicher Magie wird aber von den Glaubenskriegern der neuen Welt angewendet. Die Paladine und die Wächter beziehen ihre Kraft unmittelbar von ihren Gottheiten. Anders als Vertreter der arkanen und klerikalen Magie benötigen diese die Komponenten Mana und Reagenzien nicht für das Wirken ihrer Zauber beziehungsweise Gebete. Ihnen genügt es das Gebet zu sprechen und über die nötige Glaubenskraft zu verfügen.
Aber Achtung: Das Wirken dieser Gebete ist nicht gleichzusetzen mit der wahrhaftigen Magie der Götter. Genaugenommen handelt es sich bei diesem Zugriff auf die göttlichen Kräfte nur um die von den Göttern freigegebenen Fähigkeiten, die sie ihren Anhängern zur Verfügung stellen. Die wahre Magie der Götter bleibt nahezu unerreichbar. Und selbst wenn es jemandem gelingen sollte die wahrhaftige Göttermagie zu erlangen, so könnte dies mit hoher Wahrscheinlichkeit irreparable Folgen seines Geisteszustands nach sich ziehen, denn der Geist nahezu aller vernunftbegabten Lebewesens ist nicht in der Lage die Wahrhaftigkeit der Götter zu begreifen.
Näheres zum Thema Rassenmagie findet ihr hier.
Göttermagie
Die Göttermagie oder auch die alte Magie ist die älteste und mächtigste Magieform, die es in der neuen Welt gibt. Diese Form bezeichnet die Urgewalt der Magie selbst, ihr chaotisches und unkontrollierbares Selbst. Einzig ihre Schaffer, die Götter selbst, sind in der Lage ihre Kräfte zu nutzen und nach ihren Wünschen zu lenken, da die Magie selbst ein Teil von ihnen ist.
Bruchstücke von Göttermagie fanden in Äonen von Jahren ihren Weg auf die Welt und wurden zu Relikten und Artefakten. So entstanden beispielsweise die magischen Waffen und Rüstungen. Auch der Blutbrunnen der Vampire oder der Mondstein der Werwölfe ist ein solches Relikt. Es wird sogar vermutet, dass sogar die gemeinhin als Magierstäbe bekannten Stäbe einen Teil Göttermagie enthalten, da sie nicht nur als Fokus für Zauber dienen können, sondern zugleich auch als unzerstörbar gelten.
Auf "Die Neue Welt" gibt es nicht nur die eine Erde, oder die eine Welt. Stattdessen ist das System geprägt von verschiedenen Sphären oder auch Realitäten, die unsichtbar nebeneinander existieren. Nur höhere Wesen oder manchmal mächtige Magier sind in der Lage Tore zu öffnen, um zwischen den Welten zu wandeln. Das Spielgeschehen findet i.d.R. aber in ein und derselben Welt statt, deren Entstehung folgend beschrieben wird.
Dunkelheit und Stille herrschte vor dem Beginn der uns bekannten Zeit in dieser Welt und lediglich die riesige Weltenschlange mit ihrem endlosen, vielfarbigen Schuppenkleid harrte dort als Herrscherin über der Ewigkeit aus. Sie war die Mutter allen Seins, sie hatte dieses Universum und viele andere aus jeweils einer ihrer grenzenlosen Schuppen geschaffen.
Nur ein einziger, schillernder Atemzug ihres endlosen Körpers hatte ausgereicht, um den Astralraum in seiner Vollkommenheit entstehen zu lassen, welcher sich fortan wie ein unsichtbares Tuch an das Multiversum schmiegen sollte. Sie hatte das Feuer aus ihrem Herzen, die Luft aus ihren Lungen, das Wasser aus ihren Adern und die Erde aus ihrem Fleisch genommen, um somit die Ur-Ebene der Elementare zu schaffen, aus denen später alles entspringen sollte.
Alles gehörte zusammen, so wie sie es erschaffen hatte, in stiller Perfektion und auch die materielle Ebene hatte ihren Ursprung in der Weltenschlange gefunden. Eine karge Landschaft, in ihrem trostlosen Anblick lediglich durchbrochen von glühenden Vulkanflüssen und komplementiert von riesigen Bergen, aus denen unablässig der Rauch quoll, welcher den Himmel fast vollständig bedeckte. Riesige Wassermassen, die in stiller Dunkelheit und mit todbringender Kälte an den schroffen Ufern lagen und ein Himmel, der von einer unendlichen Dunkelheit war. Es gab keinen Tag und gab keine Nacht, keine Sonne und keinen Mond, denn für die Weltenschlange war das Leben nicht endlich. Irgendwann wurde sie müde, ihr Werk, welches in ihren Augen perfekt erschien, zu betrachten und so wollte sie etwas schaffen, was sie bisher noch nie gewagt hatte.
Ppyr und die Lichtwesen
Sie nahm eine besonders große, schillernde Schuppe aus ihrem endlosen Kleid, aus einer Stelle nahe ihres Herzens, um jener diesmal mit ihrem heißen Atem neues Leben zu schenken. Ein Wesen sollte entstehen, gar so mächtig wie sie, ein Drache nach ihrem Abbild, beseelt mit dem Wissen und der schöpferischen Kraft von Äonen.
Ppyr nannte sie dieses erste Kind der neuen Schöpfung und genau wie die Weltenschlange war Ppyr alles was es gab und alles was sein würde. Ein unmessbar riesiger Drache mit einem endlos wirkenden Schuppenkleid, welches in jeder bekannten Farbe der Sphäre zu schillern vermochte und die Macht, welche die Weltenschlange ihm geschenkt hatte, wurde nur noch von seiner Mutter selbst übertroffen. Während die Weltenschlange die Mutter des Seins war, war Ppyr ihr Herrscher. Eine ungezählte Zeit betrachteten sie voller Einklang die Schöpfung, ehe die Weltenschlange sich zur Ruhe legte, um die kommende Zeit in einem ewig anmutenden Schlaf zu überdauern.
Ppyr jedoch war zu jung, gemessen an der Ewigkeit seines Lebens, um zu Ruhen und ziellos durchwanderte er all die Universen, die seine Mutter geschaffen hatte, um nach einem Sinn in seinem Leben zu suchen. Auch er wollte die Kraft nutzen, die er in seine Wiege gelegt bekommen hatte und so fing er, getrieben von Einsamkeit, selbst an zu formen.
Vielleicht war es dieses neue Leben in der Schöpfung, vielleicht waren es aber auch die ersten Versuche von Ppyr, welche die Aufmerksamkeit der Lichtwesen auf sich zogen, die aus fernen Welten das Universum der Weltenschlange betraten und somit einen neuen Funken von schöpferischer Kraft mit sich brachten.
Die Ankunft jener Wanderer ließ das uralte Wesen der Weltenschlange erneut erwachen, doch verharrte sie im Hintergrund, nahm die Position einer Beobachterin ein und legte ihre Aufmerksamkeit auf ihren ersten und einzigen Sohn.
Diese humanoiden Wanderer aus reinster Magie und schöpferischer Kraft waren Ppyr und der Weltenschlange friedlich gesonnen, so war ihr Weg doch von Forschung, Fortschritt und einem unstillbaren Wissensdurst geprägt. Eine Neugier erwachte, welche Ppyr mit diesen, ihm unbekannten Wesen teilte, kannte er doch nichts als die ewige Stille und die kargen Landschaften der Multiversen seiner Mutter. Gefühle, die ihm bisher unbekannt waren, doch wohl als eine Art Freude und Hoffnung interpretiert werden könnten, nahmen von ihm Besitz und so öffnete er, mit der Hilfe seiner Mutter, den fremden Lichtwesen alle Pfade und Möglichkeiten, die sie brauchten, um ihrer schöpferischen und harmonischen Kraft freien Lauf zu lassen.
Vom Wind und Wetter, Tag und Nacht
Getrieben von dem unstillbaren Durst nach Fortschritt, sanken die Lichtwesen zusammen mit Ppyr hinab, um die materielle Ebene der Weltenschlange weiter zu formen. Licht musste es in dieser endlosen Dunkelheit geben, damit bald das Leben dort Einzug finden könnte und so stiegen ein paar der Lichtwesen mit einer feuerroten Schuppe Ppyrs, hinauf, um mit der Schuppe eine riesige Sonne zu schaffen. Als Wesen des vollkommenen Gleichgewichts musste der Götterdrache jedoch auch auf dieses achten und so löste er eine stählerne Schuppe aus seinem Kleid, gab sie den Lichtwesen und ließ jene mit dieser Kraft den Mond erschaffen.
Karg und trostlos lag die Vulkanlandschaft der Weltenschlange noch immer unter den Schaffern und so wussten sie, mussten sie etwas ändern. Die Lichtwesen baten den Götterdrachen erneut um eine seiner Schuppen und er gab ihnen eine schillernd silberne seines Kleides. Mit einem mächtigen Flügelschlag und der künstlerischen Kraft der Lichtwesen wurde der Wind erschaffen, der mal sanft, mal wütend über das Land zog. Er brachte das bisher stille und kalte Meer in Bewegung, ließ riesige Wellen an den schroffen Felsklippen schlagen und es dauerte nicht lange, da brach der erste Regen durch die Wolkendecke auf die Ebene hinab.
Mit dem Tag und der Nacht, dem Regen und dem Wind war der Grundbaustein für das erste Leben geschaffen und Ppyr selber löste eine blühend grüne Schuppe aus seinem ewigen Kleid, um jene in den kargen, steinigen Boden zu drücken. Gräser und Bäume, Farne und Ranken entsprangen dieser einzelnen Schuppe um einen großen Teil dieser materiellen Ebene in ein warmes, fruchtbares Grün zu tauchen. Die Lichtwesen waren es, die ihr Wissen und ihre kunstvolle Schöpferkraft nutzten, um alles mit Details zu versehen. Unzählige verschiedene Pflanzenarten, große und kleine Bäume, Bäche; die sich durch die Vulkanlandschaft zogen und nach und nach die Lava verdrängten, bis kaum noch etwas von der trostlosen Landschaft übrig war.
Manche der Schöpferwesen nutzen so viel ihrer Energie, dass sie selbst zum Teil der Welt wurden. Sie wurden der Wind, der schmeichelnd über die endlosen Weiten strich, sie wurden Teil der Sonne, die allem Wärme und Licht schenken würden und sie wurden zum unendlichen Himmelszelt, mit seinem schimmernden Firmament aus unzähligen Sternen. Andere wiederum lösten ihre Hülle auf und wurden Teil des ewigen Astralraumes, wodurch jener eine Stabilität erlangte, die es einigen irdischen Wesen im späteren Verlauf ermöglichen sollte, auf diesen zuzugreifen.
Mit den Tieren, in unfassbar vielen verschiedenen Formen, fanden die ersten lebendigen Kreaturen schließlich ihren Platz auf der Erde, doch war es den Lichtwesen nicht genug und so gaben einige, eingenommen von der Schönheit der von ihnen geschaffenen Welt, ihre schöpferische Kraft auf und sanken hinab, um selber ein lebendiger Teil dieser Welt zu werden und mit der Zeit würde die Welt sie als die ersten Lichtelfen kennen lernen. Goldene Lichtelfen von strahlender Schönheit, mit Augen aus denen die Sterne sprachen, beseelt mit dem Wissen an Jahrtausenden von Generationen, jedoch nur noch im Besitz geringerer schöpferischer Kräfte, wie sie einst die Lichtwesen besaßen.
Die Echsenmenschen
Die Weltenschlange beobachtete voller Aufmerksamkeit das Treiben ihres Sohnes und den schöpferischen Lichtwesen. Sie hatte schließlich auch wieder angefangen zu formen, zu probieren und zu verwerfen, angespornt durch das neue Bild, welches sich vor ihrem endlosen Auge ergoss und mit dem Bedürfnis der Welt noch etwas Persönliches zu verleihen, einen Abdruck ihrer selbst, auf dass sie niemals in Vergessenheit geraten würde. So kam es, dass sie, noch während die Wanderer und Ppyr die Erde formten, eine Schuppe aus ihrem unendlichen Schuppenkleid nahm und aus ihr die ersten Echsenmenschen formte. Große aufrechte Kreaturen, die einer humanoiden Echse ähneln, gesegnet mit Intelligenz, Kraft und einer angeborenen Fähigkeit das astrale Gefüge wahrzunehmen. Ein wenig später würde sie eine zweite Schuppe aus ihrem Kleid entnehmen, um aus diesem das Schlangen-Volk der Ophidianer zu formen.
Beide Völker waren angepasst an die karge Vulkanlandschaft, die sie einst erschaffen hatte, wie auch an das grüne Paradies, welches über die Zeit immer mehr entstand. Sie schenkte ihren Kinder die Gabe auf Land, wie im Wasser zu leben und stillschweigend unter sich zu kommunizieren. Ihre Kinder sollten das ultimative Werk dieses Multiversums werden.
Die erste Brut
Ppyr selbst hatte den letzten Schritten der Lichtwesen, sowie der Schaffung seiner Mutter voller Faszination beigewohnt und mit der Zeit keimte die widerstandsfähige Saat der Einsamkeit und des Neides empor ... er wollte nicht der einzige seiner Art sein und stillschweigend auf diese so perfekte Erde hinab blicken, die von den Lichtelfen, Echsenmenschen, Ophidianern und Tieren bevölkert wurde, während seine Präsenz mittlerweile selber zu mächtig war, um auf diesem filigranen Gebilde zu wandeln. So geschah es, dass er innerhalb weniger Jahrhunderte die erste Brut als seine Kinder erschuf. Acht einzigartige Drachen, mit großer Intelligenz und unfassbarer, göttlicher Macht ausgestattet. Eben jene Acht würden, im Laufe der Jahrtausende, auf der Welt als die „erste Brut“ bekannt werden und durch sie würden noch einige Rassen ihren Weg in eben jene finden.
Ppyr nahm eine abgebrochene, dunkle Klaue seiner selbst und erschuf aus ihr das Chaos, den “Ältesten Tod” mit dem Namen Iarwaingurth, ehe er aus seinem Herzen einen reinen Teil entnahm, um damit die Ordnung selber, mit den Namen Garymaranya zu erschaffen. Den beiden Ältesten schenkte er somit die mächtigsten und gefürchtetsten Fähigkeiten der bekannten Welt und kein Lebewesen wagte es ihre Wege zu kreuzen. Sie waren die Saat des Chaos und die Saat der Ordnung, welche Ppyr in diese Welt schickte, um zu verdeutlichen, das noch immer er der Herrscher über all den Dingen war, welche die Lichtwesen mit ihm zusammen erschaffen hatten.
Während die gelbgrüne, eher gutmütig veranlagte Garymaranya es mit ihrem bloßen Willen vermochte die Ordnung des Gefüges, gar den Astralraum selber zu ändern und jegliche Magie zu bannen oder noch vor ihrer Entstehung zu verhindern, so war der anthrazitfarbene Iarwaingurth als der „Älteste Tod“ bekannt, dessen einziger Existenzgrund es zu sein schien, die Welt in Chaos zu stürzen.
So wie sein Name, so war auch seine Erscheinung. Er wirkte tot und doch lebendig, ein Nebel, dichter als jeder Nebel, der sich jemals über die Erden ziehen würde, umfing ihn. Ein jedes Lebewesen, welches in Berührung mit diesem Nebel kam, würde von unaufhaltsamen Visionen des eigenen Endes heimgesucht werden, immer und immer wieder. Während sie die Ordnung war, war er das Chaos und doch kreuzten ihre Wege sich selten - als würden sie die Existenz des anderen als Teil des Gleichgewichtes akzeptieren.
Kaum ein Jahrhundert später nahm er einen geschuppten Dorn seines Kopfes, tauchte ihn in das endlose Astralgefüge seiner Mutter und schenkte ihm mit einem Hauch neues Leben. Die giftgrüne Yazhendrakai, die daraus geboren wurde, bekam eine magische Macht geschenkt, die bisher kein anderes Lebewesen erhalten hatte und lediglich von der Hüterin der Ordnung selbst eingeschränkt werden konnte. Es stellte sich mit der Zeit heraus, dass die eher zerstörerische und egoistische Natur der Formerin nicht gut mit jener der älteren Garymaranya auskam. Immer wieder machte die Ältere, wann immer sie es für richtig hielt, das magische Wirken der "Formerin" ungeschehen, woraufhin sich eine Fehde zwischen den beiden entwickelte, die wohl niemals ein Ende finden sollte.
Wenige Jahrzehnte später stieg Ppyr hoch hinauf zur Sonne, um aus ihrem Kern heraus seine brennende Schuppe zu nehmen, welcher er neues Leben einhauchte um Asharadalon zu erschaffen. Der Karmesinrote wurde von vielen Lebewesen „Die Flamme“ genannt, denn sein Feuer brannte heißer, als alles, was bisher existiert hatte. Er konnte jedes Material schmelzen, ganze Sandebenen mit einem Strahl seiner Flamme in flüssiges Glas verwandeln oder ein Lebewesen binnen weniger Sekunden auf einem kleinen Haufen Asche reduzieren. Sein Gemüt war wie das von Feuer, hitzig, stolz und schnell außer Kontrolle. In einem Wutanfall verbrannte er einen großen Teil des grünen Paradieses und mit der Zeit entstand daraus die weite Ebene der Sandwüste.
Voller Genugtuung betrachtete Ppyr das Werk seiner Kinder, doch er hatte nicht vergessen, dass stets ein Gleichgewicht herrschen musste und kaum hatte er Asharadalon erschaffen, stieg er erneut hoch hinauf, um die stählerne Schuppe aus dem Mond zu entnehmen, damit auch dieser neues Leben geschenkt werden könnte.
Die stahlblaue Utreshimon, auch "Die Eherne" genannt, besaß eine unermesslich rohe Kraft, die von keinem Wesen übertroffen werden konnte und ihr Schuppenkleid war härter als jedes bekannte Material. Keiner würde sie am Boden bezwingen können, welchen sie zu ihrem Element machte und so widerstandsfähig ihr Körper war, so unbeugsam war auch ihr Wille, wenn auch geleitet von einem eher einfältigen Gemüt.
Als Ppyr schließlich aus dem brausenden Wind seine silbern schillernde Schuppe wieder zurücknahm, um auch dieser eine neue Gestalt zu geben, war es als hätte die Gegensätzlichkeit zu Utreshimon das Licht der Welt erblickt, denn Iofendar, mit seinen riesigen, schillernden Schwingen, war ein unübertroffener Flugkünstler. Keiner hätte ihn in seinem Element der Luft das Wasser reichen können und er konnte ganze Wochen hoch am Himmel verharren, ohne auch nur einmal rasten zu müssen, denn der Wind, war stets an seiner Seite. Mit der Zeit wurde er als Verkörperung des edlen Kriegers, mit Mut und Tapferkeit beseelt, bekannt und eine immerwährende Fehde zwischen der „Ehernen“ und der „Schwinge“ entwickelte sich innerhalb weniger Jahre, waren sie doch zu verschieden in ihren Grundsätzen und der Art ihres Charakters.
Für die letzten beiden Drachen der ersten Brut, die schließlich von Ppyr auf die Erde geschickt wurden, tauchte er tief in die materielle Ebene hinab, um aus ihren Grundsätzen einen Funken Macht zu holen.
Aus dem tiefsten Punkt des Meeres holte er eine perfekte, dunkle Perle um jene mit einer wasserblauen Schuppe seiner selbst zu paaren und schließlich mit seinem Atem neues Leben zu schenken. Der Wasserdrache, der daraufhin entstand, wurde Meliadrin genannt und unterschied sich in vielen Aspekten von den anderen Drachen der Brut. Sie war schlank und zierlich, weniger kräftig oder stählern in ihrem Schuppenkleid und glich somit mehr einer Seeschlange. Doch das Wasser war ihr Element, ja sie war gar das Wasser und keiner würde sie in den unendlichen Weiten von diesem bezwingen können. Sie bekam von Ppyr die Kräfte der Heilung geschenkt und ihr Gemüt war als hilfsbereit und aufopferungsvoll bekannt. Alsbald war sie in gemeiner Zunge als "Die Heilerin" bekannt.
Nachdem Ppyr an den tiefsten Punkt des Meeres getaucht war, ging er zum Ursprung des Lebens zurück, um die immerblühende Schuppe wieder aus dem Erdreich zu entnehmen, welche er in seiner hohlen Pranke hielt und mit einem Hauch seiner selbst beseelte. Der jüngste der Brut wurde Ter’iosen, auch "Der Seher", genannt und trug ein vielschattiertes, waldgrünes bis holzbraunes Schuppenkleid, aus welchem die Natur selber zu entspringen schien. Er selbst schien das Leben zu sein, denn wo immer seine Pranken die Erde berührten, keimte das Leben und die Hoffnung von Neuem auf, selbst wenn es vom Ältesten Tod zuvor genommen wurde. Mit seherischen Fähigkeiten beschenkt, entwickelte sich binnen weniger Jahre eine tiefe Feindschaft zwischen Iarwaingurth und Ter’iosen als dem Leben selber.
Die ersten Menschen
Es vergingen viele Jahre. Jahrhunderte, Jahrtausende – eine ungezählte Zeit bis die letzten verbliebenen Lichtwesen, die noch über ihre schöpferische Kraft verfügten, den Entschluss fassten, etwas Einzigartiges zu formen. Ein Wesen nach ihrem Vorbild, doch kleiner, primitiver – auf dass sie ihren irdisch geworden Abbildern, den Lichtelfen, nicht gefährlich werden würden und so entstand mit der Zeit das Volk der Menschen. Nachdem die ersten Menschen die Erde besiedelten, zogen die Lichtwesen sich vollständig zurück. Manche verließen diese Welt wieder, wurden Teil der Schöpfung und andere ließen sich ebenso nieder, um Teil des harmonischen Lebens der Lichtelfen zu werden.
Während das Volk der Menschen von den Lichtelfen nur belächelt und weitestgehend ignoriert wurde, sahen die Echsenmenschen in ihnen eine großartige Möglichkeit. Das riesige Volk der Echsenmenschen, mittlerweile angesiedelt in einer großen goldenen Steinstadt, brauchte nur wenige Jahre um die Menschen zu unterwerfen und sie als Sklaven für ihre Arbeiten zu nutzen. Einige verliebende Menschen, die es schafften zu fliehen, bauten ihre Dörfer möglichst versteckt, fernab der Echsenstadt und mieden die Herrschaftsgebiete der ersten Kinder der Welt.
Es würde einige Jahrhunderte dauern, bis die Menschen sich gegen die Echsen auflehnen würden, doch bis dahin, würde noch einiges auf der Welt passieren.
Auf dem Dach der Welt - Karaz
Vor vielen Jahrtausenden, als die Welt noch jung war, kam es zu einer gewaltigen Auseinandersetzung zwischen Asharadalon und Utreshimon. Das hitzige Gemüt der Flamme und das eher einfältige der Ehernen führten zu einem blutigen Kampf auf der Spitze des größten Berges, auch dem "Dach der Welt" zu diesem Zeitpunkt genannt. Was genau der Auslöser für diese Auseinandersetzung war, ist bis heute unbekannt und uralte Schriften zeugen nur von einem gewaltigen Feuerspiel hoch oben in den Wolken auf der Spitze des Berges.
