Die Geschichte eines Artefaktes

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Yez'na
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Die Geschichte eines Artefaktes

Beitrag von Yez'na »

Bezugnahme auf den Thread viewtopic.php?f=6&t=5952
„Und wenn ein Qu’ellar das Schicksal der Orthagyrrh ereilt (…), so ist es nicht nur physisch aus jenerdieser Ebene getilgt, sondern es erfolgt ebenso eine K’olathi – eine Säuberung aller existierenden physischen Dinge, die auch nur auf ein schwaches Flackern der einstmaligen Existenz hinzuweisen vermögen. (…) denn es hat sich als nicht würdig erwiesen, auch nur in einer einzigen Erinnerung zu existieren…“
(Auszüge aus einer steinernen Inschrift an einer Tempelwand in Menzoberranzan, der größten und mächtigsten Stadt der Ilythiiri der stofflichen Ebene)
Sie hatten, nach Monaten des Umherirrens, des Reisens und der Zurückhaltung, Besitz ergriffen von diesem Ort im Unterreich, der wohl dereinst von anderen Ilythiiri bewohnt worden war und machten sich ihn untertan. Es wurde beräumt und repariert, um ihn in neuem Glanze erstrahlen zu lassen. Fast alles, was an die einstigen Bewohnenden erinnerte, wurde mit großer Sorgfalt getilgt.

So machten sich die Neuankömmlinge langsam auf, nicht nur weiter alles instandzusetzen oder noch schöner werden zu lassen, nein, sie öffneten auch endlich ihre mitgebrachten Truhen. Gepäck, Material, heilige Reliquien… Es galt, zu prüfen, was teilweise in aller Hektik aus Sold Orbb' mitgenommen worden war, es zu sichten, auf Schäden oder Fehlendes zu untersuchen und endgültig Einzug in die Stadt zu halten.

Irgendwo… In den von Filifar sorgsam bewachten Kisten, deren Siegel noch nicht gebrochen waren, befand sich die Sammlung der Schriften des Qu’ellars. Über Jahrhunderte hinweg stetig ergänzt und erweitert, glich es am ehesten einer Chronik der einstmaligen Stadt, war es doch das Haus gewesen, was am längsten existiert hatte.  Und irgendwo zwischen den vielen Büchern und Folianten könnten sorgsam agierende Ilythiiri folgende Pergamentfetzen entdecken, alle unterschiedlichen Ursprungs von offenbar unterschiedlichen Verfasserinnen und Verfassern, daber doch direkt beieinander liegend, als würden sie zusammengehören
 

(...)
Endlich ist es vollbracht. Der Kristall gab keinen Laut von sich, als er zersprang. Wir, die Muttermatronen der ersten fünf Qu'ellar der Stadt Nar'shel haben unsere Kraft gebündelt und auf das Artefakt gelenkt, um es zu zerstören. Der Boden des Thronsaals Lua'raes war gesäumt von den Leichen der Hausangehörigen. „Keine Überlebenden“ hatte der Befehl gelautet und die Soldaten hatten sich daran gehalten. Der Kristall ist zerstört, das Haus Lua'rae ist zerstört. Möge jedes beteiligte Haus als Zeichen des Ruhmes einen der Splitter an sich nehmen und dafür sorgen, dass sie in alle Welt verstreut werden, auf dass sie nie wieder jemand zu finden und zusammenzusetzen vermag
(...)

(nach der offiziellen Rassenhausgeschichte Lua'rae auf DnW)
 
(...)
Er wurde in fünf einzelne Splitter gebrochen...
Sie zusammengesetzt ergeben jenen dunklen Kristall. Er ist anders als jene, die die Völker der Oberfläche mühsam der Erde abringen und zu facettenreichen Schmuckstücken verarbeiten. Beim Aufprall von Licht bricht er es nicht in die vielen unterschiedliche Farben, nein, er saugt jede noch so schwache Helligkeit in sich auf und verwandelte sie in tiefste Schwärze, die ihn fast wabernd umgab. 

*unleserlicher Teil*

Sagen und Geschichten ranken sich um den Kristall, Lloth selbst könne ihn geschaffen und genau deshalb würde sich alles einfallende Licht – selbst das dunkelste – verfinstern, andere Erzählungen behaupten zudem, der Stein habe große magische Fähigkeiten, die ihrem Besitzer nahezu grenzenlose Macht verleihen. 

Wir werden ihn wieder zusammensetzen und Lua’rae auferstehen lassen!
(...) 

