Wieder saß er am Abend vor dem Fell, auf dem das Dorf Fjellgat grob aufgezeichnet wurde. Irgendwo hinter ihm prasselte ein kleines Feuer und erhellten den Raum, in dem er stand, nur mäßig. Die Wärme, die selbst das kleine Feuer erzeugte, reichte ihm jedoch vollkommen. Während er die notdürftige Karte studierte, hier und dort ein Zeichen darauf Malte dachte er nach. Viel war geschehen in den letzten Tagen und er war immer seltener alleine. Da waren die drei frischen Thrymm'tacks, die vor kurzem von ihrer Bransla zurückgekommen waren und dann von ihren Erlebnissen erzählt hatten. Der erste war Khulbor gewesen, den er nach Süden geschickt hatte um als Unterhändler Gespräche zu führen mit den Bewohnern der Stadt jenseits der Drachenhöhle. Der Werager war unverletzt wieder zurückgekommen und hatte die Kunde von seinem Gespräch mit sich gebracht. In Gedanken musste er Khulbor Respekt zollen, der Mann war auf seinen Befehl hin ohne zu zögern nach Süden gereist und hatte seine Aufgabe zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt.
Nur einen Tag später waren Rhandra und Solvaig zusammen zurückgekehrt und hatten von ihren Erlebnissen berichtet. Rhandra erklärte, dass sie Sieg und Treue gefunden hatte, als sie eine Frau vor einem Überfall bewahrte und sie so auf gewisse Weise die Treue der Frau ernten konnte. Er dachte sich, dass Rhandra sicher noch an ihren Erzählkünsten arbeiten konnte, offenbar war ihr der Hang zur Übertreibung, die seinem Volk innewohnte, nicht mit in die Wiege gelegt worden. Seis drum, sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und nicht nur eines, sondern beides gefunden, das sie suchen sollte.
Solvaig begann damit ein Lied zu singen und spielte dazu auf einer Laute. Rashka ertappte sich dabei, wie er unbewusst angefangen hatte, die Melodie des Liedes zu summen und nach einem Moment leise einige Worte des Textes zum Besten gab. "Überall war sie bekannt, wurde sie die wiederkehrende genannt" Er war sich nicht ganz sicher, ob der Liedtext so stimmte, aber für ihn war es nah genug dran. Auch Solvaig hatte das erfüllt, wozu sie ausgeschickt worden war und hatte neben dem Lied viele Geschichten zu seinem Stamm zurückgebracht. Die Abende am Lagerfeuer würden damit sicherlich aufgeheitert werden.
Alle drei hatte er zu Släktings erhoben und jedem von ihnen eine Narbe verpasst, zum Zeichen dafür und ihnen schließlich noch ein Vaenkniv überreicht. Khulbors Vaenkniv hatte eine leicht gekrümmte Klinge und den Kopf eines Raben als Knauf, zudem einige Verzierungen in Form von Windböen und einigen Runen, die in das Heft graviert worden waren.
Rhandras Vaenkniv war gerade, etwas länger und besaß eine schmale Klinge. Der Knauf des Messers war wie ein Wolfskopf mit befleckten Zähnen gearbeitet. Ebenso wies die Klinge einige Verzierungen auf, die aussahen, als wären kleine wolfsähnliche Fußabdrücke auf dem Heft abgebildet.
Solvaigs Vaenkniv war ebenfalls leicht gekrümmt, wobei die Messerspitze weiter eingedreht war und fast wieder auf den Träger zeigte. Der Griff war aus einem Hirschhorn gearbeitet und am knaufende wies es einige Verästelungen auf. Die Verzierungen auf dem Heft sahen aus wie die Seiten einer Laute, zwischen denen Runen abgebildet waren.