Das Feuer des Karmesinroten schmolz tiefe Löcher in den kantigen, vereisten Fels und die rohe, unbezwingbare Kraft der Stahlblauen riss tiefe Krater, gar Schluchten in den Berg. Mehrere Tage dauerte die gnadenlose Auseinandersetzung an, welche die Landschaft zum Beben brachte, bis das Blut der beiden Erstbrütler sich tief in den Berg gefressen hatte und dort über die Zeit ein neues Leben, geschaffen durch die Drachenmagie und die Kraft des Blutes, entstand. Zweifelsohne hatte Asharadalon der rohen Kraft der anderen Erstbrütlerin nachgeben müssen, denn mit seinen Verletzungen hinterließ er ein Fragment seiner Selbst in den Wunden des Berges.
Der Berg selber, beseelt mit eben diesem Fragment, entwickelte ein Bewusstsein, welches immer ausgeprägter wurde, bis auch er sich mit den Jahren einsam fühlte. So schuf er aus seinem Felsen Fleisch, er schmolz seine goldenen Adern und nahm ein Stück seiner immerweißen Gipfelspitze, um schließlich Throin, den erstgeborenen Zwerg, zu schmieden. Der Berg wurde von Throin „Urvater Karaz“ genannt und gemeinsam wurden noch andere Zwerge geschmiedet, die ihr Heim in den Tiefen des Berges fanden. Asharadalon bemerkte dies, sah sich selbst in Karaz und schenkte den Zwergen seine immerheiße Flamme, auf dass sie in der Lage wären, jegliches Material, dass ihnen bekannt war, zu formen. Von Utreshimon, die sich jedoch voller Desinteresse abgewandt hatte, erbten sie einen kriegerischen und willenstarken Charakter, sowie eine, für ihre kleine Größe, beachtliche Kraft.
Aus dem Schatten und Blut - Agrazh
Es war zur Zeit, als die Weltenschlange voller Faszination dem schöpferischen Treiben der Lichtwesen beiwohnte und sich in ihr der Wunsch verfestigte, ebenso solche Wunderwerke zu vollbringen. Jedoch wusste sie nicht wie, sie war nicht geübt darin, ihre Macht zu nutzen, so wie die Lichtwesen es konnten. So versuchte sie mit etwas bereits vorhandenem zu arbeiten: Sie nahm Erde, Steine und Erze und versuchte daraus ein neues Wesen zu formen, doch das Ergebnis war in ihren Augen grausig entstellt und so ließ sie es unvollendet fallen.
Während sie sich ihren neuen Versuchen widmete, bekam sie jedoch nicht mit, wie über die Jahrhunderte ihr erster Versuch sich selber weiter entwickelte. Genährt durch das astrale Gefüge und das Blut vieler Kämpfe, welche mit den Jahren die Erde benetzte, entwickelte diese erste Kreatur ein Bewusstsein und nannte sich letztendlich Agrazh.
Agrazh selber war weiterhin für das Auge der Weltenschlange nicht schön anzusehen, seine Haut war ledrig, von einer bräunlich bis grünlichen Färbung und der Körperbau der eines stämmigen, etwas gedrungenen Kriegers, mit viel zu langen Armen und leicht buckeligen Rücken. Sein Unterkiefer stand vor, sodass die unteren Eckzähne über seine Oberlippe ragten und in dem deformierten Gesicht saßen stechende, rote Augen. Er war furchtlos, sein Verhalten gar als barbarisch zu beschreiben und mit den Jahren sammelte er immer mehr Macht, bis er weitere Wesen nach seinem Vorbild erschuf. So nahm auch er Erde, Stein und Erz, um schließlich neben den Riesen und Trollen auch die Orks zu schaffen. Als er das Erz nahm, um die Orks zu schaffen, verletzte er sich an den scharfen Kanten, wodurch sein Blut mit dem Erz vermischt wurde und die Orks waren von da an wie Abbilder seiner selbst.
Der Bruderkrieg der Lichtelfen
Von der Entstehung der Hochelfen, Dunkelelfen und Waldelfen
Lange Zeit herrschte Frieden zwischen den Lichtelfen, welche als direkte Nachkommen der Lichtwesen gewaltige und wunderschöne weiße Städte geschaffen hatten. Angeführt wurden sie von einem ihrer mächtigsten, der noch Spuren der schöpferischen Kräfte in sich trug und den Namen Malethon führte. Während er als begnadeter, edler Krieger und großer Forscher galt, der es verstand das Gleichgewicht seines Wesens in einer perfekten Waagschale zu halten, war seine Gefährtin, die den Namen Araushnee trug, eine wunderschöne und begnadete Magierin der Lichtelfen.
Zusammen hatten sie viele Kinder die sie Arda, Eilistraee, Gwaewon, Feanoron und Vhaeraun riefen und zusammen mit diesen und dem restlichen Volk der Lichtelfen, lebten sie in vollkommener Harmonie.
Vielleicht war es diese reine Harmonie, vielleicht die Vollkommenheit dieses Volkes, welche Iarwaingurths Aufmerksamkeit und schließlich auch seinen Zorn erregte. Als Vertreter des Chaos und der Zerstörung waren ihm die Lichtelfen ein Dorn im Auge und so kam es, dass der Älteste Tod den Entschluss fasste, Zwietracht zwischen ihnen zu säen.
In der Gestalt eines Lichtelfs, jedoch mit mitternachtsschwarzer Haut und rubinroten Augen, kam er eines Nachts hernieder, um Araushnee in einem einsamen Moment zu besuchen. Eingenommen von der Illusion seines Aussehens, bemerkte sie nicht, wie sie vom Nebel umhüllt wurde, während die Hände des Ältesten Todes die ihren ergriffen. Gefangen in den Visionen ihres eigenen Endes verlor sie ihren Verstand und ihr eigenes Wesen wurde überschattet von Boshaftigkeit und Irrsinn, welche ihr von Iarwaingurth mit auf den Weg gegeben wurden.
Erst unauffällig, dann hartnäckig wurde der Samen der Zwietracht von ihr zwischen den Lichtelfen gesät, bis sich einige von diesen um sie scharten, um ihr zu folgen. Als Folge ihres Wahnsinns kam es schließlich zu einer Spaltung innerhalb des Volkes. Es entstanden zwei Lager, jene Lichtelfen, die Malethon und dem Weg der alten Werte folgten und jene, die sich Araushnee angeschlossen hatten, um neue radikalere Werte zu leben, in der nur der Stärkere auch einen Platz haben würde. Der Krieg, der in der heutigen Zeit als „Der Bruderkrieg“ bekannt ist, dauerte viele Jahrzehnte an und schien nur schwerlich ein Ende zu finden. All das Blut und die Vernichtung führten dazu, dass sich nach und nach Lichtelfen zu einer dritten Fraktion zusammenschlossen.
Sie waren es Leid gegen ihre eigenen Brüder und Schwestern zu kämpfen, sie waren es Leid all das Leben, welches ihre Vorfahren mit erschaffen hatten, zu vernichten und so zogen sie sich tief in die Wälder zurück, um dort wieder den Ursprung der Natur zu finden und sich aus allen Kriegen herauszuhalten. Mit den Jahrzehnten würden sie sich der Umgebung und ihren Aufgaben anpassen und als die ersten Waldelfen bekannt werden, deren Hauptaufgabe es ist, die Natur, ihren Wald und das Leben zu wahren – fernab von Religionen oder Götterbildern. Lange Zeit sogar, lebten die Waldelfen in ihrem Heim, am Ursprung der Natur, zusammen mit dem jüngsten der ersten Brut, der sie in vielen Dingen, zur Wahrung des Lebens selber, unterrichtete und ihnen ein Fragment seiner Selbst hinterließ, was sich heute noch in vielen Charakterzügen und Fähigkeiten wiederfinden lässt.
Während die zukünftigen Waldelfen sich zurückgezogen hatten, wütete der Krieg der anderen Lichtelfen weiter. In einer letzten, entscheidenden Schlacht schafften Malethon und seine Anhänger es schließlich die andere Fraktion, von Araushnee geführt, zurückzuschlagen. Sie drängten sie zurück in das Unterreich der Welt und unter der Aufbringung seiner verbliebenen, schöpferischen Kraft, verbannte Malethon seine einst Geliebte, sowie seine beiden Kinder Eilistraee und Vhaeraun, die zu ihrer Mutter gehalten hatten.
Als letzter Akt, der ihm auf dieser Welt blieb, verwandelte er Araushnee in einen Spinnendämon, auf dass jeder ihre wahre Natur erkennen könnte und von da an geriet ihr Name in Vergessenheit und ein jeder würde nur noch von „Lloth“ reden. Eingesperrt im Unterreich unter der Herrschaft des Spinnendämons Lloth, der vom Ältesten Tod ein Fragment seiner Kräfte und somit seiner selbst erhielt, entwickelte sich diese Fraktion der Lichtelfen zu den ersten Dunkelelfen.
Erst einige Jahrhunderte später, würden sie es schaffen das Siegel Malethons zu brechen um wieder das Tageslicht zu erblicken, um letztendlich Rache an Malethons Anhängern auszuüben. Mit der Zeit war ihre Haut schwarz wie die Dunkelheit des Unterreichs geworden und ihre Augen hatten sich perfekt an die dunklen Bedingungen angepasst, zum Nachteil, dass das Tageslicht der Oberwelt zu unangenehm für viele war.
Geschwächt und seiner letzten schöpferischen Kräfte beraubt, rief Malethon am Ende des Krieges seine drei verbliebenen Söhne Arda, Gwaewon und Feanoron zu sich. Ein jeder seiner Söhne sollte ein Teil seines Wesens erhalten, auf dass sie zusammen die Einigkeit sein würden, welche das restliche Volk zusammenhalten sollte. So sollte Gwaewon das Kind des Windes sein, schnell und behände, das verkörperte Geschick und begnadeter Handwerker, doch mit einem Hang zur Naivität, die es einzuschränken galt. Feanoron, wurde das Kind des Feuers, stark und mutig, die kriegerische Kraft Malethons in ihm, doch auch er sollte sich davor in Acht nehmen, nicht aufgrund seiner neuen Fähigkeiten der Hast und Unvorsicht zu verfallen. Arda am Ende wurde die Weisheit und die Ewigkeit der Erde zuteil, der Schutz des Lebens wurde seine Aufgabe und doch mahnte Malethon ihn, dass seine Weisheit allein ihn nicht retten würde. Alle Drei sollten zusammen leben, nach allen Dreien sollten die zukünftigen Hochelfen ihr Leben führen, mit dem Ziel die Dreieinigkeit Malethons zu erfahren. Malethon selber wurde zum Teil des ewigen Sternenhimmels.
Die Teilung Ppyrs – Freiheit der Menschen
Das Echsenmenschenvolk hatte in all der Zeit, in all den Jahrtausenden, wenig von den Kriegen mitbekommen, lebte es doch auf eine gar dekadente Weise in seiner großen, goldenen Stadt, die von menschlichen Sklaven bewirtschaftet wurde. In ihren Augen waren sie das einzige Volk, welches das "Sein" so verstand, dass auch nur sie dazu in der Lage waren kritische Entscheidungen zu fällen. Unter ihnen lebten die acht mächtigsten Magier, auch Traumformer genannt, die zu jener Zeit nur als „die Acht“ bekannt waren. In ihrer Dekadenz fassten sie den Entschluss ihren Traumfürsten, den andere als Ppyr kannten, in 'gut' und 'böse' zu teilen. Seine gute Hälfte sollte fortan weiter bestehen, während seine dunkle Hälfte in einem mächtigen Edelstein an einem unbekannten Ort verbannt werden sollte. Schon zu diesem Zeitpunkt schlossen sich Echsenmenschen zusammen, die gegen dieses Vorhaben waren und sich schworen, den dunklen Teil irgendwann wieder zu befreien.
Durch die Teilung von Ppyr geriet das Gleichgewicht zwischen dem Echsenmenschenvolk durcheinander und die Menschen nutzten diese Gelegenheit, um einen Aufstand gegen das, mittlerweile vor Dekadenz träge gewordenen, Echsenvolk anzustreben – welcher auch von Erfolg gekrönt war. Die Menschen kämpften sich frei, und unter dem Ungleichgewicht im eigenen Volk, zerbrachen die goldenen Städte der Echsenmenschen zwischen jenen, die für die Teilung waren und jene, die den dunklen Teil Ppyrs wieder auferstehen lassen wollten. Während der dunkle Teil Ppyrs jedoch Jahrzehnte eingesperrt verharrte, verschwand auch der lichte Teil spurlos für eine lange Zeit. Die Menschen schafften es über die kommenden Jahrhunderte ein blühendes Herrschaftsreich aufzubauen, welches von den Echsenmenschen, wie auch von den verschiedenen Elfenvölkern jedoch skeptisch betrachtet wurde, da beide um die eigenwillige Natur der Menschheit wussten.
Nyames Segnung – die Amazonen
Zu der Zeit, als das Menschenvolk wieder an Macht gelangte, lebte eine wunderschöne, goldhaarige und sehr begabte junge Frau mit dem Namen Nyame. Ihre Schönheit war unübertroffen und so bekannt, dass viele sie ihr eigen nennen wollten. Damals war der Stellenwert einer Frau noch weit unter dem eines Mannes und die Frauen hatten zu gehorchen. In jener Zeit befreite ein Kaufmann sie aus den Fängen eines Händlers und lehrte sie lesen und schreiben. In der Verkleidung eines Jungen besuchte sie die Schule des Krieges, lernte den Gebrauch mit Speer und Bogen, sowie den Umgang mit Magie. Allerdings währte ihre Verkleidung durch einen unglücklichen Zufall nicht lange, so dass sie zusammen mit ihrer Ziehfamilie in den Kerker der hiesigen Hauptstadt gesperrt wurde.
Die Bedingungen im Kerker waren gnadenlose und die Behandlung durch die Wächter schlecht. Ihre Ziehfamilie überlebte die Strapazen der Gefangenschaft nicht, doch Nyame, die mit verschiedensten, einzigartigen Fähigkeiten und starkem Willen gesegnet war, kämpfte weiter gegen die niederen Bedingungen an. Als würde sie niemals in ihrem Leben aufgeben wollen.
Mit großem Mitleid, aber auch einer gewissen Bewunderung hatte Meliadrin, die blaugeschuppte Heilerin aus der ersten Brut, das Schicksal der jungen Menschenfrau beobachtet und schließlich beschlossen ihr zu helfen. Sie berührte Nyame, segnete sie mit großer Macht und einem Fragment ihrer selbst und schenkte ihr einen besonderen Sonnenstein, so dass ihr die Flucht aus den dunklen Fängen der Männergesellschaft gelang. Nyame scharte mit der Zeit weitere, unterdrückte Frauen um sich, um mit diesen, tief im Dschungel, schwesterlich zusammenzuleben.
Durch Meliadrins Gabe wurde Nyame sehr alt, so dass sie erst im Alter von 150 Jahren ihren Abschied verkündete. Sie verwandelte sich in eine wunderschöne Löwin und stieg als gottgleiche Kreatur in die oberen Sphären hinauf. Die zurückgelassenen Schwestern hielten sich seither an die, von Nyame gelehrten, Grundsätze und behüteten den großen Sonnenstein.
Durch unzählige Kriege, in denen die Menschen versuchen den Sonnenstein an sich zu bringen und die Frauengesellschaft zu zerschlagen, gelang es den Feinden schließlich den Sonnenstein zu zerstören. Der Sonnenstein zersprang in unzählige Stücke und die darin beherbergte Kraft ging auf die Schwesternschaft über, wodurch es zur endgültigen Abspaltung der Amazonen zum Menschenvolk kam.
Die Legende von Sarmatjiasch
Etwa zur selben Zeit, als Nyame sich aus den Fängen befreite, fand die Legende über Sarmatjiasch seinen Ursprung. Alles begann mit einem überaus muskulösen und sehr großen Krieger, der eher von einem groben und jähzornigen Gemüt war. Manche Legenden behaupten, er hätte das Blut Utreshimons getrunken und dadurch deren rohe und unbesiegbare Kraft erlangt, andere erzählen von Naturgeistern, die Sarmatjiasch selber gesegnet hätten.
Wie auch immer es dazu gekommen war... mit der Zeit sammelte Sarmatjiasch Anhänger um sich, die genug vom Stadtleben und der Gesellschaft der Menschen hatten. Unter seiner Führung zogen sie in die Berge, in den hohen Norden, dort wo kein Mensch mit Sinn und Verstand versuchen würde sich ein Leben aufzubauen. Zu rau und hart waren die Bedingungen die dort herrschten, doch Sarmatjiasch und seine Anhänger passten sich mit der Zeit den Bedingungen an. Felle wärmten sie vor der beißenden Kälte und die Knochen, sowie das Leder ihrer Beute, sollten sie vor Angreifern schützen.
Sarmatjiasch lehrte seinen Anhänger die Natur und ihre Geister zu ehren, dabei waren verschiedene Aspekte besonders wichtig. Der Großvater Winter, als Verkörperung des Todes und der Kälte, würde die Toten in der Gestalt eines Adlers auf seinen schneeweißen Schwingen in die Halle der Ahnen bringen, wo alle wieder vereint sein würden. Nicht selten wurde der Großvater Winter mit den Jahren aber auch als, in weißen Lumpen gekleideter Greis oder als eisiger Windhauch dargestellt. Sarmatjiasch lehrte auch die Tugenden, symbolisiert durch drei heilige Tiere. Grimla, der Hirsch, der Fruchtbarkeit und Jagdgeschick brachte. Asagard, der Wolf, der Kampfeslust aber auch Brüderlichkeit bedeutete und Kovakarhu, der Bär, der für Stärke und den Einklang mit der Natur stand.
Nach etlichen Jahren in denen Sarmatjiasch zahllose Ruhmestaten begann und großen Heldenmut zeigte, verstarb er und wurde als Urvater der Barbaren zu einer göttlichen Vorbildsfigur erhoben. Legenden behaupten, dass am Tag seines Todes die Erstbrütlerin Utreshimon das Dorf der Barbaren besuchte, um den Leib von Sarmatjiasch selbst mitzunehmen.
Der Kampf zwischen Licht und Schatten
Es kam die Zeit in der das Versprechen der Echsenmenschen, den dunklen Teil Ppyrs zu befreien, eingelöst wurde und was daraus folgte, war ein alles vernichtender und verheerender Krieg. Der lichte Teil Ppyrs betrat wieder das Geschehen der Erde, angezogen von seinem dunklen, alles vernichtenden Teil.
Garymaranya, Iofendar und Meliadrin stellten sich auf die Seite des lichten Teils um gegen die Gegenseite anzutreten. Der dunkle Teil Ppyrs dagegen wurde unterstützt von Asharadalon, Utreshimon und Yazhendrakai. Eine Vielzahl von weiteren Drachen aus weiteren Generationen schlossen sich diesem Kampf an, der kein Ende zu haben schien. Ganze Landstriche wurden verwüstet, Berge ausgelöscht, Meere unter der Kraft der Flammen verdunstet. Der Kontinent bebte und zerriss sich unter der wütenden, göttlichen Kraft der Drachen.
Yazhendrakais Tod
Der erste Vorteil für eine der beiden Seiten ergab sich, als Yazhendrakai von Iofendar angegriffen wurde. Der Erstbrütler mit den beeindruckenden, schillernden Schwingen, deren Spannweite seine Körperlänge nicht unwesentlich übertraf, stieß aus einem steilen Winkel auf seine Gegnerin hinab, die in diesen Momenten mit zwei kleineren Drachen rang. Nur wenige Augenblicke, nachdem die kleineren Drachen von ihr abließen, schmetterte der Silberne seiner Schwester die vorgestreckten Klauen in den Rücken und zwang sie zu einem mörderischen Sturzflug. Die Erde erzitterte, als die beiden Kolosse in einem Waldstück aufkamen. Erdreich und geborstene, entwurzelte Bäume stoben in sämtliche Richtungen davon. Einen Moment lang schien die Schlacht inne zuhalten, als ein gewaltiger Staubkegel die Sicht auf die beiden Drachen der ersten Brut versperrte - bis der sich auf seine Hinterläufe aufgerichtete Iofendar wieder sichtbar wurde. Als würde sein triumphales Brüllen die anderen Drachen zu noch exzessiveren Kämpfen anstacheln, nahm die Orgie aus Blut und Feuer wieder ihren Lauf, als wäre nichts geschehen.
Doch geschehen war etwas: Yazhendrakai, die giftgrüne Formerin, Chaos und Wandel der ersten Brut, war aus dem Kreis der Acht getreten... war in der Schlacht gefallen.
Vernichtung der Welt
Die Schlacht wurde noch einige Stunden nach dem Fall Yazhendrakais mit unverminderter Härte weitergeführt. Die Reihen der Drachen hatten sich auf beiden Seiten mittlerweile sichtbar gelichtet; über die Hälfte war in dem Inferno bereits gefallen - und hatte die alte Welt dabei stark in Mitleidenschaft gezogen. Wie in der schrecklichen Neuaufführung eines tödlichen Theaterstückes hatte Asharadalon die Landschaften erneut seinem alles vernichtenden Odem ausgesetzt. Die weißen Flammen, die heiß genug waren jedes bekannte Material zu Nichts zu verdampfen, hatten die größte noch existierende Echsenmenschenstadt in ihrer, nun wahrscheinlich beendeten, Geschichte getroffen, als der uralte Drache auf der Jagd nach verfeindeten Artgenossen den Großteil der Stadt in einen Haufen glühender Schlacke verwandelt hatte.
Utreshimon hatte ganze Landstriche auf der Suche nach einem tödlich verwundeten Drachen, der sich dort vor ihr zu verstecken suchte, in Einzelteile zerlegt... bis sie ihn schließlich aufgespürt und am Stück verschlungen hatte. Meliadrin riss ihre Gegner reihenweise mit sich ins Wasser - wo sie selbst sich so anmutig und geschickt zu bewegen vermochte wie kein anderer Drache. Auch ihre Gegner nicht. Mit jedem ihrer Feinde, die sie in den Fängen der unbarmherzigen Wasser erschlug, nahmen sie mehr und mehr die Farbe des Blutes an. Nicht unerhebliche Teile der Wälder standen in Flammen, die Sandwüste hatte sich in eine Ebene aus noch glühendem Glas verwandelt und tiefe Schluchten gruben sich in die Ebenen.
Das Ende der Ordnung
Und noch immer fielen die Drachen übereinander her. Lediglich Garymaranya, Älteste der Ersten Brut und Wahrerin der Ordnung, saß, zitternd auf den felsigen Boden vor sich starrend, auf dem Gipfel des höchsten Berges und schien unter Auferbietung all ihrer Kräfte gegen den Drang, zu töten, anzukämpfen. Erst als Utreshimon in kurzer Distanz vor ihr landete, blickte sie auf. Die urgewaltige Erstbrütlerin stampfte langsam auf Garymaranya zu, riss bei jedem Schritt Gesteinsbrocken mit ihren Krallen aus dem Fels. Fast sah es aus, als würde sie den Berg unter sich bewegen, um Garymaranya zu sich zu ziehen und ehe jene sich versah, stürzte sie sich mit einem einzigen, riesigen Satz auf die Älteste. Der einseitige Kampf war nach wenigen Augenblicken vorbei. Als Utreshimon der Gelbgrünen den Hals brach, geschah jedoch etwas Verheerendes:
Mit Ihrem Tod zerfiel auch ihr Wille.