 
(nach der offiziellen Rassenhausgeschichte Lua'rae auf DnW)
 

(...)
Und Aun’atar, ernannter Quel’el’saruk, entpuppte sich als Bastard des Hauses Lua’rae und Bruder jener unsäglichen Bae’queshel, die hier einer Schabe gleich ihr Unwesen treibt und davon spricht, dass sie die Gunst der dunklen Mutter besäße. Er versammelte eine nicht unerhebliche Anzahl Soldaten und niederen Adel und stellte sich offen gegen mich und den Qu’el’faruk und drohte, unser Qu’ellar dem Erdboden gleichzumachen. So ließ ich ihn ziehen…

Lloth prüft uns - und auch dieser Prüfung werden wir mit all unserer Macht entgegentreten. Wir werden uns sammeln und zum Gegenschlag ausholen und dafür sorgen, dass dieser unsägliche Kristall, über die dieser schändliche Verräter in seinem Tagebuch schrieb, niemals wieder erstehen wird und dass dieser Abschaum niemals zu alter Macht finden wird.

Filifar ultrin!



 
Zuletzt geändert von Yez'na am 05 Mai 2024, 17:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Mizrae
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Re: Die Geschichte eines Artefaktes (Der Faerzress-Kristall)

Beitrag von Mizrae »

Die wertvollsten Relikte, Utensilien und Schriftstücke waren noch immer in ihrer seefesten Versiegelung in Kisten gefangen. Ummantelt von Schnüren und einer dicken Schicht Wachs - nichts durfte an die unersetzbaren Objekte der Dunkelelfenkultur auf der Neuen Welt geraten. Auch beim Auspacken des Heiligsten dürfen Unbefugte oder unwürdige Ilythiiri nicht in Kontakt mit dem Inhalt kommen. So kam es, dass die Ilharess des Hauses Filifar höchstpersönlich sich um das Öffnen der Versiegelung kümmerte - alleine. In einem der Türme des renovierten Tempels zückte Mizrae ihren Dolch und durchtrennte einige Schnüre von einer dieser Kisten - wobei die Wachsschicht in der Kühle des Unterreichs einfach abblätterte. Wenige Handgriffe später hörte man schon die Scharniere quietschen beim Aufstemmen des schweren Truhendeckels. Faerzressverseuchte Augen erblickten den Inhalt. Unter einer Schicht aus Pilzschwamm, der als Polster diente, befanden sich und viele Pergamente. Diese wurden aus der Kiste befreit und sorgsam von Mizrae auf den Tisch gestapelt. Der Boden der Kiste war mit Büchern und Folianten gefüllt. Eines davon fischte Mizrae heraus und kippte das Buch in eine Vertikale zum Lesen des Titels, als dann schon Pergamentfetzen sich zwischen den Buchseiten befreiten und zu Boden segelten.
Die Augen, die eine magisch anmutende Lumineszenz besaßen, sahen dem Fetzen hinterher. Die obsidianschwarzen Finger griffen nach dem Fetzen, als dann schon die ersten Zeilen gelesen wurden:
(...)
Endlich ist es vollbracht. Der Kristall gab keinen Laut von sich, als er zersprang. Wir, die Muttermatronen der ersten fünf Qu'ellar der Stadt Nar'shel haben unsere Kraft gebündelt und auf das Artefakt gelenkt, um es zu zerstören. Der Boden des Thronsaals Lua'raes war gesäumt von den Leichen der Hausangehörigen. „Keine Überlebenden“ hatte der Befehl gelautet und die Soldaten hatten sich daran gehalten. Der Kristall ist zerstört, das Haus Lua'rae ist zerstört. Möge jedes beteiligte Haus als Zeichen des Ruhmes einen der Splitter an sich nehmen und dafür sorgen, dass sie in alle Welt verstreut werden, auf dass sie nie wieder jemand zu finden und zusammenzusetzen vermag
(...)