Noch am selben Abend waren Davind und Celestin nach Fjellgat gekommen und während er sich mit Davind unterhielt und hitzige Worte mit ihm austauschte, stritt irgendjemand im Hintergrund mit Celestin. Er konnte nur flüchtig zuhören und konnte nicht recht folgen, worum es in diesem Streit ging. Ihm war das Gespräch mit Davind in diesem Moment wichtiger und so konzentrierte er sich auf den kleinen Handwerker aus Nebelhafen. Er dachte bei sich, dass er sich Davind nicht zornig vorstellen konnte oder dass er jemanden beschimpfen würde. Auch wenn das Gespräch anstrengend gewesen war, so hatte man sich doch einigen können und nicht wichtiger für ihn, man hatte sich zu beiderseitiger Zufriedenheit geeinigt.
Er zeichnete wieder ein Kreuz auf einem der Vierecke ein, die eine Hütte darstellte, um offenbar zu markieren, welche Arbeit getan war. Dann sah er kurz nach oben zur Decke, wo er auch beim schlechten Licht einige frische Balken und Bretter sehen konnte. Begleitet von einem tiefen Brummen schüttelte er den Kopf und dachte daran, wie die Löwentöchter ins Dorf geritten kamen. In feine Gewänder gehüllt und für seinen Geschmack etwas zu unpraktisch gekleidet waren drei oder vier von ihnen erschienen und sprachen etwas von einem Kampf oder einer Herausforderung. Gor hatte wohl Celestin oder Celestin hatte Gor herausgefordert. Nun ihm war es gleich gewesen, wenn die zwei Gegeneinader antreten wollten, jeder Kampf in der Grube von Fjellgat war ihm gerade recht. Das Versprechen eines Zweikampfes an der Grube hatte mehr her angelockt und so füllten sich die Sitzbänke nach und nach. Skadi und Samira hatten sich auch noch eingefunden und Kratt vom Stamm der Zwerge ebenso. Dem Kampf in der Grube ging hin und die beiden schenkten sich nichts. Gor, war ungestüm im Kampf und machte sich einen Spaß daraus, die Löwentochter zu verhöhnen. Die Beleidigungen trafen ihr Ziel und zeigten Wirkung, denn Celestins Angriffe wirkten überhastet und von Zorn getrieben. Allerdings war Gor sich irgendwann seiner Sache zu sicher und unterschätzte die kleine Amazone. Ein Fehler, den man nie begehen sollte, ganz gleich, wer der Gegner war, so machte, Gor einen dummen Fehler und drehte sich mit dem Rücken zu seinem Kontrahenten. Es kam wie es kommen musste und Gor wurde niedergerungen und schmeckte dann den bitteren Geschmack der Niederlage. Niederlagen waren aber oft ein Geschenk, zumindest wenn sie nicht endgültig waren, boten sie einem die Möglichkeit sich zu verbessern. Er würde selbst dafür Sorgen das Gor besser werden würde, wenn der Werager das nicht selbst tat.
Als der Kampf beendet war, beglückwünschte er Celestin zu ihrem Sieg und sprach davon, dass andere Aufgaben wichtiger wären als die Grube mit Blut zu tränken. Er hoffte das Sarmatijasch ihn verstand und vergab für diese unüberlegten Gedanken. Dennoch, das Dorf musste wieder aufgebaut werden und er wollte sich nicht zu viel Zeit dafür lassen. Er hatte den Satz nicht ganz beendet da, so kam es ihm vor, sprach Niriel davon abzuziehen und davon, dass sie selbst genug zu tun hätten. Das hatte sie nicht davon abgehalten, Solvaig für den Ausbau ihrer Stadt einzuspannen. Er legte den Gedanken zu einem anderen und schnaubte vor sich hin.
Der Aufbau war ihnen mühselig von der Hand gegangen, hatten sie zumindest drei Hütten wieder instand gesetzt. Das große Langhaus hatte am längsten gedauert, denn sie mussten einige Schäden in den Wänden reparieren, einen Großteil des Bodens neu decken und viele stellen am Dach ausbessern. Beim Lagerhaus sah das etwas Besser aus, da es schon von den Pflanzen befreit war, mussten sie nur das Dach neu eindecken, die Türen austauschen und die Tische und Truhen austauschen....