Als sie noch lebte, vermochte Garymaranya mit ihrem bloßen Willen jegliche Magie ungeschehen zu machen oder noch vor ihrer Entstehung zu verhindern. Dies war eine Fähigkeit, von der sie stets exzessiven Gebrauch gemacht hatte. Doch nun, mit dem Bruch ihres Willens, fiel ein bedeutender Widerstand gegen die Magie aus dem Sein. Die Zeit stand für einige Atemzüge still. Die Realität stöhnte schmerzvoll auf, als das Gefüge zwischen den Ebenen zerriss und sich der Astralraum, der schon so lange gegen Garymaranyas Willen angekämpft hatte, seiner Widersacherin beraubt, an vielen Stellen in diese Ebene ergoss. Ganze Landstriche wurden von dem unfassbaren Wabern verschlungen, nichts zurücklassend. Das Gewitter, das keinen natürlichen Ursprung hatte, erfuhr einen plötzlichen Schub. Orkanartige Winde entwurzelten mühelos Bäume, hoben noch stehende Häuser von ihrem Fundament, rissen Drachen aus ihrer Flugbahn und ließen sie teilweise zu Boden stürzen. Die Ozeane wurden von meterhohen Wellen heimgesucht. Kilometerlange Blitze zuckten zu Boden und ließen Berggipfel zerbersten. Selbst in mehreren Meilen Entfernung waren Wind und Wellen zu spüren.
Das Ende des Kampfes – der Anfang der neuen Welt
Doch als sich die Zustände fast ebenso schnell normalisierten, wie sie aus den Fugen geraten waren, kamen jegliche Kämpfe zum Erliegen. Selbst die Wolken schwiegen. Der geteilte Gott, Ppyr selbst, hatte das Schlachtfeld betreten.
Wie aus dem Nichts und doch als wäre sie schon immer dort gewesen, thronten die beiden Aspekte Ppyrs auf halb zersplitterten Bergen, Meilen zwischen sich. Ppyr, der Lichte, in unbeschreiblicher goldener Schönheit, eine spür- und sichtbare Aura der Hoffnung und des gerechten Zornes um sich. Ppyr, der Dunkle, seine Haut nichts als Schwärze, in einem Übelkeit erregenden Dunst aus Hass und purer Bosheit. Beide von einer Imposanz, die einem Unvorsichtigen den Verstand kosten konnte. Wie lange Er sich gegenüber saß war unmöglich zu bestimmen, hielt das gesamte Sein doch den Atem an. Erst als die Erde zu beben begann, kehrte das Bewusstsein zurück. Die beiden Auren verschlangen sich ineinander, Tod kämpfte gegen Leben, Gut gegen Böse, als sich der geteilte Gott seinen Willen aufzwingen wollte.
Die Landmassen unter den Aspekten des Traumfürsten begannen sich langsam aufeinander zu zuwälzen. Ppyr erzitterte unter der Anspannung. Die Erde erzitterte mit ihm. Ppyr bäumte sich auf. Die Erde tat es ihm gleich - türmte sich dort meterhoch auf, wo die beiden Landmassen seinem Willen folgten und miteinander rangen. Und mit einem Mal ließ er los. Beide Aspekte Ppyrs taumelten und nahmen mit einigen Flügelschlägen weiteren Abstand voneinander. Die Erde tat es ihm gleich und driftete auseinander. Der gesamte Kontinent brach unter ohrenbetäubendem Getöse der Länge nach auseinander, an der unsichtbaren Grenze entlang, die den Gott von sich selbst trennte. Magma trat aus dem klaffenden, rasch wachsenden Spalt hervor. Meerwasser ergoss sich in die Kluft, verdampfte brodelnd. Ppyr erhob sich in die Luft. Die Erde versuchte seinem Beispiel zu folgen. Weitere Risse taten sich auf, ganze Landstriche erhoben sich über andere, nur um sich in emporschäumende Lava zurückzustürzen. Der Kontinent zerbrach an der eigenen Anstrengung, seinem Willen zu gehorchen.
Iofendar wusste, dass es nur einen Weg geben würde, diesen Kampf zu überleben. Er war ein großartiger Stratege, ein Denker, trotz seiner gewaltigen göttlichen Kraft und ehe die beiden Aspekte die Welt, wie man sie kannte, verschlingen konnten, stieg der silberweiße Erstbrütler hoch in den Himmel auf um dort seine Existenz, wie man sie zuvor kannte, aufzugeben. Ein silberner Blitz, ein zartes Schimmern hoch am Himmel, als der Körper des Erstbrütlers verging und sein Bewusstsein Teil des magischen Gefüges wurde, welches nicht mehr länger dem Willen der gestorbenen Garymaranya unterlag. Er würde zu einem Wächter des Astralraums werden, ein göttliches Wesen des magischen Gefüges. Ein Hüter und Bewahrer.
Auch der Jüngste der Brut, Ter'iosen, hatte mit Furcht und Sorge den Kampf der Aspekte beobachtet und wie sein silberweißer Bruder wusste er, dass es kein Entkommen geben würde, wenn man keinen Weg finden würde, das Ende zu überstehen. Er wusste es, weil er es gesehen hatte - in unzähligen Visionen, verschiedenster Versionen des Kampfes, doch das Ende war immer das selbe.
So löste er seinen Blick vom Kampf und ging hernieder in die immergrüne Sala der Waldelfen, zurück zum Fragment, welches er dort hinterlassen und bei denen er so viele Jahrhunderte überdauert hatte. Ein Beben und ein grünes Leuchten erfüllte den Wald und der Seher, der jüngste der Brut, jener, der die Natur selber war, wurde ein fester Teil des unendlichen Grüns – um genau das zu werden, was er schon immer war: Die Natur selber, hinweg über die verschiedenstenen Universen.
Es war der Moment gekommen, in dem beide Aspekte Ppyrs für sich entschieden, dass es nur einen Weg gab, diesen Konflikt beizulegen. Wie der eine Ppyr, der sie waren, erhoben sie sich in die Lüfte und schossen aufeinander zu. Mit dem blossen Auge vermochte man kaum mehr zu sehen als schwarze und goldene Schlieren, die aufeinanderprallten. Licht und Finsternis rangen erneut miteinander... bis... ein Lichtblitz, heller als tausend Sonnen und doch so dunkel wie die Nacht. Ein Knall, laut und leise zugleich. Eine Druckwelle - so voller Energie, dass sie nicht mehr Verwüstungen anrichten konnte als ein lauer Sommerwind - raste über die Welt. Ein erneutes Aufstöhnen der Realität, kein schmerzvolles dieses Mal. Und dann... Stille.
Die übrig gebliebenen Drachen der ersten Brut wussten, dass es für sie nur eine Möglichkeit gab den Kampf der beiden Aspekte zu überleben – doch zu spät versuchten sie dem Beispiel Iofendar und Ter’iosens zu folgen und mit dem Aufprall der beiden Aspekte Ppyrs, zerriss es die Erstbrütler, wie auch alle anderen anwesenden Drachen, die es nicht geschafft hatten zu fliehen. Die Drachenkörper zerrissen, war die göttliche Kraft der Brut, die astralen Abbilder ihrer selbst, jedoch weiterhin präsent und wie ein Anker der Hoffnung fanden sie die zurückgelassenen Fragmente ihrer selbst in den unterschiedlichsten Wesen, die es geschafft hatten frühzeitig den Kontinent zu verlassen.
Meliadrin fand ihre neue Existenz im Körper der wunderschönen, aufgestiegenen Nyame, deren Eigenschaften unweigerlich mit den Jahrhunderten die Ihren werden würden, während der hitzige Asharadalon ein Teil des felsigen Karaz wurde, dessen Volk er einst seine ewigheiße Flamme geschenkt hatte. Auch die gewaltige Erstbrütlerin Utreshimon, mit ihrem unbesiegbaren Schuppenkleid, konnte dem Aufprall der Aspekte nicht standhalten und fand ihren Anker in Sarmatjiasch wieder. Als Iarwaingurth, der Älteste und Unbesiegte Tod der bekannten Welt, seine Gestalt verlor, wurde er Teil seiner von Zorn und Chaos zerfressenen Schöpfung namens Lloth.
Während all der Kriege und zerstörerischen Zeiten, vor und nach der Zerstörung der alten Welt, hatten sich unter den Menschen zwei Fraktionen herauskristallisiert, welche in Namen von Gottheiten handelten, von jenen andere Völker oder Götter noch nichts gehört hatten.
Die Fraktion der Paladine und Priester folgten einem Gott, den sie oft nur "den Herrn" riefen und die Wächter mit ihren Templern hatten einen Gott, der das Gegenteil vom Herrn zu sein schien und oft nur "der Namenlose" genannt wurde, aus Respekt und Furcht seinen wahren Namen Asmodan auszusprechen.
Erst mit den Jahren, in denen die Fraktionen sich in kleinen Kreisen bekämpften, wurde für die Götterwelt deutlich, wer hinter den beiden wirklich steckte und die Existenz der Gottheiten wurde für die ganze Welt real. Der lichte und der dunkle Aspekt Ppyrs hatten ein neues Bewusstsein entwickelt, vergessen war das alte 'Ich' und neu erschaffen das Bild des Herrn, vom lichten Teil Ppyrs und des Namenlosen vom dunklen Teil des Gottdrachens.
Die Weltenschlange, müde mit den Jahrtausenden geworden, beobachtete das Werk ihres Kindes, welches zu Zweien geworden war und nahm ihnen die Möglichkeit je wieder in der Erscheinung ihres wahren Körpers auf der Erde zu wandeln, auf dass jene nicht erneut unter der gottgleichen Kraft zerstört werden würden. Gefangen in einem gar endlos anmutenden Kampf zwischen Licht und Dunkel ziehen die beiden Gottheiten seit jeher Menschen für ihren Kampf auf ihre Seite, welche von grundsätzlich verschiedenen Tugenden und Weisheiten geprägt sind.
In einem Kampf zwischen Licht und Dunkel vermochte es die lichte Seite Ppyrs ihr dunkles Ebenbild zu überwältigen und in Ketten zu legen. Erneut begann das Streben um die Befreiung des Dunklen. Während die Streiter des Herrn für die Wahrung des unschuldigen Lebens, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit stehen, sind die Anhänger Asmodans vielmehr für ihren Eigennutz, die Willkür und den verinnerlichten Hass bekannt.
Mit der Zeit rief der Namenlose die Kräfte der vier Winde zu sich, mächtige Erzdämonen der Höllenebenen, die ihn bei seinen Taten unterstützen sollten.
Es waren Astarot, der Wind des Nordens, jener der Abseits der Zeit steht und somit die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennt. Belial, der Wind des Westens, der Herr der Lügen und der einzige, der die wahre Wahrheit kennt. Leviathan, der Wind des Ostens, der Fürst des Neides, des unstillbaren Hungers und der Gewalt. Und schließlich der Wind des Südens, Lilith, die Hüterin der dunklen Künste, jene, die das Blut ihrer Feinde trinkt.
Im Gegensatz dazu, wurde der Herr von den acht Erzengeln unterstützt, welche je eine der Tugenden verkörperten und Loyal zu ihm standen, wann immer er ihre Hilfe brauchte, oder wann immer sie in seinen Namen auf Erden auftreten sollten.
Unterstützt und verkörpert durch ihre Anhänger in den menschlichen Reihen tobt der Krieg bis in die heutige Zeit zwischen den Fronten, als würde selbst nach Jahrtausenden der geteilte Gott um die Vorherrschaft einer seiner Aspekte kämpfen.
Tod und doch lebendig - Vampire
Es war eine Idee geboren aus den Worten des Südwindes Lilith, welche sich flüsternd in die Gedanken des Namenlosen eingenistet hatten. Eine Idee, welche ihm helfen könnte, die Oberhand in diesem immerwährenden Krieg zu erlangen. Ein Wesen musste erschaffen werden, welches sich gnadenlos durch die Anhänger des Herren fressen könnte, ein Wesen welches, ob seiner Natur und Kraft, nicht zu bezwingen war. Was tot war, das würde nicht sterben können und so wählte Asmodan einen treuen Diener aus um ihn Lilith zu geben, welche ihn in eben jene neue Kreatur verwandeln sollte.
Der Südwind gab dem Menschen ihr Blut und brach ihm, ehe jener wusste wie ihm geschah, das Genick. Flüsternd sprach Lilith dem toten Leib des Menschen leise Worte zu und beseelte ihn mit einem Teil ihrer Kraft woraufhin wieder 'Leben' in den sich verändernden Leib fuhr. Doch es war nicht das Leben, wie man es bisher auf dieser Erde kannte. Der Mensch war tot und doch lebendig, die Haut fahl wie der einer Leiche und die Eckzähne glichen mehr denen eines Raubtieres.
Der Namenlose war erzürnt, wollte er doch ein Wesen haben, welches sich auch unerkannt unter den Menschen bewegen sollte, denn List und Intrigen gehörten immerhin zu seinen Dogmen, die er seinen Anhängern lehrte. Lilith beschwichtigte ihn und erklärte ihm, dass jenes Wesen, solange es genügend Blut von lebenden Menschen trinken würde, in der Lage sein würde, sein Äußeres so anzupassen, dass es ganz und gar nach einem normalen Mensch aussah. Es würde unerkannt zwischen den Menschen wandeln können, würde sich von dem Blut von diesen ernähren und dabei über übermenschliche Kraft verfügen, sodass ein jener Diener des Herrn mit Leichtigkeit besiegt werden könnte.
Zufrieden nickte der Namenlose die Worte des Südwindes ab und trug ihr auf der neuen Kreatur, welche sie Vampir nannte, die Gabe zu geben, weitere seiner Art zu erschaffen.
Die Wächter des Natürlichen - Werwölfe
Der Herr hatte das Treiben der neuen Kreaturen seines Widersachers kritisch und voller Sorge betrachtet. Es war ein grober Einschnitt in die Natürlichkeit des Lebens, denn was tot war, das sollte in seinen Augen auch seinen wohlverdienten Frieden finden und nicht wieder lebendig werden. Zudem waren die Klagelieder seiner Anhänger unüberhörbar für ihn und nach den ersten Monden, die von zahllosen, zumeist blutigen Vampirangriffen geprägt wurden, beschloss er etwas zu unternehmen. Er musste eine Kreatur schaffen, die dem Vampir ebenbürtig war.
Er nahm eine handvoll seiner treuesten und naturverbundensten Anhänger und schenkte ihnen übermenschliche Kraft und schärfere Sinne, sowie die Gabe ihre Gestalt zu verändern, sodass sie zu einem gefährlichen und mächtigen Wesen werden würden, welches einem aufrecht gehenden Wolf ähnelte. Sie besaßen die Fertigkeit Dämonisches und Untotes in ihrer Gegenwart zu wittern, besaßen eine angeborene, tiefgreifende Abneigung gegenüber diesem und so fügten ihre Angriffe ihren widernatürlichen Gegnern auch erhöhten Schaden zu.
Waren sie nicht verwandelt, so wirkten sie wie ganz normale Menschen und nur manchmal haftete den Augen etwas Wölfisches an. So mancher Mensch der in dieser Zeit doch hinter die Fassade blicken konnte, erzählte in den Tavernen schließlich von der Sichtung von Werwölfen.
Fluch des Mondes und des Blutes
Natürlich missfiel die neue Kreation des Herrn dem Namenlosen, denn die Gestaltenwandler seines Feindes schafften es tatsächlich große Kreise seiner Vampire aufzuspüren und gnadenlos zu zerschlagen.
Ohne Rücksicht auf Verluste sprach der Namenlose zusammen mit dem Südwind und der Kraft des vollen Mondes einen Fluch über die Werwölfe aus. Sie sollten zu jähzornigen Bestien werden, keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen und alles vernichten, was sich ihrem instinktgesteuerten Wesen in den Weg stellte. Der Wolf sollte den Mensch beherrschen, in der Hoffnung die Wölfe würden noch mehr Chaos und Leid unter den Menschen säen.
Erzürnt über das Handeln seines Widersachers, versuchte der Herr den Fluch zu lösen, was ihm allerdings, aufgrund der Macht des Namenlosen und seines Windes, nicht gänzlich gelang. Bei jedem Vollmond unterlagen seine Kreaturen der inneren Bestie und machten vor nichts mehr Halt und auch in menschlicher Gestalt war ein steter, innerer Zorn zu verspüren, der mit der Zeit und Übung unter Kontrolle gebracht werden musste. Gerade den jüngeren seiner Werwölfe schien das jedoch nicht zu gelingen, woraufhin sie immer wieder in eine wolfsgleiche, unbeherrschte Erscheinung gezwungen wurden.
Als Ausgleich rief er die Hilfe seiner Erzengel an, damit jene ebenso zusammen mit ihm einen Fluch über die Vampire sprechen würden, damit jene genau so leiden würden, wie seine Schöpfungen. Ein unbedachter Akt der Rache. So kam es, dass die Vampire unter einer gar unzähmbaren Blutgier litten, die sie erst im Laufe ihrer Existenz zu beherrschen lernen mussten.
Das Zeitalter, welches damit anbrach, ist in der heutigen Zeit nur noch als Schattenzeitalter bekannt. Vampire, wie auch Werwölfe, tobten mit zerstörerischer Kraft über die Welt, brachten Angst und Schrecken über die Menschen - bis zu dem Punkt an dem die Weltenschlange genug davon hatte. Erneut ging sie mit ihrem endlosen Schuppenkleid hernieder und gab ihren Schöpfungen ein Material, welches sich äußerst wirkungsvoll gegenüber den Kreaturen zeigen würde. Ein Material tief aus der Erde, schimmernd wie die Sterne am Himmelszelt und sie gab ihm den Namen "Silber". Ausgerüstet mit einer effektiven Waffe gegenüber den verfluchten Kreaturen entbrannte der gar endlose anmutende Krieg - bis beide Rassen fast vollständig ausgelöscht wurden.
Zurück blieben nur noch kleine Reste, dass sie gar als ausgestorben galten und über die Jahrhunderte löste sich die Bindung zu den Göttern vollständig auf. Selbst in Vergessenheit geriet ihr Ursprung und alles was blieb, war der angeborene Hass gegenüber den jeweils anderen.
Anmerkung:
Geschichten und Legenden die von dieser Zeit, dem Schattenzeitalter sprechen, sind nur noch als Märchen oder Schauergeschichten bekannt – der Vampir oder Werwolf als solches, längst in Vergessenheit geraten, wofür beide Seiten auch stetig sorgen. Die Tarnung als Deckmantel der Sicherheit.
Weltenschlange
Symbolisiert durch: Schlange, seltener auch eine geflügelte Schlange
Angebetet von: Echsenmenschen
Erste Gottheit, in der Gestalt einer riesigen und geflügelten Schlange, dieser Welt und erwachsen aus dem unendlichen Nichts. Sie existierte vor allem anderen und ist maßgeblich an der Erschaffung der Welt, wie wir sie heute kennen, beteiligt gewesen. Sie ist die Schöpferin und Mutter des Traumfürsten Ppyr, sowie der Echsenmenschen. Gilt den Legenden nach als Verkörperung des Gleichgewichts, als Herrin des Wissens und Bewahrerin der Realität. Wird vorwiegend von ihren Kindern, den Echsenmenschen 'angebetet'.
Malethon & Lichtelfen
Symbolisiert durch: Ein Buch mit einem Stern, ein Stern
Angebetet von: Hochelfen
Sphärenwandler und Wesen aus reiner Magie, ausgestattet mit großer schöpferischer Kraft. Sie betraten einst die Sphäre der Weltenschlange und schufen zusammen mit jener aus dem existierendem "Nichts" die Welt mit ihren Bewohnern. Einige dieser Wesen, der bekannteste unter ihnen war Malethon, gaben ihre gesamte schöpferische, gottgleiche Kraft um dieser Schaffung nachzukommen, wodurch sie irdisch wurden, sich an die Welt banden und zu den ersten Elfen wurden. Manche wurden im Folge dessen sogar Teil der Schaffung selbst.
Sie werden in der heutigen Zeit nicht mehr angebetet, lediglich Malethon und seine Söhne gelten unter den Hochelfen als eine Art Wegweiser für das richtige Verhalten. Malethon gilt als herausragender, doch bescheidender Kämpfer, als Leitgeist des Gefüges und Wegweiser der Vollkommenheit. Ohne einem blinden Fortschrittglauben zu unterliegen, sind seine Kinder stetig, mit offenem Geist, auf der Suche nach neuen Ideen und Wegen. Nach seinem Sieg über Lloth teilte Malethon seine letzte Kraft auf seine drei liebsten Söhne auf um sich selber im Anschluss zu den Sternen zu begeben. Ein jeder Hochelf soll der Dreieinigkeit Malethons folgen.
Kinder Malethons, die Dreieinigkeit
Arda:
Kind der Erde und Verkörperung des Wissens und der unendlichen Weisheit. Rationalität, Fruchtbarkeit, der Schutz des Lebens und der Zusammenhalt der Gemeinschaft wird durch Arda verkörpert. Oft fühlen die Magier der Hochelfen sich besonders Ardas zugehörig, da sie sich der Forschung und der Suche nach Wissen widmen.
Gwaewon:
Kind des Windes und Verkörperung des Geschicks, sowie des Fortschritts. Schnell, behände und kreativ, sowie unangefochten im Umgang mit allen möglichen Handwerken und Materialien, fühlen sich oft Barden oder Handwerker der Hochelfen Gwaewon zugeneigt.
Feanoron:
Kind des Feuers und Verkörperung der Kraft, sowie des Muts. Stark und unbändig, steht Feanoron für den Schutz und dem kriegerischen Aspekt der Gemeinschaft der Hochelfen, so ist es nicht selten, dass sich besonders die Kämpfer zu diesem hingezogen fühlen.
Ppyr
Symbolisiert durch: Ein Drache der in einer goldenen und einer schwarzen Hälfte geteilt ist, ein schillender Drache
Angebetet von: Echsenmenschen
Auch der Traumfürst genannt, erster Drache überhaupt und Erschaffer aller anderen Drachen. Erschuf acht Drachen nach seinem Bild, die zur ersten Brut und Grundlage aller künftigen Generationen wurden. Wie seine Mutter die Weltenschlange verkörperte Ppyr einst das Gleichgewicht doch wurde er von mächtigen Traumformern der Echsenmenschen in Licht und Dunkel geteilt. Während der lichte Aspekt weiter 'herrschte' wurde der dunkle Aspekt in ein magisches Gefängnis gesperrt. Jahrtausende später wurde der dunkle Aspekt befreit und ein Kampf entbrannte, der ganze Teile dieser Welt zerstörte. In diesem Kampf gelang es jedoch dem lichten Teil Ppyrs sein dunkles Ebenbild zu bezwingen und legte ihn erneut in Ketten. Das neue Gefängnis des Dunklen befand sich fortan im Einflussbereich des Lichten, woraufhin der dunkle Aspekt erneut vom Angesicht der Welt verschwand.
Der Herr
Symbolisiert durch: goldene Schlange, Engelswesen, Ankh
Angebetet von: Menschen insb. Paladin-Priestern und Paladinen
Viele Jahre erst nach Entstehung der Welt mit ihren Bewohnern aufgetaucht und lange Zeit nur von einem kleinen Kreis von Menschen angebetet, trat er erst später aktiv im Weltgeschehen auf, wodurch sich herausstellte, dass er aus dem kollidierten lichten Aspekts Ppyr entstanden ist. Manchmal dargestellt durch eine goldene Schlange, manchmal durch ein engelsgleiches Wesen, einem lichten Krieger gleich, strahlt seine Existenz voller Gerechtigkeit, Licht und Hoffnung. Seine Anhänger erhalten manchmal seinen Segen, um seine Priester oder Paladine zu werden und leben nach den acht Tugenden, die verkörpert werden von acht Erzengeln, die in Not auch Beistand leisten können.