Sofort lupfte die Dunkelelfe ihre Augenbrauen empor. War da wirklich die Rede davon, dass Lua’rae einst einen intakten Kristall der “fürchterlichen Macht” inne hatte? Yez’na Erzählungen zufolge hieß es lediglich, dass Lua’rae sich durch Erlangen des Artefaktes eine Machtsteigerung versprochen hatte und nicht, dass das Artefakt die Essenz der Macht war. Der Kristall sei laut ihr niemals vollkommen gewesen. 
Fast wie aus einem Reflex heraus ballte Mizrae ihre Hände zu Fäusten. Beinahe wurde das Pergamentstück zerknüllt.
Sofort packte die Ilharess wieder das Buch, aus dem der erste Fetzen fiel. Nach etwas Schütteln und Rütteln fiel ein weiterer Pergamentfetzen zu Boden. Wenig später dann noch einer. 
Beide wurden aufgehoben und gelesen:
(...)
Wir werden ihn wieder zusammensetzen und Lua’rae auferstehen lassen!
Sagen und Geschichten ranken sich um den Kristall, Lloth selbst könne ihn geschaffen und genau deshalb würde sich alles einfallende Licht – selbst das dunkelste – verfinstern, andere Erzählungen behaupten zudem, der Stein habe große magische Fähigkeiten, die ihrem Besitzer nahezu grenzenlose Macht verleihen. 
*unleserlicher Teil*
Sie zusammengesetzt ergeben jenen dunklen Kristall. Er ist anders als jene, die die Völker der Oberfläche mühsam der Erde abringen und zu facettenreichen Schmuckstücken verarbeiten. Beim Aufprall von Licht bricht er es nicht in die vielen unterschiedliche Farben, nein, er saugt jede noch so schwache Helligkeit in sich auf und verwandelte sie in tiefste Schwärze, die ihn fast wabernd umgab. 
Er wurde in fünf einzelne Splitter gebrochen...
(...) 

(...)
Und Aun’atar, ernannter Quel’el’saruk, entpuppte sich als Bastard des Hauses Lua’rae und Bruder jener unsäglichen Bae’queshel, die hier einer Schabe gleich ihr Unwesen treibt und davon spricht, dass sie die Gunst der dunklen Mutter besäße. Er versammelte eine nicht unerhebliche Anzahl Soldaten und niederen Adel und stellte sich offen gegen mich und den Qu’el’faruk und drohte, unser Qu’ellar dem Erdboden gleichzumachen. So ließ ich ihn ziehen…
Lloth prüft uns - und auch dieser Prüfung werden wir mit all unserer Macht entgegentreten. Wir werden uns sammeln und zum Gegenschlag ausholen und dafür sorgen, dass dieser unsägliche Kristall, über die dieser schändliche Verräter in seinem Tagebuch schrieb, niemals wieder erstehen wird und dass dieser Abschaum niemals zu alter Macht finden wird.

Filifar ultrin!

Mizrae starrte nun nach dem Erfahren der Offenbarungen in Richtung einer Wand, die mit unzähligen Spinnen-Reliefs durchsetzt war. Völlig regungslos stand sie da, einzig das Feenfeuer in ihren Augen bewegte sich durch tänzelnde, feine und violette Flämmchen. 
Die Dunkelelfe drehte sich dann mit einem Ruck herum, wobei ihr Piwafwi durch die Fliehkraft nach außen flog. Mit rascher Schrittfolge verließ die Ilharess den Turm von Lloths Tempel. Die Pergamentstücke in ihrer Hand.
Das Auspacken der “Umzugskisten” wurde erst einmal verschoben. 


 
Zuletzt geändert von Mizrae am 05 Mai 2024, 17:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Yez'na
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Re: Die Geschichte eines Artefaktes (Der Faerzress-Kristall)

Beitrag von Yez'na »

(...)

Die Splitter, fünf an der Zahl, waren von tiefer Schwärze, die ihnen alle Umrisse nahmen und sie schienen jeden noch so kleinen Lichteinfall regelrecht zu verschlucken. Mizrae beäugte sie eingehend, ehe sie zu sprechen ansetzte:

 Kurios... 

Sie sind in meinem Besitz. Und nun weiß ich, was seine Macht ist. Der Kristall vermag alles Licht und Strahlung zu absorbieren. Er wird auch das Faerzress aufnehmen können. Jedoch... Ist er noch immer zerstört. Wenn wir einen Weg finden, ihn zusammenzufügen... Dann könnte es sich als Gefäß eignen. Seine Eigenschaft schützt das innere vor jeglicher Form von Licht. Wir konnten sein Material nicht ergründen. Ich sah weder davor oder danach diese Dunkelheit, die an die Abysse selbst erinnert. So... Als sei es ein Bruchstuck davon, dass seinen Weg in unsere Ebene fand.