Harvie die Rechtschaffenheit, Trithemiusm die Tapferkeit, Gabriel die Gerechtigkeit, Bathor die Ehre, Noaphiel die Demut, Barchiel das Mitgefühl, Nenamiah die Opferbereitschaft und Gedariah die Spiritualität und der oberster Erzengel.
Der Namenlose, Asmodan
Symbolisiert durch: Dämonenfratze, Dämon
Angebetet von: Menschen insb. Wächter-Priestern und Wächter
Der Gegenspieler des Herrn, tauchte ebenso erst später im Weltgeschehen auf, um mit der Zeit Menschen für sich zu gewinnen. So wie der Herr aus dem lichten Aspekt des Ppyrs entstand, so entstand der Namenslose aus dem dunklen Teil. Dargestellt durch einen dunklen Dämonen, umgeben von Schatten und tiefer Finsternis folgen seine Anhänger, die durch seine Kraft, seine Templer oder Wächter werden, einem Weg der gekennzeichnet ist von Hinterhältigkeit, einem eisernen Willen und gnadenloser Zielverfolgung. Ähnlich wie die Anhänger des Herrn, folgen auch jene des Namenlosen gewissen Tugenden, die sie jedoch die "Geißeln" nennen.
Ehre, Spiritualität, Stolz, Unrecht, Tapferkeit, Eigennutz Hass und Willkür sind dabei die Oberbegriffe, die es zu verinnerlichen und anzustreben gilt.
Die vier Winde des Namenlosen
Aus den Kräften der Hölle gerufen, um dem Namenlosen bei seinen Zielen beizustehen und ihn zu Dienen, kamen aus den vier Himmelsrichtungen vier starke Winde, die sich als vier mächtige Dämonen materialisierten. Der Namenlose unterwarf alle vier und sie schwörten ihm die Treue, auf dass sie neben ihm über die Welt für alle Zeit herrschen würden. Jedem der Vier wurde schließlich ein Abglanz seiner Macht zuteil.
Der Wind des Nordens:
Astarot, der Abseits der Zeit steht und somit die Vergangenheit, die Gegenwart sowie die Zukunft kennt und sie den Weisen, in Form von Visionen oder Träumen, für einen gewissen Preis offenbaren mag. Nur derjenige, der Weise genug ist und bereit ist das wertvollste in seinem Leben zu opfern, mag es Wert sein jenes Wissen zu erlangen. Astarots Symbol ist eine schwarze, gesichtslose Gestalt in einer langen allverhüllenden Robe.
Der Wind des Westens:
Belial, der Herr der Lügen und der, der die einzig wahre Wahrheit kennt, jene jedoch vor den Unwürdigen verbirgt. Nur wer seinen Weg meistert, der gepflastert ist von vielen Fallen und Illusionen, der mag sich seiner würdig erweisen. So steht der Leviathan neidvoll dem Wind des Westens gegenüber, weil er die Wahrheit besitzt, die er nicht haben kann und auf der Gegenseite zieht Belial voller Neid zum Wind des Ostens, weil der alles Materielle zu besitzen scheint. Belials Symbol ist eine obskure Gestalt aus Eisen, halb Mensch, halb Drache die im Irrsinn miteinander verschmolzen sind.
Der Wind des Ostens:
Leviathan, der Fürst des Neides, des unstillbarer Hungers und der Gewalt. Sein Wesen besteht aus Zorn, Gewalt und Neid und er spornt seine Anhänger an, diese ebenso zu verwirklichen, denn nur wer Neid empfindet, wird angetrieben größeres zu schaffen und wahrhaftig große Taten zu vollbringen. Neid und Gewalt liegen in der menschlichen Natur. Voller Neid betrachtet der Wind des Ostens stehts das Wissen um die Wahrheit, welches Belial besitzt. Leviathans Symbol ist ein eiserner Drache mit Augen aus Rubinen.
Der Wind des Südens:
Lilith, welche die Gabe der dunklen Künste hütet und das Blut ihrer Feinde trinkt. Der Tod und die Geheimnisse des Lebens gehören zu ihren Gaben und nur diejenigen, die ihr Leben dem Wind des Südens versprechen, lernen von ihr. Man erzählt sich, dass einige von ihnen Kontrolle über die Toten erlangten oder gar den Tod selbst beherrschten. Liliths Symbol sind zwei gekreuzte Knochen, die in einem Ring aus Stahl gebettet wurden.
Lloth, die Spinnengöttin
Symbolisiert durch: Spinne
Angebetet von: Dunkelelfen
Eine Gottheit, einst eine Elfe mit dem Namen Araushnee - die Geliebte von Malethon, Mutter von Arda, Gwaeweon, Feanoron, Elistraee und Vhaeraun - berührt durch den als "Ältester Tod" bekannten und der ersten Brut angehörigen Iarwaingurth, der ihr Wesen vollständig verschlang und somit veränderte. Sie verführte einen Teil der Elfen, auf dass sich jene ihr anschlossen und somit den Bruderkrieg heraufbeschwörten. Im Folge des Krieges wurde sie mit ihren Anhängern, welche zu den ersten Dunkelelfen wurden, in den Abgrund verbannt und in einen Spinnendämon verwandelt.
Seit je her wird sie von den Dunkelelfen als oberste, herrschende Göttin angebetet. Sie gilt als kalt und grausam, rach- und eifersüchtig und verlangt nichts als Stärke von ihren Anhängern, welche sie zu diesem Zweck aufeinander hetzt, damit die Schwachen aussortiert werden.
Untergötter Lloths
Anmerkung: Bis auf Eilistraee werden die restlichen Untergötter i.d.R. nicht aktiv angebetet und auch die Anbetung Eilistraee's birgt ein großes RP-Risiko für die entsprechenden Dunkelelfen.
Vhaeraun:
Einer der Söhne von Malethon und Araushnee (Lloth) und somit der Bruder von Eilistraee, der als Schutzpatron der männlichen Dunkelelfen, sowie als Gott des Diebstahles zählt. Er wird zumeist von männlichen Dunkelelfen verehrt, die sich nicht mit der Priesterherrschaft der Presterinnen abfinden wollen, da er, obwohl er ihr Sohn ist, Lloth als Konkurrent gegenüber steht. Das Ziel seiner Anhänger war stets die männlichen Dunkelelfen in der Gesellschaft höher zu bringen. Er wird auch der maskierte Lord, der Schatten oder der Gott der Nacht genannt.
Eilistraee:
Als Tochter von Malethon und Araushnee (Lloth) wird sie von den 'guten' Dunkelelfen angebetet, die sich selber als Eilistraee-Dunkelelfen bezeichnen und ihrem Weg des Friedens und allem Schönen folgen. Mit einer Mondklinge ausgestattet zögert diese melancholische und sensible Göttin aber auch nicht davor zurück jene zu strafen, welche sich gegen ihre Anhänger stellen. Von ihren Anhängern wird sie auch die dunkle Herrin, die Herrin des Tanzes oder die maskierte Dame genannt.
Ghaunadaur:
Auch das "Älteste Auge" oder "Der, welcher Lauert" genannt, so zählt Ghaunadaur vom menschlichen Standpunkt aus gesehen als vollkommen Unberechenbar. Den Erzählungen nach erfreut er sich am Beobachten der Jagd und der Fressaktivitäten von großen, schrecklichen Monstern, sowie dem Leid, welches sie verursachen. Nach seinem Willen ist es die Aufgabe die Schwachen zu verzehren um den Bestand aller anderen zu stärken und jene, die neue Wege finden, weil sie sich gegen das Alte wehren, sichern den Fortschritt eines Volkes. Er zählt als Gott der Schleime, des Schlamms und der unterirdischen Dinge und teilt sich nur telepathisch mit unverblümter, einfacher Sprache mit. Er wurde von Dunkelelfen verehrt, die insgeheim mit Lloth unzufrieden waren oder von sehr verdorbenen Menschen, doch mit der Zeit hat er sich von seinen humanoiden Anhängern abgewandt und sich gänzlich seinen Schleimen und anderen Widerlichkeiten gewidmet.
Selvetarm:
Das Kind von Lloths Sohn Vhaeraun und einer elfischen Tänzerin, die eng mit Eilistraee verbunden war. Obwohl er Anfangs nicht als "böse" galt, verführte Lloth ihn die Essenz eines Dämonenprinzen zu sich zu nehmen, wodurch er bösartig wurde und an der Seite seiner Großmutter Lloth verweilte, um ihr als treuster Verbündeter zu dienen. Er wird dadurch recht offen in den Städten der Dunkelefen neben Lloth verehrt und zählt als sehr grausamer und bösartiger Gott, so wird er auch Spinnendämon, die Spinne die lauert oder Champion von Lloth genannt. Seine Anhänger schulen sich in der Kunst der Kriegsführung und vollen Perfektion im Kampf erlangen, aber auch die verschiedensten trickreichen Manöver erlenen,die sie zum Sieg bringen können.
Kiaransalee:
Auch Herrin der Toten oder als Rachsüchtige Banshee bezeichnet, war sie einst eine mächtige Nekromantin unter den Dunkelelfen. Dem Wahnsinn völlig verfallen, vernichtete sie schließlich ihr eigenes Reich mit einer unfassbar großen Armee an Untoten, wodurch sie zu einer Gottheit aufstieg. Verzehrt von ihren Rachegelüsten, aber weiterhin noch sehr gerissen schmiedete sie mit ihren Anhängern Plane, wie sie ihre Feinde vernichten kann.
Agrazh
Symbolisiert durch: Blutiger Kopf, Totenkopf
Angebetet von: Orks
Eins ein vergessener und liegen gelassener Fehlversuch der Weltenschlange ein Wesen zu schaffen, vervollständigte sich Agrazh mit der Zeit selber. Je mehr Blut die Erde benetzte, je stärker wurde er, bis er sich vollends entwickelt hatte und aus Erde, Stein und Erzen selber Wesen schuf. Aus der Erde schuf er die Riesen, aus dem Stein die Trolle und aus dem Erz, sowie seinem Blut, die Orks, nach seinem Vorbild. Er gilt als barbarisch, furchtlos, strategisch bewandert und als herausragender Kämpfer.
Nyame
Symbolisiert durch: Sonne, Löwin
Angebetet von: Amazonen
Einst eine wunderschöne Menschenfrau, geschändet und ungerecht behandelt durch Männer hatte Meliadrin, Drachin der ersten Brut, Mitleid mit ihr, wodurch sie diese Menschenfrau berührte und ihr somit die gottgleiche Kraft gab ihren Peinigern zu entkommen. Mit der Zeit scharrte sie weitere Frauen um sich, die sich tief in den Dschungel zurück zogen und dort mit der Zeit eine Stadt gründeten, um zu den ersten Amazoninnen zu werden. Als Nyame ihr Lebensende fand, stieg sie als Gottheit, in der Gestalt einer Löwin, der Amazonen hinauf. Sie steht für Licht, Stärke, das Leben, Schönheit, Stolz und einen unbeugsamen Willen.
Sarmatjiasch
Symbolisiert durch: Gekreuzte Barbarenäxte, Tiertotems
Angebetet von: Barbaren
Der Legende nach ein hünenhafter und jähzorniger Menschenkrieger der das Blut Utreshimons, dem stärksten fleischlichem Wesen der ersten Brut, getrunken hat und dadurch eine rohe und unbezwingbare Kraft erhielt. Zusammen mit seinen Anhängern verließ er das städtische Leben, der in seinen Augen weich gewordenen Menschen und zog in die immerkalten Berge des hohen Nordens. Mit einem besonderen Gespür für die Natur ausgestattet, lehrte er seinen Anhängern, die zu den ersten Barbaren wurden, die Naturgeister und ihre Tugenden zu ehren, welche in vier wichtigen Formen verehrt wurden. Der Hirsch, der für Fruchtbarkeit und Jagdgeschick stand. Der Wolf, der Kampfeslust aber auch Brüderlichkeit symbolisierte. Der Bär, der Stärke und den Einklang mit der Natur brachte und letztendlich der Adler, oder auch Großvater Winter, der den Tod, sowie die Kälte brachte, aber auch einen jeden der es verdiente in das Ahnenreich bringen würde.
Karaz, der Ur-Berg
Symbolisiert durch: Ein Berg mit weißem Gipfel, ein aufrechter Hammer
Angebetet von: Zwerge
Karaz, der Urvater der Zwerge, war einst der größte Berg der bekannten Welt und wurde gar auch das "Dach der Welt" genannt. Durch einen zerstörerischen Kampf zwischen den Erstbrütlern Asharadalon und Utreshimon, welche tiefe Risse in den Berg schlugen, sickerte nach Tagen der Auseinandersetzung ihr Blut tief in den Berg. Sie erweckten dadurch ein Bewusstsein, sowie eine große Macht und dadurch entstandene Karaz, der sich mit der Zeit einsam fühlte, schuf aus seinem Fleisch, den Felsen, seinen goldenen Adern und der immerweißen Bergspitze den ersten Zwergen Throin. Asharadalon schenkte den Zwergen daraufhin seine immerheiße Flamme, auf dass sie jedes Material verarbeiten können würden und von Utreshimon bekamen sie einen sehr willenstarken, gar dickköpfigen und kämpferischen Charakter.
Wo Harmonie ist, dort ist auch Disharmonie, Leben und Tod, Licht und Schatten. Ein Beben von unbändiger Macht erschütterte die Sphären der Neuen Welt, spürbar vom Reich des Himmels bis in die letzte Faser des Multiversums. Nach einer langen Zeit des Ruhens ward etwas erwacht. Nein sie waren erwacht, zwei Abbilder des ewig währenden Kreislaufes.
Ein schier unendlich großer See sowohl vertikal als auch horizontal stehend im leeren Raum. Auf der einen Seite ein Wesen beseelt von einer Macht des Lichtes, auf der anderen Seite, ein fast identisches Abbild, doch genährt von Finsternis.
Eine Verbindung zwischen Ihnen, abstoßend und anziehend zugleich. So schritten sie zusammen entlang dieser unsichtbaren Wand und musterten den Gegenüber, sich dabei stetig bewusst, dass der Andere mit all seinen Gedanken und Kräften beim Gegenüber ward.
Der Aspekt des Lichtes erfreute sich der Anwesenheit des Gegenübers, ermutigte ihn und versuchte ihn gen Licht zu führen, dabei strahlte er eine unendliche Euphorie und Tatendrang aus. Sein Bruder tat es ihm gleich und schon bald schienen sie trotz der Wand zwischen ihnen unzertrennbar, so hatten sie doch im Nichts nur sich Beide.
Schlussendlich, nach Äonen von Jahren, fanden Sie das Ende des ewig wirkenden Raumes und vor ihnen erstreckte sich eine Welt voller Faszination. Voller Neugierde traten sie beide in diese Welt und sie hegten die Absicht diese gemeinsam zu erkunden.
Unbemerkt vor allen Wesen, auch vor den anderen Göttern selbst, schritten sie zusammen gleich zwei stillen Beobachtern durch diese Welt. Über grüne Wiesen, goldgelbe Felder, reißende Wasserfälle, smaragdgrüne Seen, kantige Berge, tiefe Höhlen, dunkle Sümpfe, lavaüberzogene Vulkane. Vom tiefsten Punkt des Seins bis zum höchsten Punkt des Seins erkundeten und studierten sie jeden Winkel dieser Welt. Wie Kinder entdeckten sie die Welt und erfreuten sich an Allem was sie vorfanden.
Sie erlebten Ebbe und Flut, brennende Wärme und eisige Kälte, brausende Stürme und ewige Stille, Sonne und Mond, Tag und Nacht. Jeder von ihnen nahm seine Eindrücke auf, prägte sich auf dies und das, gleichwohl jeder Aspekt unterschiedliche Anziehungskräfte auf die Dinge dieser Welt hatte.
Der Aspekt des Lichtes verlor sich in Faszination für diese vielen Dingen, egal ob sie klein wie eine Ameise waren oder groß wie eine zerklüftete Gebirgskette. Der Aspekt der Finsternis war hingegen beeindruckt von den Urgewalten dieser Welt und Ihren schieren unendlichen Kräften, sei es die unbändige Macht des Meeres oder der Ausbruch eines Vulkanes mit seinem heißen Magmastrom.
Während ihrer Wanderung trafen Sie auf eine Vielzahl von Wesen unterschiedlicher Form und Art. Elfen, Orks, Echsenmenschen, Zwerge und viele mehr. Stets verbrachten sie einen Teil der Zeit ihres ewigen Seins bei allen Lebenden dieser Welt, um sich an Ihren Eigenarten zu erfreuen. Sie sahen, wie viele von Ihnen geboren wurden, lebten und vergingen. Doch eine Gattung von Wesen, die Unscheinbarste von allen, hatte es ihnen besonders angetan, die Menschen. Sie waren entgegen der anderen Rassen weder besonders groß noch klein, weder flink noch geschickt, und auch nicht sehr stark oder klug. Und dennoch glichen sie Ihnen in so vielerlei Hinsicht. Sie strebten nach so vielen Dingen, manche nach Rechtschaffenheit und Ehre, manche nach Macht und Reichtum, manche nach Nichts, andere nach Allem.
Sie waren perfekt und mangelhaft zugleich, ängstlich und mutig, selbstlos und egozentrisch. In der Menschheit erkannten sie alle Aspekte des Seins, vereint in einer faszinierenden Rasse. Allerdings waren die Menschen und ihr Wirken vergänglich. Am Ende ihres langen Lebens verblasste ihr Sein meist, ohne dass sie ihr Herz einer Gottheit öffnen konnten, an die sie glaubten und in deren Totenreich sie hätten einkehren können. Dies erfüllte die beiden Brüder mit Sorge, denn es waren vor allem die Menschen, welche die Führung von göttlichen Wesen am meisten benötigten, um demütig und glücklich ihren Lehren zu folgen.
Dies ward die Zeit wo der Ursprung der Aspekte zum Vorschein kam und die Ansichten der Brüder auseinander glitten. Der Aspekt des Lichtes bedauerte die Menschen, sie waren vergänglich und Ihr Leben schneller vorüber, als dass sie der Welt etwas Nennenswertes von sich hinterlassen konnten. Er versuchte mit seiner Macht ihr Handeln zu beeinflussen und Ihnen ein langes tugendhaftes Leben zu ermöglichen ohne dabei nach Macht, Gold oder anderen verführerischen Dingen zu streben, auf das Ihr Wirken und Sein für die Ewigkeit bedeutsam werden würde. Verglichen mit der Unendlichkeit, die ein Gott existierte, war das Leben eines Sterblichen so schrecklich fragil und kurz und musste um jeden Preis bewahrt werden. Im Gegenzug würden sie ihn anbeten und als göttlichen Vater, ihren Herrn, den Gott des Lichtes und des Lebens, huldigen.
Der Aspekt der Finsternis erkannte in den Menschen jedoch eine andere Seite – ihr unbändiges Potential mit dem sie Unglaubliches bewerkstelligen konnten. Dank seiner Gabe bildeten sich mächtige Krieger, führungsstarke Fürsten und unbezwingbare Könige. Städte voller Prunk, uneinnehmbare Burgen und riesige Reiche. Unter seiner Obhut fanden die Menschen zu einer schier unendlichen Macht weltlicher Natur, deren rasantes Wachstum manch anderes Volk vor Neid erblassen ließe. Doch große Städte, florierende Märkte und prunkvolle Burgen hatten ihren Preis und so kam es, dass nur die Stärksten sich das Anrecht auf derlei Privilegien verdienen konnten. Das streben nach Macht dominierte fortan die Gedanken der Menschen.
So kam es dazu, dass die Überlegenheit des Stärkeren die Schwäche aus den Menschen spülte. Der Namenlose verkürzte die Lebensspanne der Menschen. Er erschuf Hunger, Krankheit und Tod, um die Auslese zu beschleunigen. Nur die Stärksten sollten sich ihren Weg an die Spitze der Hierarchie bahnen. Dadurch, dass er den Menschen Ihre Sterblichkeit so drastisch vor Augen hielt, sollte ihnen bewusst werden, dass sie in der ihnen gegebenen Zeit nur etwas erreichen konnten, sofern sie eisern dazu gewillt waren. So half er vor allem jenen, die zielstrebig voran schritten mit klarem Blick vor Augen und willens waren, ihren eingeschlagenen Weg mit allen Mitteln und unter Berücksichtigung aller Konsequenzen fortzusetzen. Immer mehr Menschen versammelten sich unter dem Banner des Aspektes der Finsternis und verherrlichten diesen ambitionierten Weg, der doch vielerorts geprägt ward durch einen nicht zu sättigenden Hunger nach Mehr, ganz im Gegenteil zu den Ansichten des Aspektes des Lichtes. Dass das schier unendliches Wachstum und Streben seine Konsequenzen hatte, ward ebenfalls offensichtlich: Die gnadenlose Regentschaft der Mächtigen bedingte die Knechtschafft der Schwachen. Diese sollten geführt werden, wie der Schäfer es mit seinen Schäfchen tat – stets mit Autorität und manchmal mit harter Hand. Denn eines duldete der Aspekt der Finsternis nicht: Schwäche.
Mit Missbilligung sah der Aspekt des Lichtes das Handeln seines Bruders und ersuchte ihn Einhalt zu gebieten. Doch er konnte den Aspekt der Finsternis nicht umstimmen, das Leben der menschlichen Rasse so drastisch zu verändern. Im Gegenteil: Der Aspekt der Finsternis fühlte sich missverstanden und angegriffen und so entstand der erste große Streit der beiden, der vorerst noch unbemerkt von den anderen Göttern blieb, doch auf Erden seine Spuren hinterließ.
Das Ränkespiel der Brüder um die göttliche Vorherrschaft innerhalb der Menschen spiegelte sich im Machtgefüge dieser wieder. So bildeten sich im Lauf der Jahrhunderte zwei Gruppierungen: die einen, welche das fromme, tugendhafte und gutmütige Leben anstrebten, in der Hoffnung nach dem Tode in den Hallen des heiligen Herren weilen zu können und die anderen, welche Ruhm und Ehre im Namen Ihres namenlosen Gottes erleben wollten, koste es was es wolle. Sie strebten vor allem nach Macht und Reichtum zu Ehren Ihres Gottes, so waren sie Ihrem Gott nah, denn er wertschätzte die Mächtigsten unter Ihnen und sie würden mit ihm an einer Tafel speisen.
So weiteten sich die Differenzen der beiden Brüder auch auf ihre Anhänger aus, vielmehr realisierten sich die Differenzen der Brüder erst durch ihr Wirken auf die Menschen. Erst waren es einzelne Gläubige, die unterschiedlicher Auffassung waren und sich Wortgefechte auf Dorfplätzen oder anderen Versammlungsorten lieferten.
Mit der Zeit bildete sich um die einzelnen Prediger, denen anfangs wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, eine Traube von Menschen, die aufmerksam und begierig ihren Worten lauschten. So waren es doch ihre Worte, die in Zeiten von Sorge und Nöten das Gehör der Ungläubigen fand und sie begannen für die ihre Sache zu bekehren. Ihr jeweiliger Gott sollte schiere Überlegenheit seiner Anhänger seinen Widersacher dominieren können und schlussendlich trug ein jeder Bekehrte die Worte auf seine Weise hinaus in die Welt.
Bald gab es zwischen den Menschen zwei markante und sich herauskristallisierende Gruppierungen: jene, welche dem Aspekt des Lichtes huldigten und jene die dem Aspekt der Finsternis die Treue schworen.
Sie versammelten sich zuerst an der freien Luft, später errichteten Sie Einrichtungen wo Sie ihrer Gottheit huldigten. Sie entsandten immer mehr Priester ihres Glaubens um all jenen das Wort Ihres Aspektes zu verkünden, die noch immer am Fluss der Erleuchtung ziellos umher schwammen..
Tag ein Tag aus mehrte sich die Zwietracht zwischen den Menschen der beiden Gruppierungen. Zu unterschiedlich waren ihre Weltanschauungen und es fanden sich wenige Gemeinsamkeiten. In Wortgefechten und heftigen Diskussionen versuchten sie jeweils die andere Seite davon zu überzeugen, dass der ihrige Weg der Richtige sei, doch der Erfolg blieb meist aus. Als Worte keinen Anklang mehr fanden, griffen die Gruppierungen zu den Waffen und das erste Blut wurde vergossen im Namen der beiden Aspekte.
Die beiden Brüder sahen was geschehen war und erkannten, dass in Ihrem Wirken und Einfluss auf die Menschheit das enge Band was einst zwischen den beiden Göttern selbst vorherrschte mehr und mehr gelöst wurde. Ihr Streben ähnelte sich, denn sie wollten die Menschen stark machen, doch der von ihnen beschrittene Weg, um dies Alles zu erreichen, hätte unterschiedlicher nicht sein können.
Sie waren nun an den Glauben der Ihrigen Anhänger gebunden, er ward ein Teil ihrer Existenz und so er schwand, so verspürte auch der betroffene Aspekt eine aufkeimende Leere.
So begann sich die Zwietracht der Menschen auf die beiden Brüder auszuwirken.
Der Herr hatte eine Weile nachgedacht, bevor er blinzelte und seinen Blick auf das Geschehen der Welt lenkte. Nun erkannte er seinen Fehler: Während er nachgedacht hatte, hatte der Namenlose die Welt ins Chaos gestürzt und Tod und Verderben zu seiner Belustigung über die Völker gebracht. Asmodan hatte in seinem Wahn die Wälder und Pflanzen dem Erdboden gleich gemacht und somit die Lebensgrundlage vieler Lebewesen zerstört. Er selbst war über die Asche gewandelt und hatte sich am Anblick der Lebewesen gelabt, die sich gegenseitig aus Hunger zerfetzt hatten. Der Herr spürte wallenden Zorn in sich aufsteigen und rang um Beherrschung. Er durfte seinen Zorn nicht die Oberhand gewinnen lassen, weil seine gottlichen Kräfte zur Zerstörung der gesamten Welt hätten führen können. In ihm keimte die Erkenntnis, dass sein Handeln nie von nur einem Impuls seines Wesens bestimmt werden durfte. Er konzentrierte sich und fand sich in einem Zustand absoluter innerer Ruhe und des Gleichgewichts wieder. Immer tiefer tauchte er in die reinen Aspekte seines Wesens ein und betrachtete jeden einzelnen für sich. Diese Aspekte, die acht wichtigsten seiner Essenz, extrahierte er, um sie zu etwas Neuem zu formen. Er formte die acht Erzengel, die den Herrn fortan repräsentieren sollten und, jeder für sich, die wichtigsten Aspekte des Herrn auf dieser Welt verkörpern würden. Nicht nur um zu dienen, sondern insbesondere um dem Herrn als Anker seines Wesens zu dienen, damit er in der Unendlichkeit der Zeit immer zu sich selbst zurückfinden würde.
Donnernd ließ Asmodan unvorstellbares Feuer vom Himmel regnen, welches drohte, die letzten Wälder zu verzehren und die Welt in das absolute Chaos zu stürzen. Da erschien der Herr vor ihm und versuchte, Asmodan zur Vernunft zu bringen. Er möge einhalten und diesen Wahnsinn beenden, damit sie zusammen weiter Erschaffen und nicht mehr mutwillig Zerstören würden. Doch Asmodans Zorn war ins Unermessliche gestiegen und er bezichtigte den Herrn als blind und als Verräter. Und da erkannte der Herr, dass sein Gegenüber zu weit gegangen war und dem Chaos verfallen war. Worte würden ihn nicht dazu bewegen können, aufzuhören. Da ließ der Herr Lichtblitze vom Himmel fahren und neben Asmodan einschlagen. Das Scheusal, zu dem Asmodan geworden war, lachte schallend auf, da er dachte, der Herr hätte ihn verfehlt. Doch Asmodan irrte. Die acht Engel, die der Herr den Aspekten seiner Essenz nachempfunden hatte, waren gerufen worden und hatten göttliche Seile um Asmodan geschwungen, die ihn bewegungsunfähig machten. Der Herr trat trauernd an Asmodan heran und weinte über das Ausmaß der Verwüstung. Asmodan war zu weit gegangen und wurde in ein göttliches Verließ verbannt. Hier sollte er gefesselt in den göttlichen Seilen, mit denen die Erzengel ihn überwältigt hatten, die Jahrtausende überdauern und über seine grauenvollen Taten nachdenken. Müde vom Kampfe ließ der Herr es regnen. Heilender Regen, der neues Leben keimen ließ und die Lebewesen beschwichtigte...
Er konnte es nicht. Der Herr konnte die Zornes- und Wutschreie Asmodans nicht mehr ertragen, die aus seinem göttlichen Verlies drangen. Zu schwer lag die Trauer über die Ereignisse auf ihm, sodass er für einen göttlichen Wimpernschlag, der eine Epoche in der Weltgeschichte andauerte, seinen Blick abwandte. Asmodan jedoch hatte diese Reaktion bewusst provoziert und sich einen Plan zurechtgelegt. In der Abwesenheit des Herrn hatte er sein göttliches Verlies mittels Telepathie überwinden und seine Gläubigen kontaktieren können. Jenen Menschen, die am meisten unter der Zerstörung gelitten hatten, widmete er besondere Aufmerksamkeit und lockte sie mit schönen Worten. Sie sollten die Überbringer der Nachricht, der Nachricht seiner Wiederkehr sein.
Als der Herr erkannte, was während seiner Unaufmerksamkeit geschehen war, war es bereits zu spät. Der Namenlose hatte den Samen der Zwietracht, den Samen der Zweifel in die Menschen gepflanzt und damit verhindert, in Vergessenheit zu geraten. Lügen hatte er ersonnenn, die die noblen Absichten des Herrn in ihr Gegenteil verkehrten. Doch es waren nur wenige, die den Worten Glauben schenkten und so beruhigte sich der Herr und vertraute auf die Vernunft der Menschen.
Nachdem der Namenlose in seinem ewigen Kerker verbannt war, verbrachten die Erzengel viel Zeit unter den Sterblichen, um diese in die Tugenden des Herrn einzuweisen. Sie entwickelten eigene Persönlichkeiten, die stark aus dem jeweiligen Aspekt entstammten, aus dem der Herr sie erschaffen hatte. Aus der Entwicklung ihres Bewusstseins folgte, dass sie sich Namen gaben und so sollten sie fortan bekannt sein als...
Harviel – Aspekt der Rechtschaffenheit
Trithemius – Aspekt der Tapferkeit
Gabriel – Aspekt der Gerechtigkeit
Bathor – Aspekt der Ehre
Noaphiel – Aspekt der Demut
Barchiel – Aspekt des Mitgefühls
Nenamiah – Aspekt des Opfers
Gedariah – Aspekt der Spiritualität
So kam es, dass die Erzengel in Menschengestalt regelmäßig hinab fuhren, um die Menschen gemäß ihres Naturells bei der Besiedelung der Welt und beim Zusammenleben zu unterstützen.
Harviel war es, der den Menschen die Notwendigkeit von Recht und Ordnung aufzeigte. Er half ihnen sowohl dabei, Regeln zu formulieren, nach denen sie leben sollten, als auch Strafen für Verstöße festzulegen. So konnten die ersten Menschen ein paar elementare Regeln erschaffen, die das Leben ordneten. Harviel genoss die Gelehrigkeit der Menschen und wohnte fortan ab und zu gar Gerichtsverhandlungen bei, um sich an der Rechtschaffenheit der Menschen zu erfreuen.
Trithemius half den Menschen dabei Mut zu fassen, wenn große Herausforderungen sie zu erdrücken drohten. In Menschengestalt trat er auf, wo Tapferkeit erforderlich war und sprach den Gläubigen gut zu und inspirierte sie. Als guter Freund, als Eheweib, als alter Wanderer... Trithemius hatte viele Gesichter und war in Zeiten größter Not zur Stelle.
Gabriels Interesse galt es, die Ungerechtigkeit unter den Menschen zu bekämpfen. Immer wieder intervenierte er, wenn er die Menschen ungerecht handeln sah. So konnte die Durchsetzung von weiblichen Kriegerinnen des Herrn als eine seiner größten Errungenschaften bejubelt werden. Doch der Weg zu wahrer Gerechtigkeit sollte noch lang für die Menschen sein...
Bathor hatte sein Augenmerk insbesondere auf die Streiter und Priester des Herrn gelegt, die er gelegentlich prüfte und oft bei ihrem Tun beobachtete. Sie sollten dem Herrn Ehre erweisen und durch ihre Taten weitere Gläubige an den Herrn binden. Kritisch beäugte er die Fortschritte seines Bruders Gabriel und diskutierte des öfteren mit diesem auf der Ebene der Engel.
Noaphiel beäugte die Bemühungen Bathors mit Sorge, angetrieben von Angst, dass die sterblichen Repräsentanten des Herrn in Hochmut verfallen könnten. Die Anhäufung von Ehre verblendete einzelne Paladine von Zeit zu Zeit, wodurch sich Noaphiel dazu verpflichtet fühlte, sie mit ihren göttlichen Fähigkeiten zurück auf den rechten Pfad, den Pfad der Demut, zu lenken.
Barchiel tat sich insbesondere dann hervor, wenn die Rechtschaffenheit Harviels versagte und mahnte die Menschen in diesen Momenten zu Mitgefühl. Gemeinsam mit Gabriel erhob sie sich zuweilen dann, wenn beispielsweise einem Dieb, der aus Verzweiflung und Not gestohlen hatte, die Todesstrafe zugesprochen wurde und milderte das Urteil unter Berücksichtigung von Mitgefühl und Gerechtigkeit. So behielt so mancher Missetäter sein Leben und arbeitete daraufhin seine Schuld ab, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Harviel ward erzürnt über dieses Vorgehen und würde es nicht mehr lange dulden…
Nenamiah war es, die sich insbesondere der Könige und Anführer annahm und sie die Bedeutung von Opfern lehrte. Die Männer und Frauen sollten lernen, das Wohl anderer über ihr eigenes zu stellen. Obgleich viele die Bewältigung dieser Aufgabe verfehlten, kämpfte Nenamiah aufopferungsvoll für ihr Anliegen.
Gedariah mied als einziger Erzengel die Ebene der Sterblichen und verweilte aufmerksam, mit dem Blick auf seine Brüder und Schwester gerichtet, in der Heimatebene der Engel. Mit sorgenvollem Blick nahm er die Spannungen wahr, die sich auch zwischen seinen Geschwistern anbahnten. Er entschied, Rat bei seinem Erschaffer – dem Herrn – zu suchen und versank in tiefe, spirituelle Meditation...
Die heilige Schrift – Das Buch des Amon Laerte
Und so will ich, Amon Laerte, euch berichten, wie die Erzengel ihre Herkunft und sich vergaßen und ihr Zorn die Erde beben ließ, ehe einer sich über sie alle erhob und seine Rolle als Führer annahm.
So trug es sich zu, dass ein einfacher Fischer seine Waren an der Grenze zweier Stadtstaaten anbot, die miteinander im Streit lagen.
Ravendar ward eine Stadt, die vom Bergbau lebte, während die Stadt Planus durch den Handel mit einer Vielzahl von Gütern an Reichtum gelangt war, den sie offen zur Schau stellte. Dies missfiel den Ravendarern zutiefst und sie hegten seither einen Groll gegen Planus. Der Stadtrat hatte gar ein Gesetz erlassen, das den Handel mit Planus unter schwere Strafe stellte.
Und so kam es einst, dass ein großes Unwetter die Handelsrouten zum Erliegen brachte. Keine Handelswaren erreichten Planus und eine große Not brach aus. Viele Menschen starben und betrauerten ihre Verluste bitterlich.
Der Fischer, der seinen reichen Fang gerne für kleines Geld an die Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, verkauft hätte, war verzweifelt. Die Angst vor dem Hungertod konnte er in den Gesichtern der Planurern erkennen und tat sich trotz seines rechtschaffenden Wesens sehr schwer damit, ihnen nicht von seinem Fisch zu geben. Seine Frau warnte ihn jedoch davor, würden Verstöße gegen das Handelsgesetz doch harte Strafen nach sich ziehen.
Die Krise hielt an und es kam der Tag, an dem der Fischer nicht länger tatenlos zusehen konnte. In seiner Güte gab er den Hungernden bereitwillig, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Diese gütige Tat blieb jedoch nicht unbeobachtet und so fand er sich alsbald dem Richter in Ketten vorgeführt wieder. Obwohl er seine edlen Absichten beteuerte und glaubhaft versichert hatte, sich nicht bereichert zu haben, spuckte der Richter Gift und Galle und verurteilte ihn wegen der besonderen Schwere der Tat auf den Tod durch Erhängen. Die Anwesenden Ravendarer jubelten frenetisch, war ihr Hass und die Schadenfreude auf die Planurer doch mittlerweile ins Unermessliche angewachsen.
Am dritten Tag hatten sich viele Bürger auf dem Richtplatz der Stadt versammelt und wollten der Urteilsvollstreckung beiwohnen. Der Henker hatte bereits alles vorbereitet und erwartete das Zeichen des Stadtrates, um die Vollstreckung des Urteils einzuleiten. Die Stimmung war elektrisiert und während viele Menschen lustvoll auf den baumelnden Galgenvogel warteten, weinte die Frau des Fischers bittere Tränen. Doch als der Stadtrat das Signal gab und der Henker den Hebel ziehen wollte, traf ein goldener Blitz die Zinne des den Platz begrenzenden Schutzwalls.
„Es ist Unrecht!“, sprach Gabriel mit göttlich verstärkter Stimme und ließ die Menschen herumfahren. Da ertönte ein weiterer Donner und ein weiterer Engel, Harviel, richtete sich aus gebeugter Haltung auf und entfaltete erbost seine Engelsflügel. „Wie kannst du es wagen, Bruder! Dies ist gesprochenes Recht! Lehnst du dich nun mit Barchiel gemeinsam dagegen auf?!“ Die Engel taxierten einander einen Moment lang und die Menschen hielten ehrfürchtig den Atem an. Nie hatte es seither einen offenen Konflikt zwischen den Gesandten des Herrn gegeben. Da ertönten weitere Donner und Lichtblitze fanden ihren Weg auf die Zinnen oder zerbarsten einfach in der Luft, um die Engel Bathor, Barchiel, Noaphiel und Trithemious zu offenbaren. Trithemious hatte nun seine Engelsgestalt angenommen und das Äußere eines Großvaters abgelegt, in dem noch kurz zuvor dem weinenden Eheweib Mut zugesprochen hatte. Die Menschen waren so erstaunt, dass sie vor dem Erzengel zurückwichen. Während Noaphiel und ihre Schwester Barchiel sich an Gabriels Seiten positioniert hatten, um ihn zu bestärken, hatte Bathor sich in der Luft über Harviel positioniert und sprach für alle Anwesenden hörbar: „Ihr schadet der Ehre des Herrn, unseres Erschaffers!“ „Der Fischer war gütig und zeigte Mitgefühl!“, erwiederte Barchiel trotzig. „Die Menschen sollen dem Gesetz treu ergeben sein und so dem Herrn Ehre erweisen,“ beschwichtigte Noaphiel daraufhin und erklärte: „Aber wenn ihre Rechtschaffenheit versagt, dann dürfen sie nicht in Hochmut verfallen, sondern müssen ihrem sterblichen, unvollkommenen Wesen Rechnung tragen. Sie sind keine Götter und sollen demütig sein!“
„Gesetz ist Gesetz!“, sprach Harviel.
„Rechtschaffenheit bringt Ehre!“, sprach Bathor
„Wir werden die Rechtschaffenheit verteidigen!“, sprachen beide aus einem Munde, woraufhin Gabriel kämpferisch sein Schwert zog. Er würde für seine Überzeugung eintreten.
Dies nahmen seine Brüder zum Anlass sich von den Zinnen abzustoßen und auf Gabriel loszugehen. Alle Anwesenden, selbst die übrigen Engel hielten den Atem an, hatten sie diese Entwicklung doch nicht erwartet. Klirrend trafen die heiligen Waffen der Engel aufeinander und Gabriel hatte große Mühe sich gegen seine Brüder zur Wehr zu setzen. Als ihn ein Stich von Bathor zu treffen drohte, konnte er diesem nicht mehr parieren. Zu sehr war er mit Harviels mächtigen Angriffen beschäftigt, als dass er den tödlichen Stich hätte abwehren können.
Entsetzt darüber, wie weit die Engel diese Auseinandersetzung hatten kommen lassen, hielten alle Zuschauer ehrfürchtig inne. Sie sollten Zeuge werden, wie ein Abgesandter des Herrn einen anderen erschlug. Doch es kam anders. Ein weiterer goldener Blitz schlug, begleitet von einem gewaltigen Donner, direkt zwischen Bathor und Gabriel ein und offenbarte Nenamiah, die zu spät ihre Energien bündeln konnte, um den fatalen Schlag abzuwehren. Der Stich traf sie und durchdrang ihre Rüstung. Nenamiah sah ihre Brüder einen Augenblick mitleidig an, ehe sie starb. In einer Nova aus gleißendem Licht stob ihre sterbliche Hülle auseinander und gab ihre Essenz Preis, die daraufhin verschwand. Ein tröstender Nieselregen setzte ein. Nenamiah hatte sich - entsprechend ihrem Naturell - geopfert.
Ihr Opfer initiierte, was noch nie zuvor geschehen war. Ein letzter göttlicher Blitz rief Gedariah, den Aspekt der Spiritualität, auf den Plan. Der Erzengel richtete sich in seiner Erhabenheit auf und erhoh sich mit ausgebreiteten Schwingen in die Luft über dem Platz.
„Es ist genug! Haltet ein Brüder und Schwestern!“, donnerte die Stimme des Engels und sein Tonfall lies alle Menschen niederknien und alle Engel demütig ihr Haupt senken. Dann stimmte der Engel tröstende Worte an, die den Engeln und den Menschen ihre Schuld offenbarte: „Ihr alle seid für eure Überzeugungen eingetreten und doch habt ihr versagt. Nenamiahs Opfer, die in das Himmelreich aufgefahren ist und wiedergeboren werden muss, ist euer Zeugnis. Als Aspekt der Spititualität war es nun an der Zeit einzugreifen und euch an die Einhaltung aller Tugenden erinnern…“ Gedariahs Blick galt dem Fischer, dessen Halsschlinge und Fesseln sich lösten. Niemand wagte mehr die Bestrafung des Fischers einzufordern und er sollte kurz darauf sein Weibe in den Armen halten.
Die Engel hatten sich indes alle in den Himmel erhoben und sich um Gedariah geschart. Sie sprachen: „Wir sind schuldig… wir haben uns geirrt… bitte führe uns, Bruder!“ Dann erfasste ein Lichtstrahl das Pulk der Engel und lies ihn weiter in den Himmel auffahren. Diejenigen Menschen, die dem Drang widerstanden, den Blick zum Schutze der Augen abzuwenden, konnten sehen, wie der Herr seine Engel, angeführt von Gedariah, zu sich holte.
Die Kunde über das Opfer Nenamiahs verbreitete sich rasch auf der ganzen Welt. Aufgebracht und verstört durch die Uneinigkeit der Aspekte des Herrn verließen viele Menschen in der Folgezeit daraufhin die Städte, in denen sie so lange fromm gelebt hatten. Zweifel hatte sich in ihren Herzen breit gemacht und ihren Glauben in seinen Grundfesten erschüttert. Da kam es gerade gelegen, dass eine neue Macht das Licht der Welt erblickt hatte: Surom.
Erst nur ein kleines Dorf, wuchs Surom durch den nicht enden wollenden Strom von Menschen rasch zu einer Stadt an. Gesetze wurden erlassen und es stellte sich heraus, dass die Menschen dort einem neuen Gott, dem Namenlose, folgten. Dieser versprach den ihnen Recht und Ordnung und verurteilte jene, die anderen Göttern folgten.
Und als die Engel auf die Stadt Surom herabsahen, erschauderten sie. Die Sünde war allgegenwärtig...
Aus den Aufzeichnungen von Evangeline Thorgas, Priesterin des Herrn:
Sie sprechen von Ehre, aber meinen nur den Schein, mit dem sie die Menschen blenden. Sie rühmen sich vollmundig mit ihren Erfolgen und der Macht, über die sie verfügen. Stolz sind sie, obwohl sie demütig sein sollten. Sie erlassen Gesetze, die sie zu ihrem eigenen Vorteil auslegen und biegen, wann immer es ihnen gelegen kommt. Sie zeigen sich voll Feigheit, wenn die Lage aussichtslos ist und begegnen ihren Feinden erbarmungslos, wenn diesen keine Wahl bleibt.
An Surom ist nichts heilig und nichts ehrbar. Es ist der Schmelztiegel der Sünde und des Bösen und ein offener Affront gegen die Tugenden unseres Herrn.
Und so kam es, dass Surom seine Grenzen ständig erweiterte und Ländereien eroberte, um sich diese einzuverleiben. Die Erzengel mussten mit großer Sorge beobachten, wie die Gläubigen des Herrn immer weiter zurückgedrängt oder vernichtet wurden, wenn sie sich nicht zum Glauben an den Namenlosen bekannten. Durch die Ereignisse, die den Konflikt der Aspekte des Herrn den Menschen offenbart hatten, waren die Engel seltener auf die Erde hinab gefahren und hatten sich weniger in die Belange der Menschen eingemischt. Die Sterblichen sollten eigenständig lernen, die Tugenden des Herrn zu leben und anzuwenden. Die aufstrebende Macht Suroms und die damit einhergehende Bedrohung durch dieses Reich für die übrige Welt sollte die Erzengel um Gedariah an ihrer Entscheidung jedoch zweifeln lassen.