Mizraes Blick wurde nachdenklich. Sie streckte die Finger aus, nahm sich eines der Artefaktstücke, rotierte es hin und her, ehe sie es wieder zurücklegte. Augenblicke verstrichen, wurden von Sekunden zu Minuten… Dann – Ein Nicken.

Und ich werde es nicht bereuen dir dabei zu helfen?

(...)
 

 
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Mizrae
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Re: Die Geschichte eines Artefaktes

Beitrag von Mizrae »

Ein Narbondelzyklus war vergangen, seit Mizrae die Pergamentfetzen entdeckt hatte. Die Ilharess war souverän genug, sich während der alltäglichen Abläufe nichts anmerken zu lassen, trotzdem verfiel sie hier und da ein längeres, leeres Starren. Selbst die Ruhe in der Meditation zu finden, misslang ihr. Zu viele Fragen hielten die Gedanken auf penetrante Art und Weise wach. Lange war es her, dass sie von so einer Nervosität erfasst wurde - sonst war die Ilharess immer besonnen. 
Und hatte immer die Kontrolle. 
Selbst die große Prüfung der Göttin, die "Überfahrt", hatte sie souverän ertragen und in dem Chaos ihr Qu’ellar und auch die anderen Ilythiiri mit harter Hand gelenkt.
Vielleicht lag es aber daran, dass diese Situation mit dem Geschenk der Göttin, der Hohepriesterin Yez'na, zu tun hatte… 
Natürlich erinnerte sich die Dunkelelfe an den einstigen Dialog mit ihr..
 
Und ich werde es nicht bereuen, dir dabei zu helfen?
 
Wer bin ich, dir dieses Versprechen geben zu können?
 
Nun, in der Tat hätte ich mir diese Frage sparen können…

Warum war Mizrae nun trotzdem überrascht? Eine Ilythiir, die die Wahrheit verbarg, die offenbar log, um Pläne zu verfolgen, war alles andere als unerwartet.
Und doch… Es traf sie.
Sie seufzte leise. Kurios. 
 
Sind diese Fetzen von Pergament überhaupt echt?
Wurden sie dort vorsätzlich platziert und zu welchem Zweck?
Wie konnten die Pergamentstücke unterschiedlichster Herkunft zusammenfinden?
War es vielleicht das Werk der Göttin höchstpersönlich oder einer ihrer Vertreterinnen?


Ganz gleich, ob mit Antworten oder ohne, eines war zweifellos: Sie musste handeln. Eine neue Prüfung. Eine Prüfung mit ganz persönlicher Natur.  
Mizrae überlegte sich ihren ersten Sava-Schachzug - beim Starren in die Leere.
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Mizrae
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Re: Die Geschichte eines Artefaktes

Beitrag von Mizrae »

Zeit war vergangen. Doch Antworten auf diese Fragen gab es keine. Zu sehr wurde die Ilharess von destruktiven Gedanken ohne jegliches Ziel dominiert und sie fühlte, dass ihr Verstand wie gelähmt war. Es war, als wäre ihre Seele überzogen von einem grauen Schleier, welcher dem bunten Farbspektrum des Unterreichs trotzte. Es fühlte sich an wie… Einsamkeit.
Als mächtigste Priesterin konnte sie ihre vorherrschende Stellung nur durch wohlkalkulierte Distanz und Unnahbarkeit halten. Einsamkeit war ein Gefühl, welches jeder Ilythiir kannte und welches sich, je höher der hierachische Aufstieg ging, immer stärker in den Verstand schob. Was nur konnte dieses Gefühl tilgen? 
Das Geschenk der Göttin... Sie war ihr nah - Aber zugleich doch vollkommen fern. Mizrae fühlte, dass dieser Umstand ursächlich zu ihrer Situation beitrug. Was hatte es nur vor? 
Lloth war noch mit ihr, da war sie sich sicher - ein Fehlen der Gunst würde sich direkt bemerkbar machen. Aber trotzdem - Mizrae war der Überzeugung, dass in diesem Moment Lloth's Lächeln keines des Wohlwollens war, sondern eher ein Resultat von Amüsement und Spott. Die Absichten der Dunkelelfengöttin waren immer diffus - eine Logik suchte man vergebens. Göttin des Chaos. Das wusste die Erzpriesterin natürlich - und doch wurde sie mit dieser neuen Prüfung eiskalt erwischt. 
Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, sie musste im Drowalltag funktionieren. Jedes Zeichen der Verunsicherung würde man als Schwäche auslegen und zu ihrem Nachteil werden lassen.
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