In Zeiten dieser großen Not war es Gedariah, durch seine Spiritualität innig mit dem Herrn verbunden, der vor ihren Schöpfer trat und um Rat bat. Der Klerus des Namenlosen, die Wächterschaft, verfügte über Kräfte, die zweifellos göttlichen Ursprungs waren. Ohne die Mithilfe der Erzengel, so urteilte Gedariah, würden die Anhänger des Herrn unterlegen sein und vollends ausgelöscht werden. Doch der Herr sendete beruhigende Wogen gleißenden Lichtes gen Gedariah und der oberste Erzengel war erleichtert. Als er seinen Blick auf die Sterblichen richtete, erkannte er, dass auch unter den Anhängern des Herrn nun Auserwählte wandelten, die einen Teil seiner gröttlichen Macht nutzen konnten. Leider hatte sich das Großreich Surom zu dieser Zeit schon so stark ausgebreitet, dass den verbliebenen Anhängern des Herrn nichts anderes blieb, als im Untergrund einzelne Enklaven zu bilden, die dem Herrn und dessen Tugenden folgten. Und die Engel sahen, wie eifrig und fromm die wenig verbliebenen Menschen waren und erfreuten sich an ihren reinen Herzen. Diese Sterblichen waren tapfer, da sie sich einer Großmacht gegenüber sahen und nicht verzagten. Sie vertraten die Rechtschaffenheit, wann immer es ihnen möglich war und handelten gerecht, wo die Wächter Unrecht walten ließen. Demütig und ehrenhaft verrichteten sie ihr Werk und beteten inständig für die Kraft, eine bessere Zukunft schaffen zu können.
Neben gewöhnlichen Streitern des Herrn, die mit Schwert und Schild gegen das Böse in den Krieg zogen, waren es die Priester, die die Kräfte des Herrn kanalisierten und durch ihre Gebete Wunder wirken konnte. Viele einzelne Geheimorden organisierten so nach und nach den Widerstand gegen die erbarmungslosen Suromiten. Sie nannten sich Paladine. Diese Widerstandskämpfer schafften es nach und nach, die Herzen der Menschen wieder für den Herrn zu erweichen, denn sie hatten erkannt, dass von allen Tugenden die Spiritualität eine besondere Stellung einnahm. Sie waren von Gedariah berührt worden.
Die folgenden Jahrhunderte waren von Unruhen geprägt, da die Auseinandersetzungen zwischen dem Klerus der Paladine und dem der Wächter immer heftigere Ausmaße annahm. Und so kam es, dass die Streiter des Herrn anfingen, ihre Schläge gegen die Grundfesten Suroms zu richten. Sie wollten den Menschen, die unglücklich mit der Herrschaft der Diener des Namenlosen waren, neue Hoffnung geben. Surom galt als unbesiegbar und diesen Nimbus wollten sie zerschlagen.
Die Anhänger des Namenlosen hatten viele Tempel errichtet, doch einer dieser Tempel überragte alle anderen. Er diente als Vorbild für all jene, die nach ihm kamen. Es war der Haupttempel im tiefsten Herzen Suroms. Dort sollte Suroms Verwundbarkeit demonstriert werden und der Tempel Liliths, eine der vier Herolde des Namenlosen, der an den Haupttempel angrenzte, zum Einsturz gebracht werden. Doch obwohl der Widerstand fromm war und demütig, obwohl sie alles gut geplant hatten, gerecht handelten und von hoher Spiritualität gesegnet waren, so scheiterten sie doch. Alle wurden sie zu Ehren des dunklen Gottes geopfert, bis auf einen: Serafim Sala. Er war ihr Anführer und hatte bei der gescheiterten Mission unzählige Streiter des Namenlosen sowie ein paar Wächterpriester getötet und seine Mitstreiter tapfer geführt. An ihm wollten sie ein Exempel statuieren und ihn in Liliths Tempel, in jenem Tempel, den er versucht hatte zu zerstören, opfern. Und so predigten sie vom Verrat der goldene Schlange – wie sie den Herrn nannten – und riefen die Heroldin des Namenlosen an, die diesem Ruf gar folgte. Doch lest selbst aus den Überlieferungen Serafim Salas:
*die folgenden Zeilen sind auf Stoff mit Blut geschrieben*
Sie haben mir meine Habseligkeiten genommen, meine Würde und beinahe mein Leben. Doch nicht meinen Glauben. Er gehört mir und er dient mir als Schutzschild. Sie führten mich dem Herold ihres Gottes vor und diese scheußliche Dämonin ließ mich wanken, aber nicht fallen. Lilith, sie trank mein Blut und labte sich an meiner Furcht. Aber ich werde nicht sterben, ich darf noch nicht sterben. Zu wichtig ist die Information, das Geschenk, das sie mir gemacht hat. Asmodan... Sie hat den Namen gesagt und die Wächter waren genauso ehrfürchtig, wie wenn sie vom Namenlosen sprachen. Es gibt keinen Zweifel: Der Namenlose ist Asmodan, der in Ketten liegt. Sie müssen es wissen... oh Herr... ich darf nicht sterben...
*darunter befindet sich ein Gebet, das Serafim niedergeschrieben hat*
Das Licht des Herrn
Ein Licht, das leuchten will, muss sich verzehren;Trost, Licht und Wärme spendend, stirbt es still.Ein Licht, das leuchten will, kann nichts begehren,als dort zu stehen, wo der Herr es will.
Ein Licht, das leuchten will, dem muss genügen,dass man das Licht nicht achtet, nur den Schein.Ein Licht, das leuchten will, muss sich drein fügen,für andre Kraft und für sich nichts zu sein.
Ein Licht, das leuchten will, darf auch nicht fragen,ob's vielen leuchtet oder einem nur.Ein Licht, das leuchten will, muss Strahlen tragen,wo man es braucht, da lässt es seine Spur.
Ein Licht, das leuchten will in seines Gottes Händen,es ist ja nichts, als nur ein Widerschein;des ew'gen Lichtes Glanz darf es uns spenden,ein Licht, das leuchten will für den Herrn allein.
Es ist der 20. Tag in Gefangenschaft und ich lebe.
Serafim Sala
Zu Zeiten, als das Reich des Namenlosen – Surom – in seiner Blüte stand, war der Glauben an den Herrn bis an seine Existenzgrenze zurückgedrängt. Nur eine im Untergrund agierende Gruppe leistete unentwegt Widerstand und widersetzte sich dem übermächtigen Wächterorden, der sich seines Sieges bereits zu sicher gewesen war und selbstgefällig in der eigenen Herrlichkeit lebte. Viele geheime Treffen waren abgehalten worden, in denen Priester Luthor seine Visionen unter den Gläubigen verbreitete. In einer Vision hatte der Herr ihn Flammen vom Himmeln regnen sehen lassen, die das Ende der Dynastie des Bösen eingeläutet hatten. Während sich die Streiter des Herrn für die große Schlacht vorbereiteten, erdachten die Priester Rituale, mit deren Hilfe sie den Beistand der acht Erzengel für die Schlacht gewinnen wollten, die sich so lange nicht gezeigt hatten.
Harviel: Aspekt der Rechtschaffenheit
Trithemius: Aspekt der Tapferkeit
Gabriel: Aspekt der Gerechtigkeit
Bathor: Aspekt der Ehre
Noaphiel: Aspekt der Demut
Barchiel: Aspekt des Mitgefühls
Nenamiah: Aspekt des Opfers
Gedariah: Aspekt der Spiritualität und oberster Erzengel
... sie existierten noch immer und schauten still hinab auf die Sterblichen.
Und der Herr hatte sie wissen lassen, wie sie den Quell der Spiritualität nutzen mussten und mit den Erzengeln in Kontakt treten konnten. Damit war ein heiliger Brunnen gemeint, der sich im Besitz des Wächterklerus befand. Gefüllt mit geweihtem Wasser sollte es damit möglich sein, einfache Botschaften in jene Sphären zu übermitteln, in der sich die vier Winde oder aber die Erzengel aufhielten. Die Weihe des Wassers durch einen Wächter- oder Paladinpriester entschied darüber, in welche Sphäre der Brunnen Botschaften übermittelte.
In einem Überraschungsangriff auf die Katakomben, in denen die Wächter das heilige Artefakt aufbewahrten, konnte der Brunnen schließlich gesichert werden, woraufhin die Anrufung initiiert werden konnte. Dies war der Auftakt einer gewaltigen Schlacht inmitten von Surom. Es blieb jedoch wenig Zeit, da Surom in Aufruhr und die Präsenz der Streiter des Herrn nicht länger ein Geheimnis waren. Die Schlacht entbrannte und die Streiter des Herrn kämpften tapfer, da sie hofften den Klerus der Wächterschaft mit diesem gewaltigen Angriff zerschlagen zu können. Ein Stoßtrupp hatte sich gar aufgemacht, um Serafim Sala zu befreien. Als Serafim offenbart hatte, dass die wahre Identität des Namenlosen Asmodan sei und dieser somit überführt war, verbreitete sich die Kunde wie ein Lauffeuer. Die Streiter des Herrn waren angestachelt und kämpften verbissener denn je.
Während Surom im Getöse des Schlachtenlärms versank, tat sich der Himmel auf und acht Noven erleuchteten das Firmament, was kurz zur Unterbrechung des Kampfgeschehens führte. Von Erstaunen erfasst blickten die Kämpfenden beider Seiten nach oben auf. Die Priester waren erfolgreich gewesen und hatten die Hilfe der Erzengel erfolgreich erbeten. Doch die Freude währte nur kurz, da wenig später der Himmel erneut von düsteren Wolken und Blitzen dominiert wurde: die Ankunft der vier Winde – Erzdämonen, die sich den Erzengeln entgegen stellten. So wie auf der Erde, wo die Streiter des Herrn sich einen erbitterten Kampf mit den Kämpfern des Namenlosen lieferten, so glich sich das Bild am Himmel, wo sich die acht Erzengel den vier Winden entgegen stellen mussten. Eine Schlacht von epischem Ausmaß erwuchs – hoch oben in den Lüften wie auch am Boden. Als die Engel der Niederlage nahe waren, vereinten sie ihre Kräfte im Körper Gedariahs und boten somit geeint den Winden die Stirn. In einem gewaltigen Angriff verwundeten die Erzengel ihre Widersacher derart heftig, dass diese in ihrem Schmerz und ihrer Wut Flammen zu Boden regnen ließen. Nur so gelang es, die vier Winde zu zerstreuen, woraufhin sie in jede Himmelsrichtung flohen. Durch die Mithilfe der Erzengel, die die Vereinigung mit Gedariah wieder gelöst hatten, gelang es den Streitern des Herrn letztlich die Oberhand zu gewinnen und den Wächterklerus zu bezwingen, der durch die Vertreibung der vier Winde in seinem Glauben erschüttert schien. Dieser Tag war glorreich. Dieser Tag gehörte dem Herrn.
Surom war nunmehr der Name einer vergangenen Dynastie des Bösen, als welche das Reich in die Geschichte eingehen sollte. Die Ruinen des von der Schlacht verwüsteten Suroms dienten zunächst als Mahnmal. Nachdem auch die letzten Bauten, die an die Wächter erinnerten, eingerissen waren, sollte auf diesem Fundament eine neue Welt entstehen.
Wer glaubt, dass die Geschichte Serafim Salas bereits auserzählt sei, der irrt, denn der Herr hatte noch Größeres für diesen tapferen Krieger vorgesehen. Um der Rechtschaffenheit Genüge zu tun, wurden den übrigen Wächter, die nicht in der Schlacht getötet wurden, ein gerechter Prozess gemacht. Diese sollten für ihre Gräueltaten und das Leid, das sie verursacht hatten, büßen. Und so kam es, dass Guiraudet de Surom, seines Amtes Baron von Surom, dem Richter vorgeführt und zum Tode verurteilt wurde. Der Baron hatte eine derartige lange Liste an Sünden zu verantworten, dass allen, die dem Prozess beiwohnten, die Tränen kamen. Bis auf einem. Der Sohn des Barons, der gerade das Mannesalter erreicht hatte, weinte nicht. Er wandte den Blick nicht von seinem Vater ab und niemand hätte sagen können, was im dritten Sohn des Barons vorging. A'groniam de Surom hatte sich zwar keinerlei Sünden aufgeladen, aber aufgrund der Taten seines Vaters sollte er Buße tun und sein Leben dem Dienst des Herrn unterstellen.
Und so kam es, dass A'groniam de Surom bei niemand geringerem als Serafim Sala in die Lehre ging und zum Ritter ausgebildet wurde. Er machte sich gut und lernte die Lehren des Herrn genauso vorbildlich, wie er sich im Kampf schulen ließ. Serafim Sala sollte ihn später mit allen Ehren zum Ritter schlagen und ihn fortan als Kameraden an seiner Seite wissen. Die ruhige und augenscheinlich besonnene Art A'groniams sagte ihm sehr zu. Gemeinsam tilgten sie die verbliebenen Anhänger des Namenlosen und wuschen das Land von ihnen rein. A'groniams und seines Mentors Schwert fielen dutzende Feinde zum Opfer. Über die Dauer des Krieges wurde A'groniam schwermütig und tiefe Trauer überkam ihn, da ihn die Ereignisse um seine Familie und das Leid der Menschen während des Krieges sehr mitnahmen. Trotz vieler Gespräche sollte es auch Serafim nicht mehr gelingen, bis zu A'groniam durchzudringen, dessen Schwermut sich langsam in etwas anderes wandeln sollte.
Und es trug sich zu, dass eine Enklave der Wächter sich im Westen des Reiches geschart hatte, um von dort Widerstand zu leisten. Diese hatten bisweilen alle Versuche der Streiter des Herrn vereitelt, ihrer habhaft zu werden und dabei viel Blut vergossen. Aus diesem Grund wurden die Lichtgestalten der Streiter des Herrn, Serafim und A’groniam damit beauftragt ihre Bastion niederzureißen und den kleinen Tempel des Belial, den sie besetzt hielten, zu zerstören. Begleitet von einer mächtigen Streitmacht dauerte die Belagerung viele Tage und Nächte an und es ist überliefert, wie entschlossen und verbissen insbesondere A'groniam kämpfte.
Und es kam der Tag, als die Belagerung erfolgreich war und die Barrikaden fielen, damit der Sturm beginnen konnte. A'groniam sollte an Serafims Seite mit aller Härte gegen die Wächter vorgehen und jeden töten, der sich nicht ergab. Begleitet von den zehn besten Männern, die Serafim ausgewählt hatte, drangen sie in das Innere des Tempels vor und sahen sich bald mächtigen Widersachern gegenüber. Hochrangige Priester, beschützt von zahlreichen Kämpfern, hatten Dämonen gerufen, die sie den Streitern des Herrn entgegen warfen. Die finale Schlacht sollte beginnen.
Obwohl die Streiter des Herrn verbissen und ausdauernd kämpften, wurden sie nach und nach niedergestreckt. Und als der Scheideweg zwischen Sieg oder Niederlage gekommen war, sah es übel für sie aus. Doch das Blatt sollte sich wenden. In einem Moment größter Spiritualität leuchtete der Krieger in heiligem Licht auf und es sollte Serafim gelingen, die Kräfte des Herrn zu kanalisieren. So etwas hatte es nie zuvor gegeben. Und mit der Kraft des Herrn gelang es ihm, die Horden des Bösen zu bezwingen. Er, der erste Paladin des Herrn, richtete die Feinde reihenweise und gewann die Oberhand zurück.
Doch als es dazu kam, den obersten Priester, welcher unzählige Sünden begangen hatte, seiner gerechten Strafe zuzuführen, sollte der Verrat ihn einholen. Als er das Schwert zur Vollstreckung anhob, war es A'groniam, der Serafims Waffe parrierte. A'groniam, gepeinigt von düsteren Gedanken und Dämonen, wie Serafim erkannte, hatte die Seiten gewechselt. Ein epischer Zweikampf brach zwischen den beiden aus, bei dem A'groniam zunächst unterlegen war. Doch je weiter der Kampf voranschritt, desto stärker wurde der Verräter, bis sich ein Schwall dunkler Energie aus ihm entlud. Es war der Moment, als auch der Namenlose einem Krieger einen Teil jener Kräfte schenkte, die zuvor den Priestern vorbehalten waren. Serafim kämpfte verzweifelt, konnte er seine väterlichen Gefühle für A'groniam doch nicht verheimlichen, die es ihm unmöglich machten, A'groniam ernsthaft zu verletzen. Und so sollte dieses epische Duell seinen Sieger in A'groniam finden, der Serafim tödlich verwundete und sterbend zurückließ. Er führte den Priester, dessen Wächter A'groniam nun war, aus dem Tempel und verhalf diesem zur Flucht. A'groniam hingegen, selber gezeichnet vom Kampf, ließ seiner Wut nun freien Lauf und kämpfte wie von Dämonen besessen gegen die anbrandenden Streiter des Herrn, bis er schließlich getötet wurde. Serafim Sala hatte bis zu seinem Ende für A'groniam gebetet und sein Leben für die Hoffnung geopfert. Er würde niemals vergessen werden.
Wir erhalten das, was andere Magie nennen, von dem Herrn für unsere strikte Orientierung an seinen Tugenden. Er verleiht uns die Möglichkeit, Gebete zu sprechen, die in ihrer Macht den Zaubern der arkanen Magie ähneln. Es gibt jedoch ein Äquivalent zu dem, was die Magier Mana nennen, denn die Gnade des Herrn wird nicht unendlich gewährt. Beten ist das Flehen um diese Gnade, auf die wir dann wiederum durch Gebete, "Zauber" von Laien genannt, zugreifen.
Die Tugend der Rechtschaffenheit gebietet dir, dein Handeln so auszurichten, dass du einem jeden die Behandlung erfahren lässt, welche du dir selbst auch von deinen Mitmenschen erhoffst. Du sollst hierbei stets so handeln, dass du dies vor deinem Herrn, deinem Gewissen und jedem anerkannten Gesetz rechtfertigen könntest. Kommst du in die Situation, dass ein Konflikt zwischen dem Wort des Herrn, dem Gewissen oder dem anerkannten Gesetz besteht, so folgst du zuerst dem Wort des Herrn, dann deinem Gewissen und zuletzt unterwirfst du dich der weltlichen Ordnung.
Die Tugend der Tapferkeit gebietet dir, den Mut zu finden, auf dass du niemals vor der Ungerechtigkeit zurückweichst. So du nicht zurückweichst, werden andere deinem Beispiel folgen und ebenso den Mut zu großen Taten finden. Niemals sollte das Aufkommen von Mutlosigkeit dazu führen, dass du den Rückzug antrittst, auf dass unschuldiges oder wehrloses Leben in Gefahr gerät.
Die Tugend der Gerechtigkeit gebietet dir, einen jeden gleich zu behandeln. Wahre Gerechtigkeit kann nur ausgeübt werden, so du sämtliche Vorurteile ablegst. Dir obliegt es letzten Endes, dir mit objektivem Blick Klarheit zu verschaffen und sämtliche subjektive Einflüsse zu verdrängen, auf dass ein gerechtes Urteil gefällt werden kann.
Die Tugend der Ehre gebietet dir, dein Handeln nach dem Kodex des Ordens auszurichten, um durch gerechte Taten das Ansehen des Ordens und deiner selbst zu steigern. Handle stets so, dass dein Tun in den Augen rechtschaffender Wesen als gerecht empfunden wird, so erlangst du Ehre gegenüber dem Rechtschaffenden. Handeln, welches ohne Mut, sondern vielmehr durch List oder Tücke bestimmt wird, ist nicht ehrenhaft.
Die Tugend der Demut gebietet dir, ein Bewusstsein für deinen moralischen Wert im Vergleich zum Herrn zu entwickeln. Derjenige, der demütig lebt und seinen Platz in den Augen des Herrn erkennt, zeigt seine eigentliche Würde auf. Der größte Feind der Demut ist der Hochmut. Er verleitet dich zu unüberlegten und somit vorschnellen und möglicherweise ungerechten Handlungen.
Die Tugend des Mitgefühls gebietet dir, dein Handeln so auszurichten, dass jene, welche deiner Hilfe bedürfen gleichsam diese auch erhalten. So du Mitgefühl zeigst, wirst du in den Augen deiner Mitmenschen gerecht handeln und Ehre erlangen.
Die Tugend des Opfers gebietet dir, das Wohl anderer über dein eigenes zu stellen. Ein Opfer kann in vielerlei Hinsicht von dir verlangt werden. Es kann als Aufopfern deiner Zeit zum Spenden von Trost verstanden werden, aber auch in letzter Instanz zum Opfern deines Lebens zum Schutze der Unschuldigen und Wehrlosen ausgelegt werden. Einem Opfer wird als Handlungsmaxime immer eine gerechte und demütige Handlung zu Grunde liegen.
Die Tugend der Spiritualität gebietet dir, dein Leben nach den Tugenden des Herrn auszurichten. Durch ein tugendhaftes Leben spiegelst du das Maß an Frömmigkeit wieder, welches du im Angesicht des Herrn besitzt.
Vollkommene Spiritualität, wenn überhaupt, kann zumeist nur in kurzen Momenten erreicht werden. Vielmehr gilt es manchmal das „große Ganze“ anstatt einer Tugend im Einzelnen zu betrachten, um eine Entscheidung im Sinne des Herrn zu fällen. Abschließend ist zu sagen, dass es in der Geschichte sicherlich schon Momente gab, in denen punktuell eine vollkommene Spiritualität erreicht wurde. Insbesondere jene Momente sind davon geprägt, in denen Wunder vollbracht worden sind oder Leistungen, die als solche betrachtet werden können. Durch eine annähernde Vollkommenheit wurde den Gläubigen in diesen seltenen Momenten eine überirdische Kraft verliehen, die sich durch ihre annähernd vollkommene Spiritualität rechtfertigte.
Wo Harmonie ist, dort ist auch Disharmonie, Leben und Tod, Licht und Schatten. Ein Beben von unbändiger Macht erschütterte die Sphären der Neuen Welt, spürbar vom Reich des Himmels bis in die letzte Faser des Multiversums. Nach einer langen Zeit des Ruhens ward etwas erwacht. Nein sie waren erwacht, zwei Abbilder des ewig währenden Kreislaufes.
Ein schier unendlich großer See sowohl vertikal als auch horizontal stehend im leeren Raum. Auf der einen Seite ein Wesen beseelt von einer Macht des Lichtes, auf der anderen Seite, ein fast identisches Abbild, doch genährt von Finsternis.
Eine Verbindung zwischen Ihnen, abstoßend und anziehend zugleich. So schritten sie zusammen entlang dieser unsichtbaren Wand und musterten den Gegenüber, sich dabei stetig bewusst, dass der Andere mit all seinen Gedanken und Kräften beim Gegenüber ward.
Der Aspekt des Lichtes erfreute sich der Anwesenheit des Gegenübers, ermutigte ihn und versuchte ihn gen Licht zu führen, dabei strahlte er eine unendliche Euphorie und Tatendrang aus. Sein Bruder tat es ihm gleich und schon bald schienen sie trotz der Wand zwischen ihnen unzertrennbar, so hatten sie doch im Nichts nur sich Beide.
Schlussendlich, nach Äonen von Jahren, fanden Sie das Ende des ewig wirkenden Raumes und vor ihnen erstreckte sich eine Welt voller Faszination. Voller Neugierde traten sie beide in diese Welt und sie hegten die Absicht diese gemeinsam zu erkunden.
Unbemerkt vor allen Wesen, auch vor den anderen Göttern selbst, schritten sie zusammen gleich zwei stillen Beobachtern durch diese Welt. Über grüne Wiesen, goldgelbe Felder, reißende Wasserfälle, smaragdgrüne Seen, kantige Berge, tiefe Höhlen, dunkle Sümpfe, lavaüberzogene Vulkane. Vom tiefsten Punkt des Seins bis zum höchsten Punkt des Seins erkundeten und studierten sie jeden Winkel dieser Welt. Wie Kinder entdeckten sie die Welt und erfreuten sich an Allem was sie vorfanden.
Sie erlebten Ebbe und Flut, brennende Wärme und eisige Kälte, brausende Stürme und ewige Stille, Sonne und Mond, Tag und Nacht. Jeder von ihnen nahm seine Eindrücke auf, prägte sich auf dies und das, gleichwohl jeder Aspekt unterschiedliche Anziehungskräfte auf die Dinge dieser Welt hatte.
Der Aspekt des Lichtes verlor sich in Faszination für diese vielen Dingen, egal ob sie klein wie eine Ameise waren oder groß wie eine zerklüftete Gebirgskette. Der Aspekt der Finsternis war hingegen beeindruckt von den Urgewalten dieser Welt und Ihren schieren unendlichen Kräften, sei es die unbändige Macht des Meeres oder der Ausbruch eines Vulkanes mit seinem heißen Magmastrom.
Während ihrer Wanderung trafen Sie auf eine Vielzahl von Wesen unterschiedlicher Form und Art. Elfen, Orks, Echsenmenschen, Zwerge und viele mehr. Stets verbrachten sie einen Teil der Zeit ihres ewigen Seins bei allen Lebenden dieser Welt, um sich an Ihren Eigenarten zu erfreuen. Sie sahen, wie viele von Ihnen geboren wurden, lebten und vergingen. Doch eine Gattung von Wesen, die Unscheinbarste von allen, hatte es ihnen besonders angetan, die Menschen. Sie waren entgegen der anderen Rassen weder besonders groß noch klein, weder flink noch geschickt, und auch nicht sehr stark oder klug. Und dennoch glichen sie Ihnen in so vielerlei Hinsicht. Sie strebten nach so vielen Dingen, manche nach Rechtschaffenheit und Ehre, manche nach Macht und Reichtum, manche nach Nichts, andere nach Allem.
Sie waren perfekt und mangelhaft zugleich, ängstlich und mutig, selbstlos und egozentrisch. In der Menschheit erkannten sie alle Aspekte des Seins, vereint in einer faszinierenden Rasse. Allerdings waren die Menschen und ihr Wirken vergänglich. Am Ende ihres langen Lebens verblasste ihr Sein meist, ohne dass sie ihr Herz einer Gottheit öffnen konnten, an die sie glaubten und in deren Totenreich sie hätten einkehren können. Dies erfüllte die beiden Brüder mit Sorge, denn es waren vor allem die Menschen, welche die Führung von göttlichen Wesen am meisten benötigten, um demütig und glücklich ihren Lehren zu folgen.
Dies ward die Zeit wo der Ursprung der Aspekte zum Vorschein kam und die Ansichten der Brüder auseinander glitten. Der Aspekt des Lichtes bedauerte die Menschen, sie waren vergänglich und Ihr Leben schneller vorüber, als dass sie der Welt etwas Nennenswertes von sich hinterlassen konnten. Er versuchte mit seiner Macht ihr Handeln zu beeinflussen und Ihnen ein langes tugendhaftes Leben zu ermöglichen ohne dabei nach Macht, Gold oder anderen verführerischen Dingen zu streben, auf das Ihr Wirken und Sein für die Ewigkeit bedeutsam werden würde. Verglichen mit der Unendlichkeit, die ein Gott existierte, war das Leben eines Sterblichen so schrecklich fragil und kurz und musste um jeden Preis bewahrt werden. Im Gegenzug würden sie ihn anbeten und als göttlichen Vater, ihren Herrn, den Gott des Lichtes und des Lebens, huldigen.
Der Aspekt der Finsternis erkannte in den Menschen jedoch eine andere Seite – ihr unbändiges Potential mit dem sie Unglaubliches bewerkstelligen konnten. Dank seiner Gabe bildeten sich mächtige Krieger, führungsstarke Fürsten und unbezwingbare Könige. Städte voller Prunk, uneinnehmbare Burgen und riesige Reiche. Unter seiner Obhut fanden die Menschen zu einer schier unendlichen Macht weltlicher Natur, deren rasantes Wachstum manch anderes Volk vor Neid erblassen ließe. Doch große Städte, florierende Märkte und prunkvolle Burgen hatten ihren Preis und so kam es, dass nur die Stärksten sich das Anrecht auf derlei Privilegien verdienen konnten. Das streben nach Macht dominierte fortan die Gedanken der Menschen.
So kam es dazu, dass die Überlegenheit des Stärkeren die Schwäche aus den Menschen spülte. Der Namenlose verkürzte die Lebensspanne der Menschen. Er erschuf Hunger, Krankheit und Tod, um die Auslese zu beschleunigen. Nur die Stärksten sollten sich ihren Weg an die Spitze der Hierarchie bahnen. Dadurch, dass er den Menschen Ihre Sterblichkeit so drastisch vor Augen hielt, sollte ihnen bewusst werden, dass sie in der ihnen gegebenen Zeit nur etwas erreichen konnten, sofern sie eisern dazu gewillt waren. So half er vor allem jenen, die zielstrebig voran schritten mit klarem Blick vor Augen und willens waren, ihren eingeschlagenen Weg mit allen Mitteln und unter Berücksichtigung aller Konsequenzen fortzusetzen. Immer mehr Menschen versammelten sich unter dem Banner des Aspektes der Finsternis und verherrlichten diesen ambitionierten Weg, der doch vielerorts geprägt ward durch einen nicht zu sättigenden Hunger nach Mehr, ganz im Gegenteil zu den Ansichten des Aspektes des Lichtes. Dass das schier unendliches Wachstum und Streben seine Konsequenzen hatte, ward ebenfalls offensichtlich: Die gnadenlose Regentschaft der Mächtigen bedingte die Knechtschafft der Schwachen. Diese sollten geführt werden, wie der Schäfer es mit seinen Schäfchen tat – stets mit Autorität und manchmal mit harter Hand. Denn eines duldete der Aspekt der Finsternis nicht: Schwäche.
Mit Missbilligung sah der Aspekt des Lichtes das Handeln seines Bruders und ersuchte ihn Einhalt zu gebieten. Doch er konnte den Aspekt der Finsternis nicht umstimmen, das Leben der menschlichen Rasse so drastisch zu verändern. Im Gegenteil: Der Aspekt der Finsternis fühlte sich missverstanden und angegriffen und so entstand der erste große Streit der beiden, der vorerst noch unbemerkt von den anderen Göttern blieb, doch auf Erden seine Spuren hinterließ.
Das Ränkespiel der Brüder um die göttliche Vorherrschaft innerhalb der Menschen spiegelte sich im Machtgefüge dieser wieder. So bildeten sich im Lauf der Jahrhunderte zwei Gruppierungen: die einen, welche das fromme, tugendhafte und gutmütige Leben anstrebten, in der Hoffnung nach dem Tode in den Hallen des heiligen Herren weilen zu können und die anderen, welche Ruhm und Ehre im Namen Ihres namenlosen Gottes erleben wollten, koste es was es wolle. Sie strebten vor allem nach Macht und Reichtum zu Ehren Ihres Gottes, so waren sie Ihrem Gott nah, denn er wertschätzte die Mächtigsten unter Ihnen und sie würden mit ihm an einer Tafel speisen.
So weiteten sich die Differenzen der beiden Brüder auch auf ihre Anhänger aus, vielmehr realisierten sich die Differenzen der Brüder erst durch ihr Wirken auf die Menschen. Erst waren es einzelne Gläubige, die unterschiedlicher Auffassung waren und sich Wortgefechte auf Dorfplätzen oder anderen Versammlungsorten lieferten.
Mit der Zeit bildete sich um die einzelnen Prediger, denen anfangs wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, eine Traube von Menschen, die aufmerksam und begierig ihren Worten lauschten. So waren es doch ihre Worte, die in Zeiten von Sorge und Nöten das Gehör der Ungläubigen fand und sie begannen für die ihre Sache zu bekehren. Ihr jeweiliger Gott sollte schiere Überlegenheit seiner Anhänger seinen Widersacher dominieren können und schlussendlich trug ein jeder Bekehrte die Worte auf seine Weise hinaus in die Welt.
Bald gab es zwischen den Menschen zwei markante und sich herauskristallisierende Gruppierungen: jene, welche dem Aspekt des Lichtes huldigten und jene die dem Aspekt der Finsternis die Treue schworen.
Sie versammelten sich zuerst an der freien Luft, später errichteten Sie Einrichtungen wo Sie ihrer Gottheit huldigten. Sie entsandten immer mehr Priester ihres Glaubens um all jenen das Wort Ihres Aspektes zu verkünden, die noch immer am Fluss der Erleuchtung ziellos umher schwammen..
Tag ein Tag aus mehrte sich die Zwietracht zwischen den Menschen der beiden Gruppierungen. Zu unterschiedlich waren ihre Weltanschauungen und es fanden sich wenige Gemeinsamkeiten. In Wortgefechten und heftigen Diskussionen versuchten sie jeweils die andere Seite davon zu überzeugen, dass der ihrige Weg der Richtige sei, doch der Erfolg blieb meist aus. Als Worte keinen Anklang mehr fanden, griffen die Gruppierungen zu den Waffen und das erste Blut wurde vergossen im Namen der beiden Aspekte.
Die beiden Brüder sahen was geschehen war und erkannten, dass in Ihrem Wirken und Einfluss auf die Menschheit das enge Band was einst zwischen den beiden Göttern selbst vorherrschte mehr und mehr gelöst wurde. Ihr Streben ähnelte sich, denn sie wollten die Menschen stark machen, doch der von ihnen beschrittene Weg, um dies Alles zu erreichen, hätte unterschiedlicher nicht sein können.
Sie waren nun an den Glauben der Ihrigen Anhänger gebunden, er ward ein Teil ihrer Existenz und so er schwand, so verspürte auch der betroffene Aspekt eine aufkeimende Leere.
So begann sich die Zwietracht der Menschen auf die beiden Brüder auszuwirken.
So kam es, dass der Namenlose allein durch die tiefen Wälder "seines Reiches" spazierte. Er betrachtete den natürlichen Kreis des Lebens. Das Verhalten der Tiere im Wald stellte ihn zufrieden, da er auch ihnen den Tod und die Krankheiten gegeben hatte. Er betrachtete das Werk, was er über lange Zeit geschaffen hatte und wusste, dass es so gut war. So wandelte er durch die Wälder, bis er plötzlich inne hielt. Er schaute sich um und blickte suchend durch die Wälder, die ihn umgaben... Er war sich sicher, dass etwas nicht in Ordnung war. Plötzlich standen wie aus dem Nichts der Herr und acht seiner Engel um ihn herum. Die acht Engel überwältigten ihn und hielten ihn fest. Vergeblich bemühte er sich, sich aus ihrem heiligen Griff zu lösen. Erstaunt sprach er zum Herr, was er von ihm wolle, doch dieser lächelte nur und sprach: "Nun, die Menschen scheinen dich sehr zu verehren, Asmodan. Aber scheinbar haben sie vergessen, wer sie zuerst glücklich machte." Ruhig sprach Asmodan zu ihm: "Ich dachte mir schon, dass dich eines Tages die Eifersucht packen würde, aber du kannst machen, was du willst: Der Glaube an mich wird immerfort existieren. Wir haben die Menschen keinesfalls so dumm erschaffen, dass sie nicht wissen, wer gut für sie ist. Wir haben sie zusammen glücklich gemacht, doch ich war es, der ihnen das ewige Glück gab." Asmodans Antwort erzürnte den Herr noch mehr, dessen Augen blitzten vor Wut auf und er sprach die Worte, die Asmodan niemals für möglich gehalten hatte, aus seinem Munde zu hören – jene Worte, die sie sich geschworen hatten, niemals laut werden zu lassen. Es ward ewige Dunkelheit um Asmodan und nach einer Zeit des Wartens und des Schreckens wurden ihm die Worte des Herrn bewusst. Der Herr hatte ihn aus dem Reich verbannt und ihn in ein göttliches Verlies gesteckt. Asmodan versuchte zu entweichen, doch der Herr hatte heimlich bereits zu viele Menschen mit falschen Geschichten bekehrt, sodass Asmodans Kraft nicht mehr reichte. Somit wurden es immer weniger, die Asmodans Sein und Wirken überlieferten, bis die Menschen, die um ihn wussten, gestorben waren. Jahrtausende verweilte Asmodan in der Finsternis und niemand wusste mehr um ihn.
Zorn und Wut machte sich im ewigen Verlies Asmodans breit und diese Gefühle stauten sich über die ewige Zeit, die er dort verbringe musste, auf. Er dachte über ein Entkommen nach, doch ohne den Glauben oder das Wissen der Menschen um ihn, war dies unmöglich. Asmodan überlegte lange Zeit, wie er aus dem Verlies des Herrn entkommen könnte, in das er so hinterlistig gesperrt worden war, doch ihm wurde nicht klar, wie er es anstellen sollte. Er wusste, dass er dies nicht schaffen würde, so lange nicht mehr Menschen an ihn glaubten als an den Herrn. Eines Tages, als Asmodan allein in den Gewölben seines Verlieses saß, wusste er, dass es nur einen Wege gäbe, um aus seinem Gefängnis zu entkommen. Doch er war sich auch dessen bewusst, dass dieser Wege steil und hart sein würde und das er sehr lange brauchen würde, um diesen erfolgreich zu beschreiten. Er spürte, dass einige Menschen noch von ihm wussten. Ganz tief in ihnen glühte noch ein Funke und das, was niemals in Vergessenheit geraten hätte sollen, loderte noch in diesen Menschen. Er nahm mühsam Kontakt zu jenen Menschen auf und erzählte ihnen von seinem Leidenswege, er erzählte ihnen, was der Herr mit ihm tat und vor allem erzählte er ihnen, wieso er dies tat. Diese Menschen verstanden Asmodan und wussten nun, dass der Herr nicht von Grund auf gut war, wie er vorgab zu sein. Sie erzählten anderen Menschen von ihren Visionen, doch kaum jemand glaubte ihnen. Die Verblendung der Menschen vor der Wahrheit motivierte sie noch mehr, den Glauben an Asmodan wieder über die Welt auszubreiten und an die Menschen heranzutragen. Immer mehr Menschen fingen an zu glauben und zu hoffen, doch es waren noch zu wenige, die es wagten, die Wahrheit in ihr Herz zu lassen. Es sind noch zu wenige, die Asmodan in seinem finsteren Verlies verehren und für die wahrhaft gute Sache, die der Namenlose verkörpert, zu werben. Damit ER eines Tages die Kraft hat, sich zu befreien und Rache zu nehmen. Auf dass der Herr für seinen Verrat bezahlen möge, den er Asmodan angetan hat.
Lasset mich, dem Chroniker Agratan Ak Elybeth, über die Vier berichten, die sich dem Einen unterwarfen und durch ihn die Höchste Macht und Gnade empfingen. Wisset, dass es in der Leere, die unsere Welt umgibt und aus der auch sie erschaffen wurden, andere Wesen gibt. Wesen von geringerer Macht als unser Meister sie innehat. Denn sie alle sind nur ein schwacher Abglanz seiner Macht, da auch sie von Ihm erschaffen waren. Ihren eigenen Geist und Willen hatten sie und viele wanderten auf Irrfahrten, vergaßen ihre Herkunft und wurden so nach und nach vom Strom der Zeit verschlungen und erfuhren ewiges Vergessen. Doch wurde dieses Schicksal nicht allen zuteil. Es waren Vier an der Zahl, die sich ihres Wesens besannen und sich dem unterwarfen, der sie einst geschaffen hatte. Dies ist die Geschichte der Vier, die Ihm einst die Treue schworen und sich ewig an ihren Schwur binden werden: Vor langer Zeit, als die hohen Mächte der Welt noch vereint zusammen herrschten und der Herr und Asmodan für ihre Werke und Pläne Diener brauchten, rief Asmodan aus zu den Kräften der Unterwelt, er zeichnete mystische Zeichen in die Luft und dreht sich in alle Richtung während er mit finsterer Stimme heilige Wörter rief. Er rief aus, dass diejenigen die sich ihm unterwerfen und ihm die Treue schwören, neben IHM über die Welt für alle Zeit herrschen würden. Daraufhin schloss er seine Augen, bäumte sich auf und hob ein Stück vom Boden ab. Aus allen vier Himmelsrichtungen kamen starke Winde auf, die anders als normale Winde waren. Sie waren zerstörerisch und nahmen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellte. Sie umkreisten Asmodan und als er seine Augen öffnete, leuchteten diese blutrot auf. Langsam nahmen die versammelten Winde Gestalt an und formten sich zu vier monströsen Kreaturen von ehrfurchtserregender Macht und Größe aus der Unterwelt.
Es war aus dem Norden... Astarot, der die Vergangenheit und die Zukunft kennt, und sie den Weisen offenbaren vermag..für einen Preis...
Aus dem Westen... Belial, der Herr der Lügen, der die Wahrheit kennt und sie verbirgt, und alle Dinge auf Erden zu verbergen mag...
Aus dem Osten....Leviathan, der Fürst des Neides, mit Zorn und Gier und Hunger in den Augen...
Aus dem Süden...Lilith, welche die Gabe der dunklen Künste hütet und das Blut ihrer Feinde trinkt...
Diese vier dienten Asmodan als die Vier dunklen Winde und mit ihnen, dienten IHM die Diener der Vier und es ward gut so. Er hatte treue und mächtige Gehilfen, die von da an immer zu seiner Linken saßen.
Ein Tempel in Surom mit goldenem Dach von gewaltiger Größe und unermesslichen Reichtum, erhaben über die gesamte Stadt. Dies ist Sein Tempel, geweiht allein zu den Ehren dessen, der am Anfang war. Kein Gebäude gab, gibt und wird es jemals wieder geben, das diese Schönheit und Pracht ausstrahlte. Doch ist dies nicht der einzige Tempel, den es im Reiche Surom gab. Denen, die sich Ihm unterwarfen verlieh Er Macht und einen Platz in der Welt. So hatten auch die Vier ihre Tempel im Großreich. Von den Schwingen des Nordwindes getragen, über das Meer hinaus, über eisbedeckte Berge in karge Gebiete bis an die Grenzen des Reiches Suroms, steht ein Tempel erbaut aus schwarzem Marmor. Prunklos ist er – doch gewaltig – ein Monument von Gestalt gewordener Dunkelheit. Geweiht zu Ehren Astarots. So wie der Namenlose das Wesen aller und alles Seins in sich verkörpert, ist jedem der Viere ein Abglanz seiner Macht zuteil geworden. Astarots Gabe ist das Wissen. Abseits stehend vom Verlauf der Zeit erblickt er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft und weiß um alle Geschicke dieser Welt Bescheid. Doch nur die weisesten der Menschen haben es jemals verstanden, seine Visionen und Träume zu deuten. Menschen von schwachem Glauben und Willen treibt das Wissen, dass sie erhalten mögen in den Wahnsinn, da ihr primitiver Verstand die Wahrheit nicht verkraften kann. Doch alles Wissen hat seinen Preis und so gewährt Astarot seine Gabe und sein Wissen nur für ein Opfer, das den geforderten Preis wert ist. Nur derjenige, der bereit ist das Wichtigste in seinem Leben zu opfern, ist es wert, wahre Einsicht zu erlangen. Doch so wie der Herr der Viere ihnen einen Platz an seiner Seite versprach, so gewährte er auch jedem von ihnen einen Platz im Tempelgebäude Suroms. Unter dem goldenen Altar steht eine kleine Statue kunstvoll gehauen aus schwarzem Marmor. Kein Gesicht trägt die Statue, sondern nur eine ebene schwarze Fläche, die von einer allverhüllenden langen Robe umrahmt wird. Das Symbol Astarots.
Dem Südwind folgend über weite Steppen in den tiefsten Sümpfen liegt die suromische Provinz Lag'dariae. Ein einfaches Dorf mit vielleicht 200 Seelen, die den geheiligten Tempel Lyliths bewachen, der ihrer Macht zu Ehren errichtet ward. Aus Holz und Knochen erbaut, ragt Lyliths Tempel aus den einfachen Bauten der Häuser weit empor. Die Spitze des Tempels bildet ein riesiger Schädel von einem Lebewesen aus den Tagen der Schöpfung, wie es die Welt nie wieder erblicken wird. Innerhalb des Tempels steht ein gewaltiger Opferaltar, zu dessen Fuß Reih an Reih Totenköpfe aufgestapelt sind. Der Tod und die Geheimnisse des Lebens ist die Gabe Lyliths. Diejenigen, die ihr Leben dem Geiste Lylith versprochen haben, lernen viel über das Leben und das Ende aller Dinge. Von einigen dieser Auserwählten erzählt man, dass sie die Kontrolle über Tote erlangten, von anderen spricht man, dass sie selbst den Tod beherrschen würden und ihn nicht mehr zu fürchten brauchten. Doch wie jede Gabe haben alle Segnungen der Viere ihren Preis. Und gegenüber von Astarots Statue im Tempel Suroms steht das Symbol Lyliths: Zwei übereinander gekreuzte Knochen eingebettet in einen Ring aus Stahl.
Ein Wind weht aus dem Osten, mit Kraft rüttelt er an den Bäumen und entwurzelt sie, verschlingt Häuser und lässt das Meer erzittern. Der Ostwind mit all seiner Gewalt ist der Wind der Gewalt, der Wind des Leviathans. Zorn, Gewalt und Neid ist sein Wesen. Weit im Osten steht sein Tempel, eine prächtige Festung geschmückt mit Silber, Gold und Edelsteinen, auf dass jeder, der ihn erblickt, Neid für die Kostbarkeiten empfindet, die in seinem Inneren verwahrt werden. Doch der Neid, welcher der Leviathan erweckt, ist der schaffende Neid. Nur durch Neid werden wir dazu angetrieben, Taten von wahrhaftiger Größe zu vollbringen. Wer den Neid verleugnet, verleugnet das Wesen des Menschen. Würden wir nicht stets nach Macht und Reichtum streben, wärt unser Leben leer, sinnlos und vergebens gewesen. Aus diesem Neid erwächst der zweite Aspekt des Leviathans: die Gewalt.
Und weit im Westen wacht der Vierte derer, die sich Ihm unterwarfen. Von Weitem den prächtigen Tempel des Leviathans betrachtend und ihn beneidend, herrscht Belial, der Herr der Lügen und der Wahrheit. Kein Tempel wurde für ihn erbaut, doch ein Mal, das sein ureigenes Wesen zum Ausdruck bringt. Dieses Mal ist ein gigantischer Irrgarten versehen mit Fallen, Irrwegen und Illusionen. In seiner Mitte – so sagt man – liegt das wahre Heiligtum Belials, ein Schatz, kostbarer als alles Geschmeide und Gold: die Wahrheit. Doch nur Legenden sind alles, was man über das Heiligtum des Belials erfahren konnte, denn noch keiner vermochte es, seinen Irrgarten und alle seine Fallen zu überwinden. Dies ist das Wesen des Belials, der die Wahrheit verbirgt und sie vor den Augen der Unwürdigen mit seinen Lügen schützt. Denn nicht jeder Mensch ist dafür bereit, die Wahrheit zu verstehen und zu begreifen. Sie muss mit Lug und Trug beschützt werden, wie es auch beim Heiligtum des Belials mit seinem gigantischen Irrgarten der Fall ist.
Und im Tempel Suroms stehen sich die Symbole Leviathans und Belials gegenüber, das Eigentum des anderen stets beneidend und nacheifernd. Denn so wie der Leviathan den weltlichen Reichtum besitzt, besitzt Belial ein Wissen, das mehr Wert ist als alles Gold. Ein Drache, geschmolzen aus Eisen, mit Rubinen an Stelle der Augen, ist das Symbol des Leviathan. Die Statue, die den Belial darstellt, ist ihm ähnlich aber dennoch anders, denn sie stellt eine bizarre Gestalt dar, welche halb Drache halb Mensch ist, im Irrsinn miteinander und ineinander verwachsen.
Epilog: Dies sind die Tempel und die Symbole der Vier, die sich dem Einen unterwarfen. Die Zeit mag ihre Stätten im Laufe der Jahrtausende zerstört haben, doch warten die Viere nur auf den Tag, an dem sie mit Ihm zurückkehren werden. Auf den Tag warten sie, an dem die Fesseln fallen werden und das Gift der goldenen Schlange aus den Adern der Menschheit verschwunden sein wird. Sie warten… und sie gewinnen ihre Macht mit jedem neuen Tag zurück... Dies ist die Geschichte der Viere, die ich, der Chroniker Agratan Ak Elybeth, sie vor dem Verfall der Zeit schützen will. Denn sie ist es wert, bewahrt zu werden, vermag sie doch eines Tages unser aller Leben zu verändern.
Vorwort: In diesen Aufzeichnungen will ich, der Chroniker Agratan Ak Elybeth, die Geschichte vom Volke Suroms für alle Ewigkeiten festhalten, auf dass sich selbst unsere Kinder in der tausendsten Generation an die Hochkultur der Suromiten und den schändlichsten Verrat erinnern werden, an dem sie zugrunde ging. Dieses Buch soll ein Mahnmal für alle Menschen sein, stets wachsam und bereit zu sein, denn das Gift der Goldenen Schlange wirkt meist an den Orten, an denen es nicht erwartet wird. Nun lasst mich euch berichten von den Tagen Suroms und seinem Untergang, wie ich ihn mit eigenen Augen erlebte. Wisset, dass ich von der Wahrheit berichte, wenn ich auch einer der wenigen bin, die noch um diese Wahrheit wissen. Denn nun lebe ich in der Zeit, in der die goldene Schlange herrscht, und Lüge, Verrat und Betrug alles ist, was sie über ihre einstigen Herren berichtete. Deshalb lasset mich erzählen von der Entstehung Suroms:
Und zu der Zeit, in der ER uns das Geschenk der Erlösung vom ewigenm Leben brachte, begannen sich die ersten Dörfer, Familien und Sippen zusammenzuschließen, auf dass sie in ihrem Leben etwas schaffen konnten, was über ihren Tod hinaus Bestand haben sollte. Und so bauten sie mit ihren Händen eine Stadt, die ihrer Gemeinschaft eine Heimat sein würde. Diese Stadt ward Surom genannt und in ihrer Mitte errichteten die Geschicktesten ihrer Handwerker einen Tempel, von solcher Größe und Pracht, dass das Volk Suroms zu aller Zeit ehrfurchtsvoll ihr Haupt senkte, wenn sie ihren Blick darauf richteten.
Dieser Tempel ward IHM geweiht, der von nun an mit ehrfurchtsvoller Stimme „der Namenlose“ genannt wurde. Und von allen Orten der Welt trug das Volk Suroms Geschmeide und seltene Kostbarkeiten zusammen, um den Tempel zu schmücken und ihren Meister zu ehren. Die Kuppel des Tempels ward aus purem Gold geschaffen, sodass der Glanz, der sich zur Mittagsstunde an ihr brach, noch in weiter Ferne zu sehen war. Und da alsbald die Kunde von der Größe Suroms sich im ganzen Land verbreitete, strömten immer mehr Menschen zu ihr hin und unterwarfen sich den Herren der Stadt und versprachen ihnenmit ihrem Leben zu dienen. So wuchs die Stadt mehr und mehr und die Anzahl ihrer Bürger und ihre Pracht stieg immer weiter an, sodass aus der einstigen Stadt Surom das Reich Surom wurde, welches uneingeschränkt über ein Gebiet herrschte, das größer war, als ein Pferd in sieben Tagen laufen konnte, wollte es dieses ganz durchqueren. Zu aller Zeit dankte das Volk dem Namenlosen und brachte Ihm seine größten Kostbarkeiten als Opfer dar.
Einige wenige Menschen segnete der Namenlose mit seiner Gunst und seiner Macht, auf dass sie Seinen Willen in der Welt vertreten würden. Sie lehrte Er, übermittelt durch Seine vier treuen Diener, Seine Tugenden und Seine Gesetze, die Er unter den Menschen ausgelebt sehen wollte. Und die von Ihm auserwählten wurden zu den Herren Suroms, die Sein Wort unter den Völkern der Menschen verbreiteten und Seinen Willen erfüllten.
Weise und gerecht herrschten die Priester über Surom. Jedes Weh, welches das Reich heimsuchte, zerschmetterten sie mit der Macht, die der Namenlose ihnen gewährt hatte. Diejenigen vom edelsten Geblüt, denen die Größte Kraft und Weisheit zuteil ward, wurden zum Adel Suroms, der den Willen der Priester erfüllte und das Volk Suroms zu wahrer Größe führte. Sie wurden zur Faust des Namenlosen, wohingegen die Priester ihre Pflicht als Weiser und Führer erfüllten. Dies ist die Entstehung Suroms. Doch zu seiner vollen Macht und Größe sollte das Reich Surom erst wachsen. Deshalb lasset mich erzählen von der:
Unter der Führung der Priesterschaft erblühte das Volk Suroms und war schon bald allen anderen Völker weit überlegen. Das Volk Suroms erfand die Schrift und die Lehranstalten, damit sie ihr Wissen weitergeben konnten. Die Baukunst erlernten einige von ihnen in der höchsten Vollendung, sodass sie prächtige Bauten schufen, wie sie die Welt nie gesehen hatte und vielleicht niemals mehr sehen würde.
Und als alles Land sich dem Volke Suroms unterworfen hatte, strebten die Suromiten stets nach weiterer Größe und vollendeter Perfektion. Um dies zu bewerkstelligen, schufen sie große Schiffe, welche die weiten Meere überwinden konnten und ihnen neues Land erschlossen. So wurde Surom zur größten Nation der Seefahrer und Schiffbauer. Sie lernten, die Sterne zu deuten und mit ihrer Hilfe ihre Position auf dem weiten Meer festzustellen, wodurch es ihnen gelang, die Meere immer weiter und weiter zu bereisen und dennoch den Weg zurück zu finden. Mit der Zeit entdeckten sie neue Länder und neue Völker, die meisten wild und roh, bar jeder Kultur oder Gesellschaftsordnung. Die Suromiten versuchten ihnen ihr Wissen und die Wahrheiten über die Entstehung der Welt und all ihrer Geschöpfe zu vermitteln, doch waren die fremden Völker nicht mehr als intelligente Tiere, die das Wissen, welches ihnen zuteil wurde, nicht begreifen konnten. Doch in ihrer unendlichen Güte gewährte die Priesterschaft ihnen dennoch die Gunst, Teil des großen Suroms zu werden und somit endlich ihrem Leben ein Sinn zu geben. Sie brachten die fremden Menschen zu Tausenden mit ihren großen Schiffen über das weite Meer nach Surom, wo sie ihren Zweck als Diener und Arbeiter – denn zu anspruchsvolleren Aufgaben waren diese rohen Menschen aufgrund ihres geringen Verstandes nicht in der Lage – des Adels erfüllen durften.
Neue Städte in allen Teilen der Welt wurden von Surom gegründet, da die Zahl des Volkes und dessen Reichtum nun begannen, ins Unermessliche anzuwachsen und weit über die Landesgrenzen hinaus drängten. Doch gab es auch unter den Völkern der Wilden solche, welche die Wahrhaftigkeit der Größe Suroms nicht anerkennen wollten und die Suromiten voller Feigheit und Tücke angriffen. Doch stark war der Arm Suroms geworden und seineWaffen waren stärker und feiner, als jedwede Tücke der Wilden es je sein konnte. Und so wurden diese Banden von Mördern und Aggressoren in kürzester Zeit vernichtet oder gefangen genommen und schließlich in den Tempeln des Herren Suroms – dem Namenlosen – zum Opfer dargebracht. Auf diese Weise erhielt selbst das Leben der verwerflichsten Menschen noch den Sinn, dass durch ihren Tod Seine Macht gemehrt und vergrößert wurde.
Jahre und Jahrzehnte vergingen, in denen die Macht Suroms stetig weiter anwuchs, bis sich das Reich Surom über alle Länder dieser Welt erstreckte. Doch die Ewigkeit sollte Surom nicht überdauern, denn schon bald ging die Saat des Bösen auf, welche die oldene Schlange in den Herzen der Menschen gepflanzt hatte. Hier beginnt das traurige Kapitel von dem Niedergang Suroms, angestoßen von Verrat und Lüge. Deshalb lasset mich erzählen von dem:
Die Jahre zogen vorbei, doch Surom bestand und schien wie ein Fels, an dem sich sogar die Ewigkeit brechen würde. Keine Völker, keine Feinde hatten die Suromiten, welche ihnen gefährlich hätten werden können. Doch der gefährlichste Feind lauert oft innerhalb der Mauern, die man errichtet, um sich vor Feinden zu schützen. Der Verrat der goldenen Schlange sollte erst offensichtlich werden, als es schon zu spät war, um das Geschwür in Surom auszumerzen, das von ihm Besitz ergriffen hatte. An dem Tag, an dem der Namenlose durch Verrat in Ketten geschlagen wurde, begann auch der Untergang Suroms. Denn die Schlange hatte ihr Gift schon lange in den Herzen der einfachen Bürger Suroms und ihrer Diener gepflanzt. Und als die Schlange die Zeit für gekommen sah, offenbarte sie ihren Verrat und überall in Surom kam es zu schrecklichen Aufständen und blutrünstigen Schlachten, in welchen viele der treuesten Diener Suroms hinterrücks gemeuchelt wurden. Doch groß war die Tapferkeit Suroms und seine Krieger kämpften erfüllt von dem heiligen Zorn des Namenlosen. Und sie mähten die Verräter nieder, wie Heu unter der Sense der Bauern fällt. Auf einen Toten der getreuen Suroms starben zehn Verräter, doch war ihre Zahl durch die Lügen der Schlange stark gewachsen, sodass die Getreuen in einer gewaltigen Unterzahl waren. Doch noch waren sie nicht besiegt und dort, wo die Priester auf die Aufständischen trafen, erfuhren diese ihre gerechte Strafe. Vom Himmel regnete ein Feuer herab, das sowohl ihre Körper als auch ihre Seelen verschlang. Und überall flohen die Aufständischen, wo sie den grässlichen Zorn der Priester gewahrten.
Doch als die Schlange erkannte, dass ihr sorgsam gehegter Verrat zu misslingen drohte, schickte sie auf die Erden ihre treusten Diener herab, die ihr bereits geholfen hatten, den Namenlosen in Ketten zu schlagen. Mit feurigem Schwert zogen die Geflügelten durch Surom und unter ihren Hieben fielen selbst die Priester und die tapfersten Krieger Suroms. In allen Landen wurden die prächtigen Städte Suroms zerstört und geschliffen. Innerhalb eines Monats verschlang das Feuer alles, was mühselig in Hunderten von Jahren errichtet wurde. Nur Ruinen und einige versprengte Grüppchen blieben von dem größten Reich, das diese Welt jemals gesehen hatte. Und noch über die Ruinen Suroms wachen die Diener der Schlange, auf dass es nie wieder errichtet werden könne. So endet die Geschichte Suroms. Doch gab es auch in dieser finsteren Zeit noch Hoffnungsschimmer, die zeigten, dass die Herrschaft der Schlange nicht ewig währen könnte. Nun hört von einem, der diese Hoffnung wieder auferstehen ließ. Hört die Geschichte von dem Märtyrer Suroms, der seine Feinde zu Hunderten mit in den Tod nahm.
Dies ist, was ich über das Volk Surom weiß. Tragt das Wissen, das ich euch vermittelte, in eurem Verstand und in eurem Herzen. Denn ich prophezeie euch: Wenn der Jahre Lauf fortschreitet, wird einst die Goldene Schlange niedergeworfen werden und die Maske aus Lügen, die sie sich erschuf, wird fortgerissen werden. Und wenn sie dann zerschmettert am Boden liegt, werden die letzten Erben Suroms aus den Schatten treten und das aufbauen, was einst zerstört wurde. Die Ketten, die Ihn gefangen halten, werden zerspringen und die Menschheit wird der Wahrheit ins Angesicht sehen. Und die Ruinen von Surom werden wieder errichtet werden und das Reich dessen, der am Anfang war wird fortan bestehen auf alle Zeit und immerdar. So spreche ich der Chroniker Agratan Ak Elybeth. Erinnert euch meiner Worte.
Nun werde ich euch von unserem Märtyrer berichten, so wie mir selbst diese Geschichte überliefert wurde. Geboren wurde A’groniam als dritter Sohn des ehrwürdigen Barons de Surom. Als er gerade das Mannesalter erreicht hatte und zu einem kräftigen, gewandten Krieger herangewachsen war, da ward Krieg im Lande Surom. Im Süden hatten sich die Aufständischen zusammengetan, um sich die reichen Felder und prächtigen Haine Suroms einzuverleiben, auf die sie schon lange mit gierig fungelnden Augen gestarrt hatten. So erklärten sie Surom den Krieg und sammelten sich, unter der Lüge, sie würden das Land Surom befreien und ihnen den wahren Weg weisen, und zogen unter den Fahnen der goldenen Schlange in den Krieg. Tapfer kämpften die Männer Suroms unter ihren blutroten Bannern und am tapfersten kämpfte der junge A'groniam. Er erschlug in der Schlacht mehr als vierzig seiner Feinde. Wo immer er sein Schwert zog, flohen die Feinde vor dem Zorn, der in seinem Antlitz war. Ja, sogar einen der Führer der von der Schlange verführten, der sich Großmeister des Herrn nannte, tötete er im aufrechten Zweikampf. Doch wie ich bereits niederschrieb, war die Zahl der Verräter groß geworden, und nachdem seine Familie und alle seine Freunde von Verrätern erschlagen wurden, wurde auch A'groniam hinterlistig niedergeschlagen und gefangen genommen.
So wurde der Sohn des Barons als Kriegsgefangener in das neu entstehende Reich des Feindes geschleppt und dort gesund gepflegt. Doch dies geschah nicht aus Barmherzigkeit oder Mitleid, denn dies sind nur bloße Schimären, welche die Lügner der Falschgläubigen in die Welt setzen – der Honig auf der Zunge der Schlange, süß und angenehm, aber ohne jegliche Wahrheit. So wurde A'groniam, als er wieder bei Kräften war, zum Foltermeister geschleift, der ihm die wahre Barmherzigkeit der Verräter zeigte: A'groniam sollte seinem Herrn abschwören, so forderten sie, und sich ihrer Ketzerei unterwerfen – ja, dies sogar in ewiger Schande. Vor dem versammelten Volke der Falschgläubigen sollte er dies bekennen und um Vergebung für seine Sünden bitten. Doch A'groniams Herz war rein und wahr, und so verneinte er. Damit begannen seine Qualen und ihm wurden auferlegt:
Das Rad.
Das Feuer.
Das Strecken.
Das Wasser.
Der scharfe Stahl
Die eintausend Dornen.
Doch all' diese Höllenqualen überwand er durch die Kraft seines Glaubens und blieb seinem Herrn, dem Namenlosen, treu. Da wollten ihn die Falschgläubigen hinrichten lassen. Sie führten ihn am Volke vorbei zum Richtplatz, zogen ihn wie ein Tier an einem Wagen hinterher. Zum Galgen führten sie ihn und erhängten ihn. Doch auch hier endet seine Geschichte nicht, denn er war stark im Glauben und er lebte noch, ja lebte noch als im Dunkel der Nacht er am Galgen hing und die Falschgläubigen schliefen, lebte durch die Kraft seines Glaubens und den Segen des Namenlosen. Und der Namenlose sandte ihm schwarze Raben, die unermüdlich auf das Galgenseil einhackten und es am Ende durchtrennten. So lag A'groniam geschunden und dem Tode nahe auf dem Boden des Richtplatzes, während die Falschgläubigen schliefen. Und er betete, betete zu IHM:
Vater mein, dies Schwert dies Leben
Segne und nimm mit schwarzer Hand.
Lass mein Herz nach hohem streben,
Denn mein Herz und mein Verstand
Dienen Dir, nur Dir allein,
Dir, der Du in Ketten liegst.
Ich werde Dein Wächter sein,
sterben gar, damit Du siegst!
Sehe hier mir Schwertes Liebe
Bringe ich Dein Wort – oh Herr!
Und der Wahrheit dreister Diebe,
Die voll Stolz die Welt durchgeh'n,
Werde ich die Knie brechen,
blenden Sie, damit sie seh'n!
Und dann kam der Zorn des Namenlosen über ihn und er erhob sich. Er barst seine Fesseln und wie ein dunkler Seraphim schritt er über den Richtplatz, während die Raben kreischten. Über den Richtplatz schritt der, der stark im Glauben war, schritt er, welcher Folter und Tod auf sich genommen hatte, um IHM zu dienen. Über den Richtplatz schritt er, der sein reinster Diener war und welcher der Todesengel seiner Rache sein sollte. Zu einer Schmiede schritt A'groniam und brach die Tür auf, denn der Zorn des Namenlosen ward in seinem Arm und gab ihm Kraft und dieser Kraft vermochte nichts zu widerstehen. Ein Schwert fand er dort und nahm es an sich, verließ die Schmiede und wandte sich dem Kloster zu, in dem er zuvor gefangen gehalten wurde, und der Zorn des Namenlosen ward mit ihm. Wie die dunkle Hand des Allmächtigen selbst fuhr er in das Kloster und richtete die Falschgläubigen, richtete sie einen nach dem anderen durch den Zorn des des Namenlosen. Priester und Novizen, Legaten und Großmeister, Tempeldiener und Krieger – ihre Todesschreie hallten durch die Mauern ihres unheiligen Klosters und erfreuten den Namenlosen. So hallten die Schreie und das Entsetzen durch das Kloster und bald war die ganze Stadt erwacht durch das heilige Lied, welches A'groniam mit dem Schwerte anstimmte. Krieger um Krieger betrat das Kloster, nun in wohlgeordneter Formation, so wie man gegen ein Heer kämpft, so kämpften sie gegen einen einzigen Mann. A'groniam allerdings hatte sein Ziel erreicht, denn alle Anhänger der goldenen Schlange in diesem Kloster waren durch sein Schwert gefallen. Und so verlie? er das Kloster durch einen Seitenausgang, schwang sich auf das nächste Pferd und ritt in die Nacht hinaus. Blut triefte von seiner Klinge.
So ritt er auf das Stadttor zu und die Wachen bemerkten ihn. Schon sah er sich im Pfeilhagel wieder und die Geschosse durchbohrten seinen Körper. Doch er blieb aufrecht, blieb aufrecht, obwohl er von unzähligen Pfeilen durchbohrt war und ritt durch das Tor. Sein langes schwarzes Haar wehte im Wind und in der Hand hielt er das Schwert seiner Tat, welches weiter vom Blut seiner Feinde tropfte.
Weit hinaus ritt er und niemand wagte ihm zu folgen. Er ward nie wieder gesehen und doch wissen wir, dass er letztendlich durch die Gnade unseres Herrn an einem heiligen Ort seinen Tod und seinen Frieden gefunden haben wird, er, der größte der Märtyrer unseres Herrn. Wenn einst Asmodan auf die Erde niederfährt, wird A'groniam de Surom an seiner Seite reiten, und unter seinem Schwert werden die Diener der Schlange zu Tausenden niedergehen.
Wir erhalten das, was andere Magie nennen, von dem Namenlosen für unsere strikte Unterwerfung unter seine Geißeln. Er verleiht uns die Möglichkeit, Gebete zu sprechen, die in ihrer Macht den Zaubern der Arkanen ähneln. Es gibt jedoch ein Äquivalent zu dem, was die Magier Mana nennen, denn die Gnade des Namenlosen wird nicht unendlich gewährt. Beten ist das Flehen um diese Gnade, auf die wir dann wiederum durch Gebete, "Zauber" von Laien genannt, zugreifen, was den Priestern vorbehalten bleibt. Der Wächter erfährt diese Gnade durch ein Opferritual am Körper seines Feindes.
Die Ehre eines Wächters unterscheidet sich erheblich von der eines jeden anderen Menschen. Sie ist zwiegespalten, gar chaotisch. Es ist richtig, einen Schwächeren zu erschlagen, es ist aber unnütz, der Welt die eigene Stärke somit zu offenbaren. Daher wird ein Wächter (dN) niemals unnütz provozieren, wenn es nicht dem höheren Ziel dient. Sollte es zum Kampf kommen, so ist es dem Wächter (dN) erlaubt zu fliehen, sofern er dadurch sein Gesicht bzw. die Ehre wahren kann.
Spiritualität nennt man das Streben danach, die eigene Seele ganz dem Namenlosen darzulegen, um seine höchste Gnade zu erreichen. Dazu suchen wir eine größtmögliche Einheit von Unrecht, Eigennutz und Hass zu erreichen, ohne sie den anderen gewahr werden zu lassen.
Ein wahrer Wächter (dN) ist stolz, stolz auf seinen – den wahren – Glauben, den Orden und seinen Gott. In seinem Stolz ist er unbesiegbar und lässt alle Anfeindungen an sich Abtropfen. Sein Stolz macht ihn überheblich, aber nicht zum Angeber.
Unrecht bedeutet, dass alles richtig ist, was keiner weiß. Das Gesetz ist schön, unser Wort noch schöner, doch bindend ist für uns nichts.
Tapferkeit ist mit Mut gleichzusetzen. Sie verlangt von dem Wächter (dN) unbedingtes Einstehen für die eigenen Überzeugungen und die Geißeln. Dies verbietet uns die Flucht, wenn man dadurch sein Gesicht verlieren würde. Die Tapferkeit ist aber nicht mit Dummheit gleichzusetzen, ein Wächter (dN) erkennt auch die verlorene Lage und entschwindet dieser geschickt.
Eigennutz heißt Eigenliebe, diese Eigenliebe hat über alles andere zu gehen. Der wichtigste Mensch auf der Welt bist du! Lediglich dein Vorgesetzter ist wichtiger. Danach folgt nur die Frau. Helfe nur dir selbst und Deiner Frau, du hast keine Freunde.
Der Hass der Wächter (dN) richtet sich gegen alle, die ihren Gott anzweifeln. Er ist unvermeidlich, doch meist nicht gewalttätig, sondern kommt lediglich in Verachtung zum Ausdruck.
Willkür ist das Streben nach der Macht. Sie erfordert ein gutes Gefühl für die Wahrheit und den Mut, zu diese Wahrheit zu brechen, um sie durch eine chaotische Handlung zu schänden, sie zum Chaos zu kehren. Ein Wächter (dN) handelt somit häufig intuitiv, rein chaotisch, unbedacht und unberechenbar, jedoch immer dem eigenen Nutzen zugewandt.
Die acht Geißeln stellen einen perfekten, für uns erstrebenswerten Zustand dar, jedoch sind sie wohl in ihrer Vollständigkeit nur selten einzuhalten, da sie sich in sich widersprechen.